Am Mittwoch möchte Marie Benoit in die USA fliegen. Auf die Eupener Tennisspielerin warten drei wichtige Turniere. Doch ohne Corona-Testergebnis geht gar nichts: "Es muss frisch und nicht älter als 96 Stunden sein, damit man in den Club rein kommt. Und deshalb bin ich hier", erklärt sie.
So geht das schon den ganzen Tag. Krankenpfleger Gerd Völl macht einen Hals-Rachentest nach dem anderen. "Seit den letzten zehn Tagen kommen wir wirklich ans Limit unserer Möglichkeiten", sagt er. Um sechs Uhr morgens werden die ersten Abstriche gemacht. Danach geht es weiter bis in die späten Abendstunden.
60 Tests waren für Montag geplant. Für Dienstag stehen bereits 100 Patienten auf der Terminliste. Dabei gibt es immer mehr positive Fälle. "Bei 50 sind so etwa fünf positiv. Wenn ich es hoch rechne, wenn wir am Dienstag 100 testen, werden ungefähr zehn positiv ausfallen", so Völl.
Für Gerd Völl ist es unverständlich, dass Belgien trotz der Überbelastung nicht auf private Labore zurückgreift. Man sei schon lange in Luxemburg auf PCR-Tests spezialisiert und habe große Kapazitäten, aber "man hat sie nicht genutzt", bedauert Völl. "Warum? Weil Belgien sich weiterhin weigert, die Tests, die in Luxemburg durchgeführt werden, zu bezahlen."
Wer einen Corona-Test ohne ärztliche Verordnung macht, der zahlt zwischen 46 und 53 Euro. Wer einen Test verschrieben bekommt, wird rückerstattet. Aber nur dann, wenn der Test nicht im Ausland ausgewertet wurde. Wer sein Testergebnis aus Luxemburg bekommt, muss selber zahlen.
Egal aber, wie rückerstattet wird: Das Wartezimmer ist voll. Und derweil laufen auch die Telefone im Ärztehaus heiß. Besorgte Bürger berichten von überlasteten Corona-Hotlines und davon, wie schwierig es ist, verlässliche Informationen zu bekommen. Da wird das Ärztehaus zum Informationszentrum. Eigentlich ist Daniela Piretti Psychologin. Doch jetzt hilft sie auch hier aus: "Die normalen Uhrzeiten sind von 8 Uhr bis 18:30 Uhr - eigentlich. Aber hier geht erst abends spät um 23 Uhr der Letzte aus dem Haus. Alle sind überlastet. Das geht an die Substanz der Mitarbeiter."
Dabei hat der Herbst erst begonnen. Die jetzt schon überfüllten Wartezimmer könnten erst ein Vorgeschmack sein, auf das, was in den kommenden Wochen passiert. "Man war gar nicht so darauf vorbereitet. Aber das, was jetzt noch auf uns zugerollt kommt, ist sehr schwierig. Da müssen noch Lösungen gefunden werden."
Simonne Doepgen