Es ist also klar: Das Venn bleibt am Wochenende für den Tagestourismus geschlossen. Was aber genau so klar ist: Trotz Sperrung werden die Besucher weiterhin in Massen kommen und dann bleibt es problematisch.
Die Schließung des Venns ist für die Geschäftsführerin der Tourismusagentur Ostbelgien, Sandra De Taeye, immer eine sehr drastische Maßnahme. "Es ist auch einfach jetzt die schnellste Lösung, wenn man denn von Lösung sprechen kann. Leute, die in die Natur wollen, lassen sich auch nicht unbedingt davon abhalten. Hier würde ich mir vielleicht auch wünschen, dass wir Unterstützung vom öffentlichen Nahverkehr hätten, dann würde das Problem vielleicht gelöst. Diese Lösungsansätze wird es bis zum Wochenende aber nicht geben und deswegen werden die Leute ihre Autos irgendwo anders parken", glaubt De Taeye. "Und genau da wird es dann zu Problemen kommen."
Trotzdem muss man ja langfristig eine Lösung finden. Wären mehr Parkflächen da vielleicht der Schlüssel zum Erfolg? "Nein", sagt Sandra De Taeye, "man muss einfach punktuelle Hilfestellung bieten. Das kann ein Shuttle-Bus oder ein Leitsystem sein. Die Parkplätze sind momentan auch kostenlos. Da könnte man vielleicht überlegen, ob es zur Limitierung des Zugangs andere Maßnahmen geben kann."
Gedanken über solche Alternativen möchte man sich in Zukunft in der Arbeitsgruppe für kontrollierten Naturtourismus, die jetzt ins Leben gerufen wurde, machen. "Es wurden schon im letzten Jahr Stimmen laut, dass man sich stärker um eine Gästelenkung bemühen muss", erzählt De Taeye. "Man hat dann nach einem Initiator gesucht und es ging in erster Linie um die Lenkung im Hohen Venn selber. Es ist natürlich wichtig, dass wir das Augenmerk der Gäste momentan auf andere Regionen in Ostbelgien lenken. Es gibt andere Geheimtipps in Ostbelgien und wunderschöne Regionen mit Schneelandschaft, die jetzt zum Zuge kommen sollen."
Momentan braucht man für Schnee nicht weit entfernt vom Venn zu suchen. Auch in Bütgenbach ist alles weiß, auch wenn der Schneefall hier natürlich nicht ganz so berechenbar ist. Der Tagestourist wird hier sicherlich auch gerne gesehen - unter bestimmten Bedingungen natürlich. Vor allem im Sommer hatte man oft genug negative Beispiele am Bütgenbacher See, auf die Thorsten Maraite, der Inhaber des Bütgenbacher Hofs, sicherlich auch verzichten könnte.
"Der Tagestourist in unserer Gegend ist sehr wichtig, vor allem der, der auch was verzehrt: der sich beim Bäcker ein Brot oder ein Eis holt", betont Maraite. "Problematischer sind die Gäste, die keinen Cent in der Region lassen. Die kommen einfach hier hin, bringen ihre Sachen mit, sind am See und fahren abends wieder nach Hause. Da müsste man sich effektiv was einfallen lassen. Ich glaube, beklagen dürfen wir uns aber nicht über den Tagestourismus im Sommer. Jetzt sind wir wieder alle im Lockdown und jeder Euro, der in der Region geblieben ist im Sommer, ist jetzt Gold wert", so Maraite.
Also eigentlich ist der Tagestourismus wichtig für die Region. Die Touristen müssen nur besser auf die gesamte Region verteilt werden und in gewisser Weise besser erzogen werden. Ein Tagestrip in die Natur fordert Eigenverantwortung. Ein besserer Tourismus in der Region ist dabei unter dem Strich eng verbunden mit einer besseren Zusammenarbeit in Ostbelgien. So kann der Tagestourist vom Fluch zum Segen werden. Zu sehen gibt es hier jedenfalls mehr als genug.
Robin Emonts
Ich frage mich wirklich, wofür die Tourismusagentur da ist. Wenn diese nicht für langfristige Mobilitätskonzepte, Planentwicklung für Sonderfälle und Vermarktungsstrategien zuständig ist, dann verstehe ich beim besten Willen nicht warum die weit über eine halbe Million Euro pro Jahr bekommen. Denn weder die Wege, noch die die Laufstege die sie anpreisen, werden unterhalten!
Die T.A.O. und ganz besonders ihre Direktorin macht einen tollen Job, ist aber auch nicht für alles zuständig. Für Mobilitätskonzepte sind andere Akteure gefordert. Grund genug, dass die Protagonisten sich so schnell wie möglich zusammensetzen. Gefordert ist ganz besonders der TEC. Unser ÖPNV ist bekanntlich nicht sehr entscheidungsfreudig und wird wahrscheinlich Monate benötigen, um Handlungsbedarf zu erkennen. Shuttle-Busse würden zwar nicht alle Probleme lösen, könnten aber zu einer Kanalisierung der Besucherströme beitragen. Synergien wären auch mit der SNCB denkbar, z.B. für Tagestouristen, die mit dem Zug anreisen möchten. Die Maßnahmen (und nicht nur Empfehlungen) müssten vor allem rechtzeitig beworben werden (Anzeigen, Spots, etc.). Ein typisches Negativbeispiel war die Berichterstattung nach den ersten starken Schneefällen im TV. Während RTL TVi darauf hinwies, dass vor Ort mit großen Verkehrsproblemen zu rechnen sei, rührte die RTBF in den Abendnachrichten noch die (gutgemeinte) Werbetrommel: „Rendez vous vers l‘est, et profitez-y de la belle saison…“