Sollte es die Neubewertung der Lage erlauben, wünscht sich Oliver Paasch (ProDG), die Einschränkungen für die familiären Zusammenkünfte an den Weihnachtstagen und für die Kontaktberufe (wie Frisöre, Kosmetiker ...) zu lockern.
Der Eupener Regierungschef verwies auf seine Vorschläge, die er in der Sitzung des Konzertierungsausschusses am 27. November eingebracht hatte und die er bei dieser Gelegenheit erneuern will.
So sollen nach seiner Vorstellung Familienbesuche bis zum ersten und zweiten Verwandtschaftsgrad mit einer Höchstzahl von vier Besuchern ermöglicht werden.
Vorher hatte schon der Ministerpräsident der Französischen Gemeinschaft, Pierre-Yves Jeholet (MR), mit dem gleichen Anliegen den Premierminister Alexander De Croo (Open VLD) dazu aufgefordert, die Vertreter von Föderalregierung und der Teilstaaten am 18. Dezember zu versammeln.
Die Maßnahmen gelten eigentlich bis zum 15. Januar 2021. Premier De Croo und der föderale Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke (SP.A) haben zuletzt eine Lockerung vor Weihnachten ausgeschlossen.
mitt/sp
Allen Kritikern unseres Ministerpräsidenten, die sich in diversen Foren teilweise anonym zu Wort melden, möchte ich an dieser Stelle entgegenhalten: Hier geht es nicht um Populismus, sondern um Vernunft, Augenmaß und das Vertrauen in das Verantwortungsbewusstsein der Mehrheit der Bürger.
Dazu fällt mir folgendes Zitat ein von F W Bernstein :
"Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche."
(Quelle Wikipedia.de).
Gut dass sich MP Paasch für Kontaktberufe einsetzt. Nur ganz uneigennützig scheint mir das nicht. Ich vermute mal, er will seinem Kollegen Antoniadis etwas nacheifern. Auch etwas PR in eigener Sache machen. Die nächste Wahl kommt bestimmt und da will man eine gute Figur machen. Und da ist selbst der eigene Kollege ein Konkurrent.
@Marcel Scholzen Eimerscheid
Ich denke, auch sie schreiben nicht uneigennützig in diesem Forum. Sie bezwecken doch auch etwas damit.
Im Gegensatz zu Minister Antoniadis ist Herr Paasch effektives Mitglied in diesem Gremium und es ist seinerseits nicht mehr als legitim, auf seine früheren Vorschläge hinzuweisen und diese bei Gelegenheit an zuständiger Stelle erneut zur Sprache zu bringen.
Hauptsache, es gibt eine Abweichung von dieser absurden 1-Person-Regelung die, sollte sie beibehalten werden, sowieso nicht eingehalten wird. Wer möchte schon diese "Triage" anwenden und den Vater zu Weihnachten einladen, die Mutter aber ausschliessen, obschon Vater und Mutter im gleichen Haushalt zusammen wohnen.
Offensichtlich hat der eine oder andere erneut bereits vergessen, wie katastrophal sich die Corona-Situation in unserem Land noch vor wenigen Wochen entwickelt hatte und dass Patienten nach Deutschland ausgeflogen werden mussten, da die Krankenhäuser in Belgien überliefen.
Als im September sich die 2. Welle unübersehbar am Horizont auftürmte und im Oktober immer bedrohlicher wurde, glaubte man sich in der DG auf einer bergigen Insel, der die Welle nichts anhaben könne.
Statt sich der Gefahr zu stellen, galt das politische Augenmerk den offenen Grenzen und der Loslösung von der Provinz, um nur ja nicht den gleichen Maßnahmen zu unterliegen, wie auf den flachen Archipelen um uns herum.
Von Kirmesfeiern Abstand zu nehmen, schien völlig unverhältnismäßig. Die gesendete Botschaft war fatal.
Von Vernunft, Augenmaß und Verantwortungsbewusstsein damals keine Spur. Weder bei der Politik noch bei einem Teil der Bevölkerung.
Wie die Geschichte weiterging, ist bekannt.
Alles schon vergessen? Haben wir eigentlich gar nichts gelernt?
Herr Leonard, hier geht es nicht um Kirmes feiern, hier stehen nicht wenige Existenzen auf dem Spiel. Aber das ist momentan wohl nicht relevant.
Im Moment scheint es mir so, als ob es keine Rolle spielt, woran man stirbt, solange es nichts mit Covid zu tun hat.
@Dieter Leonard
Ja, offensichtlich haben wir gar nichts gelernt ?
Die "Grüne Insel" war ein vielsagendes Beispiel.
Die Argumente aller betroffenen Wirtschaftsakteure sind nachvollziehbar und pertinent.
Auch Café- und Restaurantbetreiber, Kulturveranstalter, ... können wie die Kontaktberufe überzeugend darlegen, warum es für ihren Bereich Lockerungen geben sollte/müsste.
Das Problem stellt sich dadurch, dass zur Eindämmung der Pandemie Kontakte eingeschränkt werden müssen.
Dass dies aus Vernunft, freiwillig, mit gesundem Menschenverstand und Verantwortungsbewusstsein oder selbst mit Light-Lockdowns nicht funktioniert, bedarf keiner detaillierten Zeichnung.
Die ostasiatischen Staaten haben uns freiheitsverwöhnten Europäern gezeigt, wie zeitlich befristete umfassende (!) Einschränkungen nicht nur die Pandemie „bezwingen“, sondern auch irreparable gesellschaftliche und wirtschaftliche Schäden verhindern können.
