Helene Franken (*01.02.1897 Saarau, +28.10.1986 Herbesthal) war eine Wegbereiterin in vielerlei Hinsicht. Vor knapp 100 Jahren kam sie aus ihrer Heimat Schlesien nach Eupen. Eine Anzeige hatte die Fotografin dorthin gelockt. Glück für den Eupener Fotografen Caspar Franken und seinen Sohn Leo. "Der Leo war zwar als Nachfolger von Casper Franken bestimmt, hatte aber wenig Lust, das Geschäft zu übernehmen und träumte davon, eine Landwirtschaft zu übernehmen", erklärt Marcel Bauer, der ein Buch über die Fotografen-Dynastie geschrieben hat.
"Der Vater suchte händeringend nach einem Nachfolger und da meldete sich zufällig eine junge Dame aus Schlesien. Sie hatte eine Anzeige über ein Aachener Pfarrblatt bekommen und stellte sich in Eupen vor. Und dann hat es bei Leo gefunkt und er hat sich sofort in diese junge, hübsche Dame verliebt."
Kurze Zeit später sind sie verheiratet. Das Paar übernimmt das Fotostudio, das noch bis ins Jahr 2010 in der Neustraße existiert - in der Nähe des künftigen Helene-Franken-Wegs. Mit elf Kindern sichern Helene und Leo den Fortbestand der Fotografen-Dynastie.
Die Foto-Sammlung von Familie Franken erstreckt sich über 120 Jahre. Wichtige Zeitdokumente - festgehalten unter anderem in dem Buch "Das gläserne Gedächtnis" von Marcel Bauer. "Helene war eine hervorragende Fotografin. Es war damals sehr ungewöhnlich, dass eine Frau einen Meisterbrief machen konnte in Fotografie, denn für die damalige Zeit war das ein Hightech-Beruf. Sie hatte sich mehrmals beworben in Böhmen und Österreich, war als Frau aber immer abgelehnt worden", weiß Bauer. "Aber sie hatte immer den Willen und das Streben, selber als Fotografin tätig zu sein."
Eine besondere Frau in der damaligen Zeit. Enkelin Gaby Franken hat ihre Oma aber auch als Familienmenschen in Erinnerung. Zu den Enkeln und Urenkeln hatte Helene einen guten Draht. "Ich habe sie als sehr lebendige Frau in Erinnerung und sie liebte Kinder über alles", sagt Gaby Franken. "Wir waren 30 Enkelkinder, es konnten nie alle auf einmal kommen, aber es war immer ein großer runder Tisch gedeckt - und das Spannende war: Es gab einen Teller für zwei Kinder. Das fanden wir ganz besonders aufregend", erinnert sich Gaby Franken.
Fotos spielten in der Familie immer eine große Rolle. "Es wurden Fotos gemacht und angeschaut", erinnert sich Gaby Franken. Die Enkelin von Helene hat aber nicht nur deren Fotos aufbewahrt, sondern auch Rezepte und Gedichte der Oma. Und auch das Buch "Das Leben ist eine Herrlichkeit", in dem Helene Franken ihre Memoiren verewigt hat, hat Enkelin Gaby noch als Erinnerungsstück.
Dass ihrer Oma jetzt auch in der Öffentlichkeit in Form eines Straßennamens gedacht wird, freut Gaby Franken: "Meine Oma kommt zu Ehren." Wenn die aktuellen Bauprojekte im Bergviertel beendet sind, wird es am Park Loten bis hin zur Neustraße dann einen Helene-Franken-Weg geben: In Eupen erst die zweite Straße mit einem Frauennamen. Das war der Frauenliga und dem Viertelhaus Cardijn aufgefallen, die der Stadt den Namen vorschlug.
Noch ist vor Ort - am Park Loten - aber nur eine Baustelle. "Als dann im Zuge der Baustelle der Französischen Schule klar wurde, dass ein neuer Weg entsteht, hat unsere Bürgermeisterin sich an den Vorschlag erinnert", erzählt Benjamin Fleig, der Projektmanager vom Bergviertelkomitee. "Es passte wie die Faust aufs Auge, denn es ist nicht nicht nur der südliche Zugang zum Park, sondern wird sich runterziehen bis hin zur Neustraße", wo eben auch das Fotostudio der Familie Franken war.
