Paasch hatte bei der Sitzung am 27. November vorgeschlagen, Verwandte ersten und zweiten Grades gemeinsam feiern zu lassen, mit einer Höchstgrenze von vier. Und vor zwei Wochen eingefordert, die epidemiologische Situation gegebenenfalls neu zu bewerten: „Ich möchte eigentlich, wie alle anderen auch, an Weihnachten nicht zwischen Mama und Papa entscheiden müssen“, sagte Paasch bei der Pressekonferenz des Konzertiertungsausschusses.
Wie die anderen Regierungsvertreter halte er es aber angesichts der jüngsten Entwicklung der Epidemie für geboten, sich an die bestehenden Regeln zu halten.
Die Infektionslage in Belgien habe sich nämlich seit der letzten Zusammenkunft des Konzertierungsausschusses nicht verbessert, sondern verschlechtert: „Die Infektionszahlen steigen wieder an, der Druck auf die Krankenhäuser droht wieder zuzunehmen und alle Experten warnen vor einer dritten Welle und mahnen zu äußerster Vorsicht.“
„Wir hätten heute auch gerne verkündet, dass die Kontaktberufe ihre Arbeit wieder aufnehmen können. In diesen Berufen, das ist uns bewusst, stehen Existenzen auf dem Spiel. Genauso wie im Horeca-Sektor und in allen anderen geschlossenen Bereichen. Dort drohen Familien alles zu verlieren, was sie über Generationen hinweg aufgebaut haben.“
Kollektive Kraftanstrengung
Ihm sei bewusst, "dass diese Nachrichten schmerzhaft sind“, so Paasch. Nach all den Entbehrungen der letzten Monate seien die Menschen des Virus überdrüssig. „Die Müdigkeit nimmt zu, die Motivation nimmt ab. Und trotzdem dürfen wir jetzt nicht aufgeben. Wir dürfen nicht alles aufs Spiel setzen, was wir gemeinsam erkämpft haben.“
Die Verbreitung eines hochansteckenden Virus ohne Medikamente und ohne Impfstoff einzudämmen, sei „eine gigantische Herausforderung, eine kollektive Kraftanstrengung, das ist ein sensibler Balanceakt“. Und der Preis dafür sei sehr hoch.
Umso dankbarer sei er "allen Menschen, die sich an die Regeln halten und somit sich selbst und ihre Mitmenschen schützen. Wir brauchen weiterhin Durchhaltevermögen, um eine dritte Welle zu verhindern." Darum sollten die anstehenden Festtage "im kleinsten Kreise" begangen werden, empfahl der Ministerpräsident. "Feiern können wir später nachholen. Auf Feiern zu verzichten ist im Grunde das größte Geschenk, das wir unseren Mitmenschen zu Weihnachten machen können. Denn dadurch retten wir Leben.“
Immerhin habe man jetzt neun Monate durchgehalten und zusammengehalten, so Paasch: "Es ist schwer. Aber ich mir sicher: Wir schaffen auch den Rest des Weges.“
Skipisten bleiben geschlossen
Und sollte der Winter Einzug halten, bleiben die Skipisten in Belgien geschlossen: "Wenn wir die anderen Mitgliedstaaten in der Europäischen Union dazu auffordern, ihre Skizentren zu schließen, wäre es inkohärent gewesen, im eigenen Land die Skistationen aufrecht zu erhalten".
Man könne nicht mit Sicherheit Menschenansammlungen rund um die Skipisten vermeiden, so Paasch weiter, "wir haben auch die Empfehlung von Polizeidiensten erhalten, die Skizentren zu schließen". Darum habe er sich diesem Beschluss angeschlossen. "Ich halte das aus epidemiologischer Sicht, so leid es mir tut, für eine richtige Entscheidung."
Stephan Pesch
Niemand muss an Weihnachten zwischen „Papa und Mama“ oder zwischen „Oma und Opa“ entscheiden. Daran ändert auch eine fragwürdige „Einpersonenregel“ nichts, die ohnehin von vielen nicht eingehalten wird.
Aber es ist einfach nur verantwortungsvoller, vernünftiger und rücksichtsvoller, auch an Weihnachten seine Kontakte maximal einzuschränken.
Nichts anderes besagt diese „Regel“, die so nie hätte beschlossen werden dürfen. Denn jede Änderung davon würde als Signal verstanden werden, wieder „unvorsichtiger“ sein zu können.
In dieser Hinsicht waren die Erläuterungen des Ministerpräsidenten unmissverständlich.
Wenn Politiker demnächst jedoch mal wieder glauben, das Licht am Ende des Tunnels zu erkennen und verleitet sind, den Menschen falsche Hoffnungen zu machen, sollten sie sorgfältiger prüfen, ob es nicht vielleicht das Virus ist, das da im Tunnel leuchtet.
Wenn Politiker "Licht am Ende des Tunnels sehen", so handelt es sich oft um eine Fata Morgana und nicht um etwas physisch fassbares.
Herr Leonard, Sie sprechen ein wichtiges Thema an.
Als unter der Vorgängerregierung der Konzertierungsausschuss das letzte Mal getagt hatte, wurden in einer Situation, die mit der jetzigen durchaus vergleichbar ist, Lockerungen beschlossen.
Damals stiegen die Infektionszahlen leicht an; wenige Wochen später gingen sie durch die Decke.
Zu der Zeit hatte ich schon ein ungutes Gefühl gehabt; die dann jedoch tatsächlch eintretende Entwicklung übertraf meine kühnsten Erwartungen: das Gesundheitssystem stand kurz vor dem Kollaps.
Wir befinden uns in einem Marathonlauf; zwei Drittel des Weges liegen bereits hinter uns, aber das letzte Drittel bis zum Vorliegen eines Impfstoffs wird meiner Einschätzung nach noch einmal richtig anstrengend, da sich die Auslieferung der Impfstoffe von einigen Firmen, bei denen sie bereits vorbestellt wurden, in die Länge ziehen wird.
Was wir jetzt vor allem brauchen, ist Vernunft und Verantwortungsbewusstsein.
Das Virus ist gefährlich, daher müssen wir uns entsprechend vorsichtig verhalten; - und zwar sowohl im In- als auch im Ausland.