Die auch von populistischer Motivation geprägte halbherzige politische Herangehensweise des Westens, gepaart mit einer z.T. egoistischen und freiheitsorientierten individuellen Haltung, führen zu der Situation, dass sowohl die gesundheitsrelevanten Schäden als auch die gesellschaftlich-wirtschaftlichen Schäden katastrophale Ausmaße annehmen.
Ein Epidemiologe hat dies mit folgendem zugegeben utopischen Szenario deutlich gemacht:
Würden wir weltweit alle menschlichen Kontakte während 6 Wochen unterlassen, wäre das Virus von dem Planeten verschwunden.
Aufgrund der Tatsache, dass wir nur beinahe einer Katastrophe entkommen sind, glaube ich, dass die Bevölkerung in Belgien wie in kaum einem anderen Land für die Gefahren, die von dem Coronavirus ausgehen, sensibilisiert ist.
Der Vergleich mit Ländern wie Japan, Korea oder Taiwan scheint mir aus zwei gründen schwierig zu sein: Zum einen sind diese Länder weitgehend isoliert, zum anderen herrscht dort eine andere Disziplin als bei uns. Man kann die dortigen Verhältnisse nicht auf Europa übertragen. Was uns bleibt, ist die Hoffnung auf einen Impfstoff.
Zu den Friseursalons: Nicht jeder hat die Möglichkeit, sich die Haare durch Verwandte oder Bekannte schneiden zu lassen, und ist daher von Zeit zu Zeit auf derartige Dienstleistungen angewiesen.
Meines Erachtens wäre es nicht sonderlich klug, die Salons weiterhin geschlossen zu halten, weil dann die Gefahr besteht, dass nach einer Öffnung sich innerhalb sehr kurzer Zeit viele Menschen die Haare scheiden lassen wollen, was das Infektionsrisiko erhöht.
Als beste Beispiele für den letzten Satz des Kommentars von Herrn Leonard könnten Australien und Neuseeland dienen.
"Alles für die Null" titelte ZEIT-Online am 28. November, und in der Tat, in diesen beiden Ländern kann das Virus praktisch als ausgerottet gelten, allerdings um den Preis einer strikten Abschottung.
Nun ist das vor allem durch deren geografische Lage zu erklären. Sie sind nur durch See- und Flughäfen zu erreichen, mit einem Ruderboot dürfte kaum einer dorthin gelangen, Landgrenzen gibt es keine.
Aber selbst unter diesen Bedingungen sind Ansteckungen nicht gänzlich zu vermeiden. Kontakte mit außen gibt es immer wieder, keine Abriegelung kann 100prozentig wirksam sein.
Eine Situation, die nicht hier bei uns übertragen werden kann, wo schon die zeitweilige und lediglich teilweise Grenzschließung vehement in den Foren mit echten, aber auch vielen fadenscheinigen Argumenten bekämpft wurde. Unvergessen: die Wurst seines Vertrauens, die man nicht mehr kaufen konnte.
Nach meinen Wahrnehmungen wurde das Argument mit der billigen Wurst von außen an die Initiative herangetragen.
Grundsätzlich wird es immer eine Spannung zwischen Freiheit auf der einen und Sicherheit auf der anderen Seite geben.
Im Kontext der derzeitigen Pandemie liegt die Herausforderung darin, dass es einige gibt, die eine verharmlosende Haltung gegenüber den Gefahren des Coronavirus einnehmen und für ihre Positionen soziale Netzwerke als Multiplikatoren verwenden.
Von einem japanischen oder koreanischen Pendant zur Querdenkerbewegung ist mir bspw. nichts bekannt. Dort würde auch niemand ernsthaft die Wirkung einer Mund- und Nasenbedeckung infrage stellen. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist man in der Pandemiebekämpfung in jenen Ländern viel weiter.
Es spielen halt mehrere Faktoren eine Rolle.
Grundsätzlich würde ich aber doch sagen, dass sich die Mehrheit der Bürger inzwischen verantwortungsvoll verhält; nur so lässt sich der Rückgang der Fallzahlen hierzulande erklären: Die Menschen haben erkannt, dass das Virus gefährlich ist und dies ein entsprechendes Verhalten einfordert.
Stimme Ihnen größtenteils zu, Herr Juscyck.
Nur, der Rückgang der Fallzahlen lässt sich in erster Linie durch die von der Regierung verhängten Maßnahmen und einer damit einhergehenden erzwungenen und/oder freiwilligen Verhaltensänderung der Menschen erklären.
Ohne diese Maßnahmen und angesichts eines bis dahin wenig verantwortungsvollen Verhaltens eines Teiles der Bevölkerung kam es doch erst zu dem Anstieg der Zahlen.
Sicher sind die Vorgaben zur Kontaktbeschränkung, was die „Einpersonenregel“betrifft nur schwer nachvollziehbar und sollten angepasst werden.
Es sei denn, man versteht sie so, dass es eben noch eine zeitlang angesagt ist, Kontakte möglichst zu vermeiden.
In Deutschland wo z. Z. eine 5-Personenregel gilt und für die Weihnachtszeit gar eine 10-Personenregel, haben 51% der Bevölkerung erklärt, sich selbst an diese Regel nicht halten zu wollen.
Glauben sie wirklich, dass dies in Belgien anders aussieht?
Sobald bei den Menschen ein Signal ankommt, die „Gefahr“ sei gebannt, wird es bei einem Teil der Bevölkerung leider wieder kein Halten mehr geben.
Ich finde Belgien soll so weiter machen, daß einzige was ich mir wünsche, daß zwei Erwachsene aus einer Familie plus Kinder die zu Hause wohnen, eingeladen werden dürfen..