Seit zwei Wochen ist das Reisebüro Orion wieder geöffnet. Doch statt neue Reisen zu planen, bestand die Arbeit der letzten Wochen vor allem aus Absagen, wie Caroline Kleutgen berichtet: "Also wir hatten viel weniger Buchungen, als wir das sonst schon gewohnt sind. Das ist generell klar. Und die letzten Buchungen, die wir hatten, die habe ich dann heute im Laufe des Vormittags storniert."
Grund ist das Verbot nicht notwendiger Reisen ins Ausland. Mit nicht notwendigen Reisen sind touristische Reisen gemeint. Reisen aus familiären, medizinischen oder beruflichen Gründen sind weiterhin erlaubt. Die Regel gilt vorläufig bis zum ersten März. Innerbelgischen Reisen steht aber weiterhin nichts im Wege: "Wir haben mehrere Kunden, die zum Beispiel jetzt über die Karnevalstage an die Küste fahren wollen. Das haben wir dann auch ganz normal gebucht, diese Reisen finden auch statt."
Daneben bietet Orion neuerdings einen Wohnwagen sowie ein Wohnmobil an. Ein Versuch, sich auf das aktuelle Reiseverbot einzustellen. Caroline Kleutgen betont, dass das Reiseverbot für Februar nicht das größte Problem darstelle. Es sei vor allem die fehlende Planungssicherheit, die das Sommergeschäft erheblich beeinflusst. Vor allem deswegen hofft Caroline Kleutgen auf baldige Änderungen: "Natürlich wäre es schön, wenn es dann wieder richtig losgehen würde. Ich denke mal eher, dass es da so Anfang April, vielleicht mit den Osterferien, eher losgeht, aber unser Hauptgeschäft sind halt wirklich einfach die Sommermonate. Und da hoffen wir natürlich schon drauf, dass sich da wieder was tut."
Umsatz geht um bis zu 90 Prozent zurück
Normalerweise säßen die Büros jetzt voll, so Caroline Kleutgen. Doch "normalerweise" ist in Corona-Zeiten nun mal nicht. Die Folgen: Der Umsatz geht aktuell um bis zu 90 Prozent zurück. Und das obwohl Reiseunternehmen mit niedrigeren Preisen und besseren Konditionen werben: "Die meisten Veranstalter bieten jetzt noch bis Ende Januar an, dass man die Reisen kostenlos wieder stornieren kann, bis 15 Tage vor Reiseantritt. Ich kann auch 15 Tage vorher sagen "Oh nee, ich habe Bauchweh, wenn ich daran denke, zu verreisen, ich möchte lieber doch nicht", dann storniert man die Reise und bekommt sein Geld zurückerstattet. Das wird jetzt auch eigentlich ganz gut genutzt, das versichert die Kunden so ein bisschen. Und dadurch merken wir, dass die Buchungen jetzt so ein bisschen anziehen für den Sommer oder auch für den Herbst."
Caroline Kleutgen kann die aktuellen Einschränkungen nachvollziehen, auch wenn sie der eigenen Branche schaden. Sie erinnert aber auch daran, dass es bereits feste Reiseregelungen gibt: "Wenn man einfach anständig kontrollieren würde, ob auch die Maßnahmen eingehalten werden, dann wäre das alles kein Problem. Ich denke es gibt zu viele Fälle, die Menschen wissen, sie müssen sich testen lassen, wenn sie zurückkommen. Sie müssen diesen Link ausfüllen. Aber man hört immer wieder von Kunden, die sagen "Ja, das kontrolliert ja eh keiner". Also insofern würde da besser drauf reagiert werden und mehr getestet werden, und wirklich nachverfolgt werden, dann könnte man sich das sparen, die Grenzen und das Reisen zu verbieten."
Die Reiseveranstalter können ihre Kunden über die bestehenden Verbote nur aufklären. Die wahren Motive müssen an anderer Stelle geprüft werden. Inwiefern man sich auf die Ehrlichkeit der Reisenden verlassen kann, wird mitentscheiden, wo die Reise für die Tourismusbranche hingeht.
Andreas Lejeune