Mit der Ausbildung an der Königlichen Militärakademie in Brüssel folgt Elisabeth dem Beispiel ihres Vaters, König Philippe. Philippe nahm als Prinz auch am Unterricht an der Königlichen Militärakademie teil und erwarb sogar einen Pilotenschein bei der Luftwaffe. Philippe war auch als Fallschirmjäger zugelassen.
Aber auch andere Mitglieder der königlichen Familie haben in der Vergangenheit eine Militärausbildung durchlaufen. Das erste Mitglied der königlichen Familie, das jemals an der Königlichen Militärakademie ausgebildet wurde, war Prinz Baudouin (1869-1891), ein Neffe von König Leopold II. Er begann seine Ausbildung 1884, als er knapp 15 Jahre alt war.
Der spätere König Albert I. und Leopold III. durchliefen ebenfalls eine militärische Ausbildung, ebenso wie Prinzregent Charles. König Baudouin (1930-1993), der bereits im Alter von 20 Jahren den Thron bestiegen hatte, hatte keine Militärausbildung erhalten. Sein Bruder und Nachfolger Albert II. nahm jedoch Unterricht im Marineausbildungszentrum.
Grundausbildung
Kronprinzessin Elisabeth fängt jetzt erst mal mit der Grundausbildung an. Ihr erstes Jahr wird sie auf Niederländisch belegen, und das in der Abteilung der Sozial- und Militärwissenschaften. Am Ende ihrer Ausbildung erhält sie kein Diplom, sondern ein Jahresabschlusszertifikat.
Die militärische Grundausbildung, die für alle Kadetten gleich ist, beginnt im Lager Elsenborn. Nach vier Wochen erhält sie dann das blaue Barett der Königlichen Militärschule.
Anfang Oktober muss sie dann an der feierlichen Eröffnung des akademischen Jahres der Königlichen Militärakademie mit einer Parade im Brüsseler Jubelpark - dem Cinquantenaire - teilnehmen. Dort kann man die Kronprinzessin dann in Uniform sehen.
Schülerin wie jede andere
In Elsenborn oder anderweitig in der Gemeinde Bütgenbach wird man die Prinzessin aber eher nicht zu sehen bekommen. Das bestätigte auch Bütgenbachs Bürgermeister Daniel Franzen. Als man von der Ausbildung der Kronprinzessin gehört hat, habe man direkt Kontakt zum Palast aufgenommen. Dabei zeigte sich die Gemeinde in einem Schreiben erfreut über den Aufenthalt der Prinzessin in Elsenborn. Es wurde auch eine Einladung zum Austausch in der Gemeinde ausgesprochen.
Der Palast hat aber in einem höflichen Schreiben wissen lassen, dass die Prinzessin hier eine Schülerin wie jede andere sei. Deshalb werde es auch keine offiziellen Termine geben.
Das hat auch Major Pascal Thunus, der Leiter des Truppenübungsplatz Elsenborn, bestätigt. Er meinte, vielleicht werde sogar er sie noch nicht mal sehen. Es herrsche auf dem Gelände und in den Räumlichkeiten des Lagers eine strenge Maskenpflicht. Deshalb werde die Prinzessin kaum auffallen können.
Theorie und Praxis
Zum Beginn der Ausbildung stehen erst einmal eine ganz Reihe theoretischer Themen auf dem Programm. Man geht dann aber schnell über zu den praktischen Übungen, wie der Ausbildungsleiter der Königlichen Militärkademie Colonel Thierry Pirenne erklärt.
Man lernt für Soldaten essentielle Dinge, zum Beispiel, wie man sich tarnt. Das wird dann auch in der Praxis geübt. Hinzu kommt theoretische Waffenkunde. Dazu zählt auch der sichere Umgang mit einer Waffe. Richtige Schießübungen gibt es dann auch.
Nach dem Monat in Elsenborn gehen die Kadetten nach Brüssel ins Internat der Militärakademie. Dort wird die Prinzessin - wie alle anderen Kadetten auch - wegen Corona ein Einzelzimmer erhalten und Unterricht folgen. Elisabeth wird unter anderem Geschichte, Ethik, Mathematik, Soziologie und Psychologie studieren.
Solide Basis
Dabei geht es nicht so sehr darum, eine ausgeprägte militärische Karriere zu durchlaufen. Das Königshaus verspricht sich aber von dieser Grundausbildung eine solide Basis für ein breites Spektrum an Kompetenzen.
Als Thronfolgerin soll die Ausbildung dazu beitragen, Kommunikationsfähigkeiten zu stärken, mehr über internationale Beziehungen und Geopolitik zu erfahren und zu lernen, was Führung heißt.
Es ist nicht bekannt, was Elisabeth nach diesem Jahr machen wird. Man ist sich aber sicher, dass die Prinzessin im Anschluss ein klassisches Universitätsstudium angehen wird. Und da wird es wichtig sein, dass sie auch Unterrichte in Recht, Geschichte und Wirtschaft erhalten wird. Denn als Monarchin wird sie über ein Grundwissen in Fragen über internationale Beziehungen, Wirtschaft und die belgische Gesetzgebung verfügen müssen.
belga/rtbf/mz