Wer darf sich gegen die saisonale Grippe impfen lassen und wie viele Impfdosen stehen bereit? Apotheker Klaus Reul hat das Hin und Her um die Grippeimpfung in diesem Herbst miterlebt. "Wir haben bemerkt, dass sehr viel mehr Leute sich impfen lassen wollten."
"Zum Teil auch, weil in den Medien zum Teil fast dazu gedrängt wurde, dass alle Personen, die zur Risikogruppe gehören, sich impfen lassen. Eine kombinierte Infektion von Grippe und Corona wäre sowohl für die einzelnen Personen als auch für unser Gesundheitssystem auch wirklich sehr problematisch."
Während im Oktober und November Impfdosen fehlten, befürchten einige Apotheker mittlerweile, dass sie auf den letzten Impfungen sitzen bleiben. Anfang Dezember wurde Klaus Reul mehr Nachschub geliefert, als er erwartet hatte.
"80 bis 90 Stück haben wir noch da, wobei ich sagen muss, dass über 50 schon reserviert sind. Leute, die im Oktober oder November nach einer Impfdose gefragt haben, konnten wir damals nicht bedienen. Wir haben sie auf eine Warteliste gesetzt, weil wir wussten, dass die Impfungen noch kamen."
Diese Menschen holen die bestellte Influenza-Impfung nach und nach in den Apotheken ab. Hausarzt Dr. Marc Franckh erklärt, dass nicht jeder, der es wünscht, eine Impfung erhalten kann. "Die sind wirklich für die Risikogruppen bestimmt. Der Vorrat war dieses Jahr etwas zu knapp und deswegen muss man zu einer Risikogruppe gehören, um sich jetzt gegen Grippe impfen zu lassen."
Dazu zählen über 50-Jährige, chronisch Kranke, Gesundheitsdienstleister und schwangere Frauen. Eine Impfung gegen die saisonale Grippe steht ebenfalls denjenigen zu, die mit einer Risikoperson oder einem Baby unter sechs Monaten im gleichen Haushalt leben.
"Meistens wird im Oktober-November geimpft, aber auch jetzt im Dezember kann man sich noch gegen die Grippe impfen lassen. Das ist gar kein Problem. Die Grippe kommt meistens später, im Januar, Februar oder manchmal im März."
Weniger Infekte dieses Jahr
Von einigen Infekten bleiben die Menschen dieses Jahr so gut wie verschont. Der Hausarzt hält das für einen schönen Nebeneffekt der Hygieneregeln zum Schutz gegen Corona. "In Belgien sieht man auch, dass Adeno-Viren, RS-Viren und andere virale Erkrankungen viel seltener sind als in anderen Jahren. RSV sieht man gar nicht oder kaum, obwohl wir schon in einer Jahreszeit sind, in der diese viralen Krankheiten herrschen. Dieses Jahr ist wirklich eine Ausnahme und das ist eine Folge der Hygienemaßnahmen."
Hände waschen, Abstand halten und das Tragen eines Mund-Nasenschutzes können in mehrerlei Hinsicht helfen, gut durch den Winter zu kommen.
Chantal Scheuren