Die Popularität des Lütticher Flughafens wird nicht von allen Menschen geteilt. Bierset ist aktuell das einzige Drehkreuz der Weltgesundheitsorganisation auf dem alten Kontinent, um Corona-Hilfsmaterial zu verteilen. Dazu kommt, dass der chinesische Internetriese Alibaba dort ein riesiges Verteilzentrum für ganz Europa baut.
Die Unternehmen und Organisationen, die ihn nutzen, freuen sich natürlich darüber, dass es kein Nachtflugverbot gibt. Als direkter Anwohner ist das logischerweise alles andere als idyllisch.
Aber auch Einwohner aus deutschen Grenzgemeinden protestieren immer häufiger. Die Aachener Zeitungen schreiben jedenfalls, dass sich die Leserbriefspalten füllen. Und nicht nur in Belgien weiß man, dass die Start- und Landebahn um etwa einen Kilometer verlängert werden soll, damit auch die Frachtbeförderung zunehmen kann. Eine Entscheidung dazu wird im Jahr 2023 erwartet.
Derzeit läuft eine Umweltverträglichkeitsstudie. Wenn das Ergebnis vorliegt, können Bürger Anfang des nächsten Jahres erneut Bemerkungen und Kritik anbringen. Normalerweise ist das nur den betroffenen Anrainergemeinden vorbehalten. Aber auch angrenzende Kommunen können ihre Standpunkte einreichen.
Einige deutsche Bundestagsabgeordnete der Grünen warten nicht darauf. Sie haben die Bundesregierung nach ihrer Einschätzung gefragt. Wie die Aachener Zeitung berichtet, gibt es auch eine Antwort aus dem deutschen Verkehrsministerium. Und dort sieht man keinen Handlungsbedarf.
In dem Antwortschreiben heißt es: "Die durchschnittliche Überflughöhe über Aachen liegt bei 4.000 Metern. In diesen Höhen ist nicht mehr mit unzumutbarem Fluglärm zu rechnen." Wahrscheinlich ist das nicht die Reaktion, auf die man gehofft hatte. Jedenfalls sieht die deutsche Bundesregierung sich nicht veranlasst, das über einen Staatsvertrag zu regeln, so wie zum Beispiel für die Flughäfen Salzburg und Zürich.
Abgesehen von den Politikern gibt es noch andere Protestgruppen. Der Aachener Stadtverband des Naturschutzbunds (Nabu) hat eine Stellungnahme bei der Lütticher Stadtverwaltung eingereicht. Er lehnt den Ausbau des Flughafens und die Ausweitung des Frachtflugverkehrs kategorisch ab.
Die Naturschützer bringen als Argument auch das Atomkraftwerk von Tihange vor. Tihange sei nur unzureichend gegen Flugzeugabstürze oder Terroranschläge mit Flugzeugen gesichert.
Jedenfalls erwägt die Aachener Nabu-Gruppe auch eine Beschwerde bei der Europäischen Kommission. Auch eine Klage wird nicht ausgeschlossen.
az/mz