In ein paar Jahren wird dann der Weg an Helene Franken erinnern. Auch Fototafeln, die den Anwohnern das Leben und Werk von Helene Franken näher bringen sollen, kann sich Benjamin Fleig vom Bergviertelkomitee dort in einigen Jahren gut vorstellen. Viele der Anwhohner im Bergviertel sind übrigens genauso wie Helene Franken Einwanderer. Auch in diesem Sinne war Helene also eine Vorreiterin.
Und vielleicht werden ja noch weitere Frauennamen in Eupens Straßenbild Einzug finden. Es wäre jedenfalls nicht das erste Mal, dass Helene Franken als Wegbereiterin dient.
rasch/mg
Frau Franken in allen Ehren, aber diese neue Idee überall in Belgien, aus Frauenquotengründe, Tunnel und Straßennamen zu ändern ist wieder einmal nicht durchdacht worden, denn spätestens in drei Jahren muss jedes GPS Gerät in Autos für teures Geld geupdatet, da nichts mehr stimmen wird...
Werter Herr Müllender,
Ich sehe in dem Artikel zu der Entscheidung in Eupen eine Straße nach einer Frau zu benennen nichts verwerfliches, noch finde ich nichts von einer Entscheidung dies nun in ganz Belgien zu tun. Dies würde ich allerdings auch begrüßen.....
Wo ist ihr Problem?
Ob diese Entscheidung durchdacht ist oder nicht, liegt sicherlich im Sinne des Betrachters. Nur aus Geldgründen darauf zu verzichten Wegbereiterinnen auch in dieser Form sichtbar zu machen, man muss ja dann sein GPS updaten, ist doch kein Argument sondern eine typisch blöde männliche Bemerkung. Merken Sie hoffentlich selber....
Es ist aber auch ein Drama, dass man gerade Sie nicht zu ihrer Meinung gefragt hat, sonst hätten Sie es denen aber mal richtig gezeigt, was?
Bravo für diese Replik, liebe Frau Spoden! Das saß !
Ansonsten, werter Herr Müllender, befürchte ich, dass Sie den Artikel nicht gründlich gelesen hatten: Da der betreffende Weg noch eine Baustelle ist, hätte Ihr Navi auch dann aktualisiert werden müssen, wenn er nach Alexander dem Großen oder Pastor Dingenskirchen getauft worden wäre! Übrigens: der im Prinzip bei Männern stärker ausgeprägte Orientierungssinn geht verloren, wenn man sich zu oft auf sein GPS verlässt.
@ Frau Spoden, typische feministische Einstellung, ich fordere eine Männerquote - Ironie aus...
@ Herr Tychon, ich habe früher noch mit Plan und Karte gearbeitet um meine Kunden auszuliefern in der vor-GPS-Zeit, und die Zeitersparniss seitdem es GPS gibt, kann mit niemanden bezahlen.
Ich finde, die Benennung von Straßennahmen eignet sich ganz und gar nicht für eine ideologische Debatte zum Thema Geschlechtergerechtigkeit. Wenn überall in Europa ein Ungleichgewicht "zugunsten" des s.g. starken Geschlechts festzustellen ist, dann ist das vor allem der patriarchalischen Vergangenheit unserer Gesellschaft geschuldet. Es wäre m.E. ein Irrtum, diese Diskrepanz jetzt noch für an angestrebtes Gleichgewicht aufholen zu wollen. Helene Franken hat sich als tüchtige Unternehmerin verdient zu gemacht. Zur damaligen Zeit machten Frauen höchstens Karriere als Ordensfrau (s. Josephine Koch). Eupen hat übrigens noch einige verdiente Söhne der Stadt in der "Wartschleife". Natürlich hoffe ich, dass diese künftig nur deshalb nicht mehr zu Ehren kommen, weil sie etwa das "falsche" Geschlecht" haben 😉
🤔... und aus der Frankendelle machen wir eine Frikadelle 🌭 , sonst haben wir in Eupen zwei Straßen mit Franken.