Der Küsch trägt Trauer: Dieses Jahr ist das Kelmiser Karnevalssymbol nicht bunt geschmückt, sondern in grau und schwarz gekleidet. Und dort, wo sonst am Altweiberdonnerstag die Au Wiever außer Rand und Band sind, standen an diesem Morgen nur ein paar Marktbuden.
Für das Kenehemo-Land steht fest. "Es ist ein schwarzer Tag, auch wenn heute die Sonne scheint. Es ist traurig, dass wir nicht wie gewohnt feiern und durch die Straßen und Kneipen ziehen können", sagt Kulturschöffe Mirko Braem, selbst begeisterter Karnevalist.
Doch so ganz klanglos wollten er und seine Mitstreiter den Karneval doch nicht vorüberziehen lassen. Und so suchten sie nach Alternativen. Trotz einiger Kontroversen fanden die Beteiligten einen gemeinsamen Nenner und erstellten ein kleines Programm.
Dazu gehört auch die Klümpchenaktion. "Es ist Tradition, dass der Karnevalsprinz und verschiedene Gruppen Klümpchen von ihren Wagen zu den Leuten werfen. Wir haben diese Tradition aufgegriffen und haben für jeden Schüler in der Großgemeinde Kelmis ein Tütchen mit Klümpchen vorbereitet. Wir haben dann auch die Altenheime mit eingebunden, weil sie sich jedes Jahr die Züge anschauen. Heute und morgen werden wir die Runde machen durch die Schulen und die Altenheime."
Auch für den Traditionssonntag hat die Gemeinde etwas Besonderes geplant: eine aufgezeichnete Talkrunde, die über die Sozialen Medien und Youtube ausgestrahlt wird. Dabei sind verschiedene Traditionsvereine, aber auch Wagenbauer, Ex-Prinzen und Vertreter der Fußgruppen. Dazu gibt es Karnevalsmusik.
Die Kelmiser haben sich aber auch noch eine anderes ehrgeiziges Ziel gesetzt: eine Live-Show per Internet am Karnevalssamstag ab 19Uhr. "Mit Auftritten, Interviews, Einspielungen von Prinzen. Und was ganz schön sein wird: die Leute können sich beteiligen. Es wird dazu einen Teams-Link geben, wo die Leute sich zu Hause dazuschalten können. Wir können dann diese Bilder für alle freigeben. Das wird bestimmt eine spannende Sache", hofft Braem.
Für Rosenmontag - traditionell der Höhepunkt der karnevalistischen Session - hat Kelmis keine Veranstaltung geplant. Dann sei die Gelegenheit, eine Runde durchs Zentrum zu drehen, wo viele Geschäfte mit Traditionskostümen dekoriert sind - eine Initiative der Ex-Prinzen.
Dass es an den Karnevalstagen zu unerlaubten Feiern oder öffentlichem Alkoholkonsum kommen wird, damit rechnet der Schöffe nicht. "Man sieht es auch an den Corona-Zahlen, dass Kelmis sehr vorbildlich handelt. Ich denke, dass das auch in der Karnevalszeit so sein wird. Es wird kein Großaufgebot aufgefahren. Natürlich ist das auch Aufgabe der Polizei, dies zu machen. Da möchte ich mich bestimmt nicht einmischen."
"Aber ich denke, dass die Kelmiser doch erwachsen und vernünftig genug sind. Denn wenn wir nächstes Jahr Karneval feiern wollen, müssen wir eben jetzt den Gürtel nochmal etwas enger schnallen. Es ist zum Wohl aller, und ich hoffe, dass sich jeder an die Regeln halten wird."
Michaela Brück
Der Küche trägt keine Trauer, sondern das Kostüm des Altweiberkomitee...