Der Bürgermeister einer touristischen Gemeinde wie Bütgenbach könnte sich über massives Medieninteresse im Grunde nur freuen. Auf die Form von Aufmerksamkeit, die seiner Gemeinde im Herbst wegen der Corona-Zahlen zuteil wurde, hätte Daniel Franzen aber liebend gerne verzichtet.
"Darauf hätte ich sehr gut verzichten können: so viel Medienpräsenz, so viele Kontakte von außerhalb, soviel Vermittlung auch von leider falschen oder nur teilweise richtigen Informationen, hat hier schon zu Chaos und Unmut geführt", so Franzen.
Zum Ende des Jahres gab es auch positive Überraschungen: nämlich beim jährlichen Holzverkauf. "Da waren wir sehr vorsichtig und hatten 300.000 Euro eingetragen und landeten bei rund 780.000 Euro. Das bringt eine gute Stimmung bei uns und wir wissen, dass wir dadurch wieder einige Projekte mehr umsetzen können. So ein positiver Holzverkauf tat dann auch der Seele gut."
Trinkwasserversorgung
Denn Geld braucht die Gemeinde Bütgenbach - schon um ihr ambitioniertes Langzeitprogramm der zentralen Trinkwasserversorgung umzusetzen. "Der nächste prioritäre Baustein ist, die neuen Brunnen P5 und P6 anzuschließen und so auch mehr eigenes Wasser zu haben."
Zuletzt war Bütgenbach in Trockenperioden auf Wasserlieferungen per Lkw aus dem benachbarten Deutschland angewiesen. Jetzt ist mittelfristig sogar der Bau einer acht Kilometer langen Versorgungsleitung vorgesehen - von der Trinkwasseraufbereitungsanlage Elsenborn bis in die Grenzortschaften Küchelscheid und Leykaul, "gekoppelt an eine wechselseitige Notversorgung über die Grenze nach Kalterherberg", so Franzen. "Das ist eines der Projekte, die wir gut planen möchten."
Erneuerbare Energien
Für den Stromverbrauch bei der Wasserversorgung will Bütgenbach übrigens in absehbarer Zeit auf Photovoltaikanlagen zurückgreifen. Eines von mehreren Projekten der neuen Gemeinderatsmehrheit in Sachen Nutzung von erneuerbaren Energien. "Der Windpark auf Rodder Höhe soll erweitert werden zusammen mit Engie und Courant d'air. Die Gemeinde wird mit einsteigen. Wir erhoffen uns Gewinne, werden Anteile ausgeben. Und wir produzieren selbst grünen Strom."
Mindestens ebenso wichtig ist Daniel Franzen der verantwortungsvolle und ressourcenschonende Umgang mit der zur Verfügung stehenden Energie. "Da geht es um ein kleines Nahwärmenetz für drei Gebäude in Elsenborn: das alte Gemeindehaus, die Schule und die Schulturnhalle mit außerschulischer Betreuung und Jugendtreff. Eventuell auch mit der Möglichkeit, dass sich umliegende Häuser anschließen können."
Besucherlenkung
Im Augenblick ist in Sachen Wintertourismus viel von Besucherlenkung die Rede. Ein Thema, das Daniel Franzen wegen des Sees von Bütgenbach nur allzu gut kennt, gerade aus dem vergangenen Sommer. "Da war es effektiv vom Verkehrs- und Menschenaufkommen an fünf Tagen so, dass wir die Zufahrten sperren mussten, damit die Bewohner nicht unnötig belästigt wurden und damit das Verkehrsaufkommen irgendwie geregelt werden konnte."
Dafür gibt es Absprachen mit allen Beteiligten rund um den See und mit der Nachbargemeinde Büllingen, die auch an den See grenzt.
Lager Elsenborn
Beide Gemeinden unterhalten auch, wie es heißt, "gutnachbarliche Beziehungen" zum Militärlager Elsenborn. Anwohner beklagen sich aber über die Belästigung durch nächtliche Schießübungen.
"Ich habe mit dem neuen Kommandanten Pascal Thunus einen sehr guten und direkten Kontakt. Der Beirat trifft sich mindestens zweimal jährlich, wir sprechen uns auch darüber hinaus ab. Wir wollen das Abkommen über die gutnachbarlichen Beziehungen aber nochmal überarbeiten." Ein Treffen ist schon für die nächsten Wochen geplant.
Und auch aus den bisherigen Erfahrungen mit der Corona-Krise zieht Daniel Franzen Lehren: vom Nutzen der Videokonferenzen übers Bemühen, den lokalen Einzelhandel zusammenzubringen und zu unterstützen, bis zur Notwendigkeit, die Kommunikation mit dem Bürger neu zu erfinden.
"Wir haben uns bewusst gegen eine Präsenz bei Facebook entschieden", erklärt Franzen. "Wir wollen mit unserer Bevölkerung lieber via App in Kontakt treten, um gezielt Nachrichten senden zu können und damit der Bürger mit uns und vielleicht auch Gruppen untereinander in Kontakt treten können, um sich auf dem Laufenden zu halten oder Absprachen zu treffen."
Der direkte Austausch wäre Bütgenbachs Bürgermeister allemal lieber als seine Gemeinde in den überregionalen Schlagzeilen zu sehen.
Stephan Pesch