Der Kranich wird von vielen als ein Vorbote der kalten Jahreszeit gewertet. Zurecht, bestätigt Gerhard Reuter von Aves Ostkantone. Jedes Jahr machen sich die Zugvögel aus ihren Brutgebieten in Nordosteuropa auf den Weg Richtung Süden, wenn sie merken, dass es kälter wird.
"Die Kraniche sind schon teilweise aufgebrochen aus ihren Brutquartieren", erklärt Reuter. "Auf ihren Strecken legen sie auch regelmäßig Pausen ein. Sie nehmen das sehr gelassen. So befindet sich zurzeit an bekannten ostdeutschen Raststätten eine größere Anzahl von Tieren, die dort eine Pause einlegen und einfach abwarten, wie sich die Witterung entwickelt, um dann eventuell auch weiter bis nach Spanien zu ziehen."
Kleinere Gruppen von Kranichen fliegen bereits seit September bei uns durch. Bisher wurden 15.000 gezählt. Der große Ansturm, der ein sicheres Indiz für den aufkommenden Winter ist, blieb aber noch aus. Mit bis zu 100.000 Tieren kann man jedes Jahr rechnen.
Normalerweise zieht der Großteil der Vögel bei uns um Allerheiligen herum vorbei. Doch solange sie an ihren Raststätten keine "kalten Füße" bekommen, wie Gerhard Reuter sagt, ziehen sie noch nicht weiter. "In den letzten Jahren waren die Kraniche früher, also sie sind ein bisschen spät dran dieses Jahr. Eine Woche Verspätung haben sie immerhin, es könnten vielleicht auch zwei Wochen daraus werden", meint Reuter.
Der Winter naht
"Am Montag war jedoch eine gewisse Aufbruchsstimmung festzustellen. Dienstag sind dann auch größere Gruppen abgezogen. Und die Erfahrung lehrt uns, dass wir praktisch drei, vier Tage nach Aufbruch dieser größeren Gruppen von den Raststätten aus auch in Ostbelgien verstärkt mit Kranichbeobachtungen rechnen können."
Der Winter lässt also nicht mehr lange auf sich warten. Schon bald könnten die Kraniche auch bei uns in großer Anzahl vorbeiziehen. Die Vögel nutzen allerdings einen Korridor, der mehrere hundert Kilometer breit ist. Da kann es schon mal vorkommen, dass die Vögel weiter nördlich oder südlich vorbeiziehen.
Wer sie trotzdem beobachten möchte, für den hat Gerhard Reuter folgenden Tipp: "Die Kraniche zu sehen, ist nicht sehr schwierig. Am besten sucht man sich Höhenlagen aus, wo man einen guten Panoramablick über Kilometer hinweg hat. Und wenn man dann ein wenig Glück hat und den richtigen Moment erwischt, dann sieht man die Kranichzüge einen nach dem andern über Ostbelgien Richtung Süden abstreifen."
Ostbelgien auch bei Störchen beliebt
Aber nicht nur der Kranich nutzt Ostbelgien als Zugkorridor. In den letzten Jahren konnte man auch vermehrt Störche beobachten. Diese halten sich im Sommer bei uns auf. Sie finden auf frisch gemähten Wiesen bei uns ihr Futter.
"Auffallend war es jetzt im August, wo größere Gruppen von bis zu 80 Tieren im Eupener Raum sowie im Eifeler Raum gesehen wurden. Das ist schon ein sehr beeindruckendes Schauspiel. Die Tiere sind in der Regel nicht scheu. Wenn man als Autofahrer dann mal kurz anhält und auf die Wiesen schaut, dann hat man ein ganz tolles Naturerlebnis."
Grégory Dalbert
Die Kraniche sind bereits unterwegs. Gestern Nachmittag (7.11.) konnte ich die erste Formation von etwa 80 Tieren auf ihrem Zug über die aachener Innenstadt beobachten.