Seit den 1990er Jahren lernen Schüler in Malmedy in der Schule Deutsch. Wegen der Nachbarschaft zur Deutschsprachigen Gemeinschaft und zu Deutschland, entschied der kommunale Schulträger, den Deutschunterricht anzubieten: Ab dem 3. Schuljahr ist er verpflichtend, aber auch vorher sollten die Kinder so schon an die deutsche Sprache herangeführt werden.
Jetzt ist erst einmal Schluss damit, der Deutschunterricht ist bis auf Weiteres gestrichen, zur Verwunderung einiger Eltern. Sie wurden davon eben überrascht wie Sonia Bruck, Mitglied im Malmedyer Stadtrat: "Am 1. September hat meine Nachbarin mich angerufen, um zu sagen, dass ihre zwei Kinder keinen Deutschunterricht mehr hatten. Das wäre eine neue Entscheidung vom Bürgermeister. Ich wusste gar nichts davon. Das war eine richtige Überraschung, aber eine schlechte Überraschung."
Die Entscheidung gilt für den Deutschunterricht im Kindergarten und für das erste und zweite Schuljahr. Malmedys Bürgermeister Jean-Paul Bastin, der für die Schulen zuständig ist, folgt nach eigenen Worten nur dem Wunsch der Grundschulen. Es handele sich um eine einstimmige Anfrage von Seiten der sechs Schulleiter der Grundschulen in Malmedy.
Mehr Zeit für andere Kurse
Es gebe Kinder, die man seit dem 13. März nicht mehr gesehen habe, so Jean-Paul Bastin. Die Idee der Schulleiter: Ein Unterricht muss wegfallen, damit die restlichen Kurse wieder aufgeholt werden können. Sich vom Deutschunterricht vorerst zu verabschieden, schien für die Direktoren aber auch für Bastin die beste Lösung zu sein. Es sei ein Beruf, in dem es einen Mangel an Lehrer gäbe. Es falle manchmal schwer, die Lehrer zu ersetzen, wenn sie abwesend sind, so Bürgermeister Jean-Paul Bastin.
Auf der anderen Seite müsse man Klassen aufteilen oder mehr Stunden zur Verfügung stellen, um sicherstellen zu können, dass es keine Probleme gibt und dass der Rückstand nicht zu groß wird in diesen wichtigen Schuljahren, so Bastin weiter.
Online-Petition
Der Rückstand zu groß? Die Kosten zu hoch? Aussagen, die einige Eltern und Sonia Bruck nicht verstehen. "Die Kinder lernen sehr viel beim Spielen, beim Singen und so. Danach lernen sie ab dem dritten Grundschuljahr mehr Wörter und wichtige Sachen. Aber man kann darüber gar nicht diskutieren. Ökonomische Gründe für die Absetzung einer Sprache in unserer Gemeindeschule sind sehr traurig."
Die bestürzten Eltern haben sich mittlerweile zusammengeschlossen und eine Online-Petition gegen die Entscheidung gestartet. Mittlerweile haben knapp 300 Personen die Petition unterschrieben.
Die Eltern wollen jetzt weiter kämpfen, damit ihre Kinder schon bald wieder Deutschunterricht geboten bekommen. Sollten sie damit nicht erfolgreich sein, hadern die jungen Malmedyer wirklich bald mit einem gewissen Rückstand - in dem Fall mit einem selbst geschaffenen.
Robin Emonts
Die Streichung des Deutschunterrichts in den Grundschulen ist alles andere als eine weise Entscheidung des Malmedyer Bürgermeisters. Bei Herrn J.P. Bastin wundert mich allerdings gar nichts mehr. Nicht alleine die angeführten "ökonomischen Gründe" sind verwerflich; damit sendet er auch ein äußerst bedenkliches Signal an die deutschsprachigen Nachbarn aus. Offensichtlich haben der Schutz und die Förderung der deutschen Sprache hat in M'dy keinen großen Stellenwert mehr: Da kommt so richtig Vorfreude auf die eventuellen gemeinsamen Gedenkfeiern zu 100 Jahre Ostkantone auf ... falls diese überhaupt noch stattfinden werden. Den Initiatoren der Petition wünsche ich jedenfalls viel Glück und Erfolg.
@ BRF, vielen Dank für Ihr Interesse an dem Thema und den sehr guten Beitrag.
Ich kann das aus pädagogischer Sicht nicht nachvollziehen und kann mir das nur so erklären, dass es andere Gründe gibt. Georg Kremer hat bereits einen angeschnitten. Auch ich wünsche den Initiatoren der Petition viel Erfolg! Ich weiß aber auch, wie schwierig es für die Gemeinde ist, einen Deutschlehrer zu finden. Wenn dann der Wille zudem nicht vorhanden ist...
Diese Entscheidung ist das absolut falsche Signal. Wenn es ein politisches Signal sein soll, dann Prost Mahlzeit. Es ist nicht nur gegenüber den deutschsprachigen Nachbarn ein falsches Signal, es ist es auch unter dem Aspekt der Sprachgesetzgebung in Belgien, Es zeigt aber auch welches Geistes Kind die Entscheidungsträger sind. Der Initiative wünsche ich viel Erfolg.
Bravo, so wird die Regionen Trennung erst recht befeuert. Gerade für die Eifler ist Malmedy ein wichtiger Anlaufpunkt.
Schade, denn jede mehr erlernte Sprache ist eine Bereicherung fürs Leben.
Wenn ich zurück Blicke, in den 70ern vllt auch schon eher mussten die Deutschsprachigen ab dem ersten Schuljahr französisch lernen aber die Französischsprachigen erst ab dem 4ten Schuljahr Deutsch. Im Lauf der Jahre hatte sich das gewandelt, da gabs schon ab dem Kindergarten dann gemischte Gruppen und Klassen und im heute und jetzt wird wieder ins alte Muster zurück gerudert statt die Mehrsprachigkeit weiterhin zu fördern und zwar von kleinauf an, besonders in jungen Jahren lernt man doch eine Fremdsprache viel leichter. Ok gilt eher für jetzt die rein Deutsch, französische., niederländisch sprachigen, ob das auch für die gilt die arabisch, ect sprechen mag ich nicht beurteilen obwohl auch diese in sehr jungen Jahren besser fremde Sprachen lernen falls man diese lässt und die es auch von zu Hause aus dürfen.
Leider ist die Berichterstattung nicht ganz korrekt. Der Deutschunterricht ist an den Gemeindeschulen gestrichen worden. Es wird leider nicht erwähnt, dass im Atheneum von Malmedy - wie seid vielen Jahren schon - bilinguale Klassen bestehen ("classes d'immersion") und auch definitiv bestehen bleiben! Die Kinder dort befolgen 50% des Unterrichts in deutscher Sprache und 50% in französischer Sprache. Im oben gezeigten Video werden Ausschnitte gezeigt, die Grundschulklassen des Atheneums zeigen und gleichzeitig spricht man davon, der Deutschunterricht sei gestrichen worden. Bild und Ton bzw Berichterstattung stimmen nicht überein. Schade!
Ich arbeite seid über 10 Jahren als Kindergärtnerin im Atheneum von Malmedy (in deutscher Sprache) und würde mich freuen, wenn der BRF erwähnen würde, dass in unserer Schule die deutsche Sprache noch immer einen hohen Stellenwert hat und auch weiterhin 13 Stunden (!) pro Woche praktiziert wird.