Der erste Impfdurchgang in den ostbelgischen Seniorenheimen ist abgeschlossen. Nun haben Menschen wir Catherine Pothen Vorrang. Die selbstständige Krankenpflegerin pflegt die Patienten in ihren eigenen vier Wänden
Das Pflegeteam ist in den Gemeinden Büllingen und Bütgenbach unterwegs. In der Coronazeit hat sich die pflegerische Tätigkeit verändert. "Seit der zweiten Welle arbeiten wir nur noch mit FFP2-Masken. Das ist sehr anstrengend", beschreibt die Pflegerin die Arbeit.
Die ambulanten Pfleger sind Teil der ersten Impfphase und haben derzeit Anrecht auf zwei Impfdosen. Catherine Pothen erhielt ihre Einladung per Mail und hat diese ohne Zögern angenommen.
"Erstens fühle ich es als meine Pflicht meinen Patienten und unseren Senioren gegenüber. Diese fragen uns sehr oft, ob wir uns impfen lassen. Ich finde es ganz normal, dass ich dann ja sage - auch um sie zu schützen. Die andere Sache ist: Covid wird nicht einfach so verschwinden. Wenn wir nichts unternehmen, werden wir von einem Lockdown in den nächsten gehen."
Die Situation schlage allen Generationen aufs Gemüt, den Senioren genauso wie den Jugendlichen. "Und es ist wirklich auch mein Ziel, durch die Impfung eine gewisse Freiheit wiederzuerlangen. Für mich und für die anderen, für alle Generationen!", so Catherine Pothen.
Ihren ersten Impftermin hatte die Krankenpflegerin in der St. Josef-Klinik St. Vith. Dort dauerte es fünf Minuten, bis sie geimpft war. Eine weitere Viertelstunde wurde abgewartet, ob eventuell Reaktionen auftreten.
"Ich selbst habe noch kein Corona gehabt, also war noch nicht krank. Ich denke, das Risiko durch eine Impfung ist bei mir weitaus kleiner, als wenn ich die Krankheit wirklich bekomme. Ich weiß ja nicht, wie die Krankheit sich bei mir auswirken würde. Ginge es glimpflich vorüber, würde ich sehr krank, hätte ich Spätfolgen durch Corona?"
Catherine Pothen ist froh, dass sie diesen ersten Schritt gemacht hat. Die Risiken einer Ansteckung kann sie vermindern. Und dennoch gehört der direkte Kontakt zu Menschen in ihrem Beruf dazu.
Chantal Scheuren
Vielen Dank, Frau Pothen, für den Mut dieses Zeugnisses!
Ich habe Ihr Beispiel in einer öffentlichen Facebook-Gruppe vorgestellt, in der auch einige Kranken- und Altenpfleger/-innen Mitglied sind, und erhielt neben manchen positiven, durchaus auch kritische Rückmeldungen.
So wurde bspw. angemerkt, dass es noch keine Studien darüber gäbe, ob die Impfstoffe von Pfizer und Moderna das Risiko einer Weitergabe des Virus verminderten (meines Wissens gibt es eine solche nur im Hinblick auf das Vakzin von AstraZeneca).
Was ich aus den Kommentaren herausgelesen habe, ist, dass vor allem jüngere Pflegekräfte besorgt sind, dass es noch keine Erfahrungen hinsichtlich der Langzeitwirkungen der mRNA- und Vektorimpfstoffe gibt. Eine Dame fragte in diesem Zusammenhang, ob Sie zu Beginn Ihrer beruflichen Laufbahn ebenfalls bereit gewesen wären, sich mit einem sehr schnell entwickelten Vakzin, deren mögliche Langzeitfolgen unbekannt sind, impfen zu lassen.
Darüber hinaus würde mich interessieren, wie Sie zu einer Impfpflicht für das Pflegepersonal stehen.