Lejeune schreibt, er werde seit Montag wegen der Plagiatsvorwürfe in einem ostbelgischen Online-Medium massiv vorverurteilt. Er spricht von unsachlichen, verleumderischen und hetzerischen Reaktionen. Diese Verrohung polarisiere und bedrohe langfristig den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Ostbelgien.
Durch die Vorverurteilung seiner Person sei es ihm nicht mehr möglich, für das ZOG zu wirken und er trete deshalb als Leiter zurück.
Gleichzeitig schreibt Lejeune, dass laut Universität Trier bis zum Abschluss der Prüfung die Unschuldsvermutung gilt. Das Verfahren dauere noch an. Er selbst könne sich deshalb noch nicht äußern.
Zentrum für Ostbelgische Geschichte nimmt Stellung zu Plagiatsvorwürfen gegen Carlo Lejeune
mitt/vk
Der vollständige Wortlaut:
Seit Montag werde ich in einem ostbelgischen Online-Medium wegen Plagiatsvorwürfen massiv vorverurteilt. Viele Posts versachlichen die Diskussion, wofür ich den Beiträgern danke, provozieren dadurch aber auch weitere unsachliche, oft verleumderische und hetzerische Reaktionen. Ich glaube, dass diese Verrohung langfristig den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Ostbelgien bedroht.
Die Universität Trier teilt zu dem Verfahren mit, dass bis zum Abschluss der Prüfung die Unschuldsvermutung gilt. Dies ist ein wesentliches rechtsstaatliches Prinzip, das auch in meinem Falle gelten sollte. Zudem kann ich mich in einem laufenden Verfahren nicht äußern. Es ist an der Universität, eine sachliche Untersuchung zu führen und dann zu entscheiden. Das Verfahren dauert an.
Durch die Vorverurteilung meiner Person ist es mir nicht mehr möglich, im Rahmen des Zentrums für Ostbelgische Geschichte zu wirken. Deshalb trete ich als Leiter des ZOG zurück. Ich habe meine Geschichtsarbeit immer mit Leidenschaft und Begeisterung betrieben. Diese Freude lasse ich mir nicht nehmen.
Herr Lejeune,
in jedem Fall hoffe ich, dass Sie der Geschichtsbranche unserer Region aktiv und im Rahmen vieler Projekte erhalten bleiben – egal, wie das Urteil ausfällt.
Eine mehrteilige Buchreihe zur ostbelgischen Geschichte, erstklassige Beiträge zu Lokalchroniken, etc.
Lassen Sie sich nicht unterkriegen...
Mit den Kommentaren in dem besagten Forum haben meine Mitstreiterin Maeggy Rossberg und ich von der Bürgerinitiative »Open Borders Belgium« ebenfalls sehr unschöne Erfahrungen machen müssen.
Wenn Leute meinen, dort unter einem anonymen Nickname Tatsachen zu verdrehen und andere verleumden und beleidigen zu müssen, ist das eine Unverschämtheit.
Beschwerden bei dem Betreiber haben leider nichts gebracht.
Für uns ein Grund, das Forum zu meiden, und, wenn überhaupt, dann nur noch unter unseren Klarnamen Kommentare zu verfassen.
Wir stehen zu unseren Positionen und wer etwas gegen uns hat, soll es uns bitte ebenfalls unter seinem echten Namen mitteilen, dann sind wir gerne bereit, per E-Mail die Diskussion zu vertiefen.
Wir brauchen, denke ich, eine grundsätzliche Debatte darüber, wie mit sozialen Medien umgegangen wird, denn es gibt dort eine klare Tendenz zur Verrohung und Verunsachlichung.
Harald Mollers war deren erstes Opfer, Carlo Lejeune nun das zweite.
So kann das nicht weitergehen.
Bedauerlich, wirklich! Das ist ein großer Verlust für die ostbelgische Geschichtsschreibung, der nicht hätte sein müssen. Für die Idee des ZOG braucht’s Kompetenz und Engagement; beides hat Carlo Lejeune in den letzten Jahren wohl ausreichend bewiesen. Andere beneiden Euch um sowas.
Michael Heinzel, Bonn
Eigentlich ist nichts schlimmes passiert. Ein Presseorgan, in diesem Fall besagtes Internetportal, kommt nur seiner Aufgabe als "vierte Gewalt" nach. Ein vollkommen normaler Vorgang in einer Demokratie. Es ist Aufgabe der Presse ua Ungereimtheiten aufzudecken und darüber zu berichten. Über die Qualität besagten Internetportals kann man natürlich geteilter Meinung sein. Ohne freie Presse gäbe es keine Demokratie. Freie Presse und Demokratie gehören untrennbar zusammen. Das gilt natürlich auch für die DG. Auch hier hat die Presse eine Kontrollfunktion.
Mich wundert nur, warum der Brf nicht darüber berichtet hat. War die Geschichte einfach zu heiß ?
