"Wir waren zunächst von 1990 an Teil des Forem in der Wallonischen Region, so dass ich meine Tätigkeit in Brüssel und Charleroi in der Zentralverwaltung wahrgenommen habe. Die Geburt des Arbeitsamts kam dann 2000, als die Zuständigkeit von der Wallonischen Region an die Deutschsprachige Gemeinschaft übertragen wurde", erinnert sich Robert Nelles an die Geburtsstunde des Arbeitsamtes in der DG.
"Es musste alles neu organisiert werden. Die Aufbaustruktur passte nicht mehr. Die Abläufe mussten angepasst werden. Obwohl wir meinten, noch mit den Geräten der Informatik des Forem arbeiten zu können, mussten wir trotzdem alles neu aufbauen", erzählt Robert Nelles über den Neuanfang mit ihm als geschäftsführendem Direktor.
"Weitergehende Autonomie der DG"
2016 kamen mit der 6. Staatsreform zusätzliche Aufgaben wie Kontrolle und Sanktionen auf das Arbeitsamt zu. Die Übernahme der Beschäftigungspolitik brachte der Deutschsprachigen Gemeinschaft viele Möglichkeiten, aktiv einzuwirken: "Insbesondere was die Integration von Arbeitssuchenden betrifft", sagt Robert Nelles. "Was die Schaffung von Beschäftigung betrifft, sind andere Faktoren maßgeblich, die fiskaler Natur sind, die mit der Sozialsicherheit zu tun haben, auf die wir keinen unmittelbaren Einfluss haben, weil das immer noch föderal ist und sicher auch noch lange bleiben wird."
"Nichtsdestotrotz ist die Übertragung der Beschäftigungspolitik schon symbolisch für die weitergehende Autonomie der DG", findet Nelles. "Und da hängt es davon ab, dass wir etwas daraus machen. Auch wenn wir nicht alle Möglichkeiten haben und wenn wir in verschiedenen Bereichen noch immer föderale Zuständigkeiten haben, so ist doch sehr vieles möglich."
Ergebnisorientiert führen - das war Robert Nelles wichtig. Neben klassischen Managementaufgaben wie Personal- und Haushaltsführung musste er auch immer wieder den Interessenausgleich schaffen: "Weil wir viele Gruppen haben, die Ansprüche an uns stellen: Von der Regierung, der Verwaltungsrat, die Sozialpartner, die verschiedenen Kundengruppen - das sind auf der einen Seite Arbeitssuchende, auf der anderen Seite Arbeitgeber - und die Mitarbeiter." All diese Interessen sollen unter einen Hut passen, erklärt Nelles.
Robert Nelles brachte für seine leitende Funktion beim Arbeitsamt eine vielfältige berufliche Erfahrung mit. Nach dem Philosophiestudium war der gebürtige St.Vither zunächst Lehrer, dann in Kabinetten der wallonischen Region tätig und Unternehmensberater.
Sein politisches Engagement in der CSP sollte beim Arbeitsamt außen vor bleiben. "Generell: unser Haus muss unpolitisch sein. Die Zusammenarbeit mit Aufsichtsministern unterschiedlicher Couleur war immer unproblematisch." Es habe keine Probleme oder Reibungen gegeben.
Zufriedenstellende Ergebnisse
Eine besondere Herausforderung war der ständige Wandel des Arbeitsmarktes, dem sich das Arbeitsamt in den vergangenen 30 Jahren immer wieder anpassen musste. Dabei offen und innovativ bleiben - das war für Nelles und sein Team ein Erfolgsrezept.
"Wenn ich sehe, dass wir auf dem Arbeitsmarkt Wirkung erzielen, dass doch 70 Prozent der Arbeitssuchenden in Arbeit vermittelt werden. Wenn ich sehe, dass 70 Prozent der Stellenangebote auch befriedigt werden können. Dann ist das zufriedenstellend", sagt Nelles." Ich habe auch feststellen können, dass wir bei externen Audits immer positiv bewertet wurden. Wenn auch die Mitarbeiter und Kunden zufrieden sind - denn auch das scheint sich in Umfragen zu bestätigen - dann ist man auf dem richtigen Weg."
Auch jetzt steht das Arbeitsamt wieder vor Reformen. Doch ab dem 1. November wird sich jemand anders darum kümmern. Wer die Nachfolge von Robert Nelles antreten wird, steht noch nicht fest. Er selbst will sich im Ruhestand mehr seinen Hobbys widmen und seiner politischen Arbeit im Parlament in Eupen.
mb/rasch