"Es bedrückt und belastet dich jetzt etwas? Du möchtest jetzt mit jemandem darüber sprechen? Wähle die 108. Wir sind für dich da." So steht es auf den Flyern und Plakaten der Telefonhilfe 108. Seit einem Monat hat der Dienst eine neue Leiterin: Julia Lieske.
Anders als erwartet liefen in den letzten Wochen die Telefonleitungen aber nicht heiß. "Tatsächlich war es im Oktober relativ ruhig im Vergleich zum ganzen Jahr", sagt Julia Lieske. "Das ist schon außergewöhnlich. Während der ersten Welle gab es vermehrt Anrufe, auch viel mehr als im letzten Jahr."
"Ich habe den Eindruck, dass die Menschen in den letzten Wochen wie gebannt auf die Entwicklung der Lage und der Zahlen gestarrt haben und viel mit sich beschäftigt waren, dass sie quasi wie erstarrt waren und gar nicht dazu gekommen sind, sich Unterstützung zu holen. Ich befürchte auch, dass manche denken, dass ihr Problem 'nicht groß genug' ist."
Auch wenn man andere nicht belasten wolle, rät die Psychologin, miteinander zu reden. "Egal, ob es jetzt bei uns am Telefon ist oder mit Freunden, Bekannten und Familie. Man sollte sich trauen, über Ängste zu sprechen, oder auch über Wut oder die Maßnahmen. Über das, was einen bewegt."
Die Telefonhilfe besteht in der Deutschsprachigen Gemeinschaft seit 1989 und bietet ein offenes Ohr in allen Lebenslagen, ob es um Sorgen oder Probleme im Privatleben, mit der Familie oder bei der Arbeit geht. Derzeit gibt es etwa 35 Telefonhelfer. Sie sind im aktiven Zuhören geschult und unterliegen der Schweigepflicht. Der Anruf bei der 108 ist kostenlos. In Zukunft soll es auch Beratungen per Online-Chat geben.
ar/km