Werter Herr Scholzen,
Wenn sie besagte Schmierenseite als Presseorgan bezeichnen, klingt das wie eine Ohrfeige gegenüber den anderen Medien, die zumindest versuchen, nicht unterhalb der Gürtellinie zu agieren. Wer anonymen Beleidigungen eine Plattform gibt, begibt sich auf die unterste Stufe des Journalismus.
Werter Herr Langer
Bitte nicht vergessen
Je suis Charlie.
Pressefreiheit ist ein hohes Gut.
Werter Herr Scholzen,
die Presse- und Meinungsfreiheit ist ohne Zweifel ein hohes Gut. Die Würde des Menschen ist aber ein nicht minder hohes Gut! In besagtem Online-Forum wird dieses Gut nur allzu oft unter dem Deckmantel einer falsch verstandenen Meinungs- und Pressefreiheit im wahrsten Sinne des Wortes mit Füßen getreten! Und das nicht zuletzt aus kommerziellen Gründen. Nicht vergessen: jeder Klick lässt die Kasse klingeln!
Danke für die Antwort Herr Paasch.
Selbstverständlich ist die Würde des Menschen eines der obersten Prinzipien in Belgien und vielen anderen Ländern.Inwieweit OD die Würde des Menschen nicht respektiert hat, kann ich nicht beurteilen.Das sollte man Fachleuten überlassen. Aber OD ist meiner Meinung nach nicht so dumm und riskiert ein Gerichtsverfahren.
In der DG ist man sowas nicht gewohnt, im Gegensatz zu anderen Ländern und Regionen, wie etwa Deutschland, wo regelmäßig über falsche Doktorarbeiten und -titel berichtet wird.
Diese Geschichte zeigt mir sehr deutlich, dass das Bewusstsein für Pressefreiheit in der DG noch sehr klein ist.Vielfach herrscht noch preußischer Untertanengeist.
Es ist gut, dass nun eine Debatte um Pressefreiheit geführt wird.Das kann der DG nur gut tun.
OD ist ein notwendiges Übel, ein Wachhund, damit "die da oben" keinen Machtmissbrauch begehen.
Gehen Sie doch mal in ein diktatorisch regiertes Land ohne freie Presse.Vielleicht verstehen Sie dann manches besser.
Werter Herr Scholzen,
ich bin ganz ihrer Meinung, Pressefreiheit ist wirklich ein hohes Gut.
Aber anonyme Hetze (wie in besagtem Portal), ist das Allerletzte. Jeder soll/kann seine Meinung kundtun, aber dann auch mit seinem Namen dazu stehen.
Werter Herr Langer,
Eigentlich haben Sie recht. Man sollte seine Meinung unter seinem eigenen Namen äußern. Nur geht das immer, das ist die Frage. Manchmal gibt es Umstände, die dies nicht zulassen. Die persönliche Sicherheit oder Existenz könnten bedroht sein. Die Anonymität bietet da Schutz.
Anonyme Hetze hat es immer gegeben. Früher waren das Flugschriften oder anonyme Briefe, heute eben Internet. Nur damit muss jemand leben, der in der Öffentlichkeit steht. Das ist auf der ganzen Welt so. Die "Yellow Press" lebt davon. Jeder Beruf hat nun mal seine Vor- und Nachteile.
Den Rücktritt von Carlo Lejeune bedauere ich sehr. Ich selbst habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass es besser ist nicht zurückzutreten. Für die Funktion und die Aufgabe im ZOG weiß ich nicht ob der Doktor Titel Voraussetzung war oder nicht. Wenn nicht, dann könnte man ja erstmal die Bewertung der Uni Trier abwarten und bis dahin könnte Carlo Lejeune die Funktion durchaus weiter ausüben. Dann kann das ZOG immer noch entscheiden. Ich denke dass man die Kompetenz von Carlo Lejeune durchaus noch braucht.
Darüber hinaus hätte ich beinahe zu jedem der Kommentare etwas zu sagen. Vergessen wir es. Hier in unserer Gemeinschaft und überall sonst ist ein pfleglicher Umgang miteinander verloren gegangen und ich glaube nicht dass sich dies ändern wird. Der Chefredakteur könnte allerdings einen Beitrag zur Selbstreinigung leisten, indem er keine anonymen Kommentare mehr zulässt und selbst seine Berichterstattung im Niveau anhebt.
Die Geschichte um Herrn Lejeune zeigt doch eindeutig, wie wichtig ein Minimum an Pressevielfalt ist. Ohne OD wäre nichts an die Öffentlichkeit gekommen. BRF und GE hätten meiner Meinung nach so eine heiße Kartoffel nicht angefasst. Pressevielfalt ist eine Notwendigkeit der Demokratie. Für jeden Geschmack muss was dabei sein. Die Auswahl an Presseerzeugnissen muss so vielfältig sein wie die Auswahl an Saucen an einer belgischen Friture. Quasi Monopolstellung sind kontraproduktiv. Es müsste mehrere Internetforen wie OD geben, die sich gegenseitig in Schach halten. Das wäre gut für die Demokratie in der DG und auch gut für den Standort Ostbelgien.