In der Vor-Corona-Zeit war das noch eine bekannte Situation: Nach einer durchzechten Nacht erscheint der Nachhauseweg zu lang und mühselig und kurzerhand wird ein Taxi gerufen. Doch dieses Jahr ist alles anders. "Es war kein Tirolerfest, kein Trakasspa,... - die ganzen Feste sind ausgefallen", bedauert Taxifahrerin Vera Louvaix. Auch das Weihnachtsgeschäft wird wohl eher bescheiden ausfallen. "Wir haben sonst über Weihnachten und Silvester genug für vier oder fünf Autos. Jetzt ist gar nichts und die ganzen Feste und Feiern, die ausgefallen sind, das ist alles Verlust."
Für die Taxibranche war das Jahr 2020 wie für viele andere kein gutes Jahr. Doch nicht nur der Ausfall des Eventsektors macht sich bemerkbar. Auch die Einschränkungen in anderen Bereichen haben spürbare Auswirkungen auf die Arbeit der Taxifahrer. "Ich hab viele ältere Frauen, die jede Woche zum Friseur gehen, und auch viele Frauen, die am Wochenende zum Kaffee trinken ins Café gehen, was ich jetzt natürlich nicht mehr habe", erzählt Vera Louvaix.
"Wir haben natürlich noch viele, die wir zum Einkaufen fahren, aber viele trauen sich auch nicht." Manchen Menschen sei es einfach zu riskant, jetzt noch selber einkaufen zu gehen. Ein Teil des klassischen Taxi-Klientels gehört zur Risikogruppe.
Für diejenigen, die den Weg in den Supermarkt vermeiden, bieten die Taxis Lieferungen an. "Wir werden zum Beispiel angerufen, wenn eine Kundin bei der Bäckerei oder irgendwo im Laden etwas bestellt hat. Dann holen wir die Sachen ab im Geschäft. Entweder sind die schon bezahlt oder wir strecken das Geld vor. Und dann bringen wir die Sachen den Kunden." Dieser Service wurde bereits vorher angeboten, erheblich zugenommen habe er allerdings nicht, betont Vera Louviaux.
Auch wenn die Taxifahrerin parallel noch mittags Essen ausfährt, im Gesamten sei die Auftragslage einfach nicht mehr die selbe. Viele Taxifahrer mussten ihre Arbeitszeiten reduzieren. Einige wechselten in die Arbeitslosigkeit. "Am Anfang hatte jeder Fahrer nur zwei Tage, jetzt haben manche zwei Tage, ich hab drei Tage", erzählt Vera Louvaix. "Frisöre, Cafés, etc. alles ist zu. Das fällt natürlich alles weg und nachts ist so gut wie gar nichts mehr, ab null Uhr ist bei uns Feierabend."
Inzwischen sind die Regelungen für Taxifahrten etwas erweitert worden. Es dürfen bis zu drei Leute aus einem Haushalt transportiert werden, Einzelpersonen dürfen wieder vorne sitzen. Vor allem für ältere Personen ist das vorteilhaft, da der Einstieg vorne einfacher ist. Trotz alledem hofft Vera Louviaux auf Verbesserungen. "Ich wünsche mir wirklich, dass es nächstes Jahr wieder besser wird. Auch für die Psyche wäre das nicht schlecht. Es ist zwar schön, wenn man zu Hause ist, man findet auch was zu tun, aber irgendwann wird das auch langweilig."
Wie viele andere hofft die Taxibranche, dass mit dem Jahreswechsel wieder Normalität zurückkehrt. Dabei sind gerade die Taxifahrer wie Vera Louviaux von anderen Sparten wie dem Horeca- oder Eventsektor abhängig. Ob es jedoch gerade für diese Bereiche schnelle Lockerungen geben wird, ist fraglich.
Andreas Lejeune