Für Luc Weynand ist Homeoffice Normalität. Seit sieben Jahren arbeitet er von zu Hause aus. Vor Corona gehörten für Luc Weynand noch Dienstreisen zum Arbeitsalltag, seit Februar sitzt er nun während fünf Tagen pro Woche im Homeoffice.
Dazu kommt, dass der Familienvater die letzten Monate gemeinsam mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen im Homeoffice verbracht hat. "Das war eine gute Herausforderung, das alles unter einen Hut zu bekommen. Man ist gewöhnt, den ganzen Tag seine Ruhe zu haben - auf einmal hat man alle um sich herum. Wir haben ein kleines Kind und das kann man halt nicht aus den Augen lassen."
Luc Weynand kann fast alle beruflichen Angelegenheiten von zu Hause aus regeln. Doch gerade das erfordert eine strikte Trennung von Arbeit und Privatem. Das ist nicht immer einfach und so fällt es manchmal schwer, den Feierabend zu genießen. Eine gesunde Disziplin ist das A und O: "Man muss zum einen einen abgesonderter Raum haben, damit man abends sagen kann 'Ich lasse die Arbeit hinter mir und komme nicht nochmal zu später Stunde rein und arbeite.'"
Dazu kommt, dass der direkte Kontakt zu den Kollegen fehlt. Das kann Vor- aber auch Nachteile haben. Informationen müssen oft über Umwege nachgefragt werden: "Man bekommt doch in den Büros sehr viele Informationen mit. Sei es, wenn man mal einen Kaffee mit einem Kollegen trinkt, der nicht in derselben Abteilung arbeitet, und so an Informationen kommt, oder Informationen, die innerhalb eines Büros geteilt werden. Das bekommt man im Homeoffice nicht mit und diese Informationen muss man sich erfragen."
Neben dem persönlichen Kontakt fehlt im Homeoffice auch die Infrastruktur. Hier wird erwartet, dass diese schon vorhanden ist. In diesem Punkt wünscht Luc Weynand sich Unterstützung und hofft, dass die Arbeitgeber die Heimarbeiter bei der Ausstattung des Arbeitsbereichs unterstützen: "Gutes Arbeitsmaterial ist sehr wichtig, ein guter Stuhl oder auch ein Schreibtisch, der sich vielleicht auch bewegen lässt und an dem man sich mal hinstellen kann, um nicht den ganzen Tag oder die ganze Woche nur in den eigenen vier Wänden zu sitzen."
Co-Working-Space
Doch selbst wenn sich in den letzten Monaten gezeigt hat, dass viel vom Arbeitsplatz zu Hause erledigt werden kann, in gewissen Angelegenheiten hat Homeoffice doch seine Grenzen. Dem entgegen kommt André Britz. Er betreibt einen Co-Working-Space am Eupener Rathausplatz. In einem ehemaligen Bankgebäude vermietet André Britz Schreibtischplätze und Besprechungsräume. Das RA5 ist ein Hybrid zwischen Homeoffice und dem klassischen Büro: "Oft haben Kunden, die sich hier bei uns einmieten, die Vorteile vom Homeoffice auf jeden Fall genossen, in der Zeit von Corona und sich daran gewöhnt. Es gibt jedoch kundenspezifische Sachen, wie ein Treffen, wie eine Absprache, die einfach nur persönlich funktionieren, wo dann die Mieter hier Besprechungen abhalten, persönliche Treffen abhalten, und das nicht zu Hause im Homeoffice machen können oder möchten."
Auch in Zukunft soll das Gebäude mit den alten Stuckdecken für die kommerzielle Nutzung offen bleiben. Aktuell nutzen zehn Personen die Büros auf den zwei Stockwerke zum Co-Working. Gut möglich, dass das Angebot auf weiteres Interesse stoßen wird: "Beim Lockdown ist natürlich die Vermietungssache völlig zum Erliegen gekommen, das muss man natürlich sagen. Dort waren alle Leute im Homeoffice, haben sich nicht mehr bewegt, es war wirklich eine Starre. Die ist aber im Juli, August diesen Jahres aufgelöst worden. Die Leute interessieren sich wieder für Flächen", so André Britz.
Im produzierenden Gewerbe und im Handel ist die Arbeit von zu Hause aus keine ernstzunehmende Alternative. Im öffentlichen Sektor und bei den Dienstleistern sieht die Sache anders aus - hier lassen sich zahlreiche Arbeiten von zu Hause aus erledigen oder, warum nicht, im Co-Working-Space.
Chantal Scheuren