Es war eine Generalabrechnung – vor allem mit Ulrich Deller, dem Chef bei Ecolo in Raeren. Sein Wort sei nichts wert, so Güsting. Deller habe ihm versichert, ein Koalitionsbruch stehe nicht bevor, um ein Wochenende später ein neues Bündnis zwischen Ecolo und CSL zu präsentieren. Das bezeichnete Güsting als hinterlistig. Deller richte mit diesem Verhalten großen Schaden an. Wörtlich sagte Güsting, Deller ziehe die Kommunalpolitik tief in den Dreck.
In der Sitzung wollte Deller darauf nicht reagieren. Dem BRF sagte er, Güsting verdrehe die Tatsachen. Ecolo wolle sich nicht länger von der Liste "Mit uns" unter Druck setzen lassen.
Güsting rief die CSL-Mandatare indes auf, die Entscheidung zu überdenken und bot Gespräche an, um eine neue Mehrheit aus "Mit uns" und CSL zu bilden. Drei Schöffenämter warf er in den Ring – Bürgermeister soll aber er selbst bleiben.
Jérôme Franssen von der CSL wollte Güstings Angebot vorerst nicht kommentieren und möchte sich mit seinen Fraktionskollegen beraten. In einer CSL-Ecolo-Koalition soll Franssen Raerens neuer Bürgermeister werden.
Erwin Güsting kündigte zudem an, dass "Mit uns" jedem Raerener Haushalt ein Rundschreiben zukommen lassen wird, in dem die Liste ihren Standpunkt verdeutlicht.
Weil gesetzliche Fristen für ein Misstrauensvotum einzuhalten sind, konnte der Gemeinderat am Donnerstagabend noch nicht über einen Mehrheitswechsel abstimmen. Ein Datum für die Sitzung, bei der die alte Mehrheit ab- und die neue Mehrheit eingesetzt werden soll, gibt es noch nicht.
Zu der Sitzung waren ungewöhnlich viele Zuschauer in den Bergscheider Hof gekommen. Darunter waren viele, die auf der Liste "Mit uns" kandidiert hatten.
Lichtfarbe von Straßenlaternen sorgt für ersten Koalitionsbruch bei Abstimmung
Bei der Frage nach der Lichtfarbe für Raerens Straßenbeleuchtung stimmten CSL und Ecolo in der Sitzung erstmals gemeinsam gegen die Liste „Mit uns“.
In den nächsten Jahren sollen alle Straßenlaternen energiesparende LED-Lampen erhalten. Erwin Güsting befürwortet dazu ein sogenanntes "neutral-weißes Licht". Das benötige weniger Strom, erhöhe die Sicherheit und sei jetzt schon bei einem Drittel der Laternen im Einsatz. CSL und Ecolo wollen sich hingegen erst von Ores beraten lassen, ob ein "warm-weißes Licht" die bessere Wahl sein könnte.
Olivier Krickel
Hier zeigt sich, dass es in der Politik keine Freude gibt, sondern nur gemeinsame Interessen. Die Geschehnisse in Raeren bestätigen alle Klischees über Politik wie Wortbruch, Intrigen, etc. Am besten wären Neuwahlen.