Vor gut einer Woche fiel die Entscheidung: Haareschneiden im Friseursalon ist seit diesem Samstag wieder erlaubt. "Als die Ankündigung kam, hat es nicht mehr aufgehört. Bis 21 Uhr abends hat das Telefon ohne Unterbrechung geklingelt", erzählt José Leclerc, der einen Frisiersalon in Eupen betreibt.
"Es war spannend und lustig. Meine Frau und meine Töchter haben sehr gelacht über diese Situation. Aber ich war darauf vorbereitet: Das Handy war voll geladen, ich hatte Kopfhörer vorgesehen. Und alles hat gut geklappt. Effektiv haben die Leute wirklich darauf gewartet. Meine Schwester Sonja, die mit mir arbeitet, hatte auch schon eine Liste von Kunden, die sie angeschrieben hatten, um einen Termin zu bekommen."
Die Reaktionen waren durchweg positiv und die Kunden hatten auch sehr viel Geduld, schildert Leclerc. "Die Leute waren sehr glücklich und dankbar. Wir haben eine tolle Kundschaft, ich habe keinen Kunden gehabt, der Druck gemacht hat, um noch dazwischengeschoben zu werden. Alle haben gesagt: Wir haben schon so lange gewartet, es kann auch eine Woche später sein. Das war super."
José Leclerc hat die Öffnungszeiten verlängert, um den vielen Anfragen gerecht zu werden. "Die nächsten zwei Wochen haben wir sehr viel zu tun. Dann wird es wieder etwas ruhiger werden. Wir haben jetzt auch Sonntag und Montag geöffnet und arbeiten nicht nur acht Stunden. Ich hatte dreieinhalb Monate Urlaub, dann kann ich jetzt auch ein bisschen mehr arbeiten ..."
"Zwischen den Kunden wird desinfiziert, was wir sowieso immer gemacht haben, und es wird gelüftet. Außerdem haben wir so ein CO2-Messgerät gekauft. Im Moment sind die Zahlen immer grün, das klappt also. Ich habe sehr viel Platz hier und sehr viele Kubikmeter Luft, in kleineren Salons ist es vielleicht etwas schwieriger."
Zu den Regeln gehört, dass nur ein Kunde pro zehn Quadratmetern in den Salon darf und dass die Kunden draußen warten müssen. Bei dem Wetter nicht ideal, aber José Leclerc beruhigt: "Ich glaube nicht, dass jemand draußen warten muss. Es muss ja jeder auf Termin arbeiten und ich denke, alle haben sich so organisiert, dass niemand draußen warten muss."
"Im Sommer werden die Kunden vielleicht fragen, ob sie draußen warten dürfen, aber im Moment sicher noch nicht." Eine andere Regel, die es auch schon bei der ersten Wiederöffnung gab: Es werden keine Getränke ausgeschüttet und wer etwas lesen will, muss seine eigene Zeitschrift mitbringen. Und natürlich gilt Maskenpflicht. Im Salon "Philosophie" liegen chirurgische Masken für die Kunden bereit.
Die strengen Regeln sind kein Problem - weder für die Kunden, noch für die Friseure, sagt Leclerc. Andere leiden sehr viel stärker unter der Situation. "Wir sind sehr froh, wieder unsere Kunden zu sehen. Ich denke sehr viel an die jüngeren Menschen, die zu Hause sind und nicht zur Uni oder zur Schule dürfen. Ich habe sehr viel Mitgefühl für die Jugend, die kein richtiges Leben mehr hat, keins trinken gehen darf. Wir Erwachsene sind ja mit der Zeit etwas stiller geworden, aber die Jugend tut mir leid, die müssen es wirklich schwer haben."
"Ich habe eine Tochter, die studiert, jetzt aber nicht zur Uni darf. Sie ist jemand, der sonst sehr viel lacht und ich habe in den letzten Wochen gemerkt, dass es komplizierter wird. Aber sonst geht es uns privat gut, das Leben geht weiter. Meine Frau hat nie aufgehört zu arbeiten. Und ich arbeite zusammen mit meiner anderen Tochter. Wir hatten also beide das Glück, dass wir einen Friseur zu Hause hatten! Manchmal war es auch eine lustige Situation."
Katrin Margraff