"Wer profitiert im Endeffekt von dem Windrad? Warum hat man sich für keine offene Form der Bürgerbeteiligung eingesetzt? Ist der Standort auch wirklich effizient?". So oder so ähnlich lauteten die Fragen, die verschiedene Bürger an die Projektverantwortlichen stellten.
Einer der anwesenden Bürger war Thomas Ritzerfeld: "Ich bin mit einer neutralen Einstellung hierhin gekommen und habe das als eine reine Informationsveranstaltung gesehen, weil ich mich einfach kundig machen wollte über das, was geplant ist. Als nicht unmittelbar, aber zumindest mittelbar betroffener Anwohner wollte ich mich einfach gut informiert fühlen", sagt er.
Und informiert wurde zu Beginn der Veranstaltung. Vor allem die Ergebnisse der Umweltstudie gaben einen detaillierteren Einblick in das Projekt. Entstehen soll das Windrad auf dem Gelände von NMC. Es dient einzig zur Stromversorgung des Unternehmens. Was die Höhe und Leistung betrifft, gibt es drei Alternativen: 130 Meter, 150 Meter oder 180 Meter, wobei letzteres als unwahrscheinlich gilt.
Der Standort und die damit verbundene exklusive Nutzung warfen dabei am meisten Fragen auf. "Obwohl ich für Windenergie als regenerative Energie bin, zweifel ich einfach daran, dass dieser Standort dort wirkliche Qualitäten für eine solche Windkraftanlage mit sich bringt", so Thomas Ritzerfeld. "Die einzige Qualität, die ich hier gehört habe, ist eben die, dass es dort ein Grundstück von NMC gibt. Das zeigt aber nicht, dass dort ein effizienter Standort gefunden wurde."
Auch Module, die das Windrad abstellen, um Schattenschlag und Gefahren für Fledermäuse zu reduzieren, konnten nicht vollends überzeugen.
Doch nicht nur das Projekt an sich, auch die Prozedur sorgte für den ein oder anderen Zweifel. "Etwas diffus fand ich die Äußerungen dazu, wie es dort weitergeht, welche Einflussnahme die Gemeinde und auch die Bürger an dieser Stelle haben und wie dieses Genehmigungsverfahren jetzt weiter abläuft. Das bleibt für mich ein bisschen nebulös", findet Ritzerfeld.
Offiziell können die Bürger der Gemeinde noch bis zum 2. September ihre Bedenken einreichen. Bürgermeister Erwin Güsting verspricht, eventuelle Bedenken in die Entscheidung mit einzubeziehen. "Das Gemeindekollegium wird sich sicherlich sehr von der Meinung der Bürger beeinflussen lassen. Es muss natürlich Hand und Fuß haben", so Güsting. "Eine gute Begründung ist aber, dass es ein ganz markanter Punkt ist, wenn ein solch hohes Windrad hier zentral in der Gemeinde gesetzt wird. Das wird, wenn es dann kommt, ein ewiger Orientierungspunkt bleiben."
Es bleibt also noch eine Woche, sich mit dem Projekt auseinander zu setzen. Ob das genügt, ist sich Thomas Ritzerfeld nicht sicher. "Eben habe ich gehört, dass das eine Frist ist, die eine gesetzliche Grundlage hat. Ungeachtet davon, dass das wahrscheinlich alles so in Ordnung ist, die Zeit ist knapp."
Erwin Güsting verteidigt sich und hofft trotzdem, dass die Entscheidung des Gemeindekollegiums am Ende auf einer breiten Basis fußt. "Die Gesetzgebung gibt eindeutige Fristen vor. Das ist eine 15-tägige Frist, wir haben sie hierhin geschoben, damit die meisten Menschen zumindest aus ihrem Urlaub zurück sind", erklärt Güsting.
"Die Einspruchsfrist ist jetzt am 2. September. Wenn Bürger irgendwelche Gedankengänge haben, können sie sie zwar nicht mehr in ihrem Namen einbringen, aber das Gemeindekollegium hat dann immer noch eine Woche Zeit. Und Eingänge in Bezug zu der Anlage werden wir sicherlich im Kollegium noch aufnehmen und in der Vorschlagsbeschlussfassung mit einbeziehen."
Andreas Lejeune
„Entstehen soll das Windrad auf dem Gelände von NMC. Es dient einzig zur Stromversorgung des Unternehmens.“
Diese Aussage ist falsch. Zwar speist das Windrad direkt in die Kopfkabine von NMC ein, der Strom fließt aber nur in dem Maße nach NMC wie es deren momentaner Verbrauch zulässt. Wenn bei NMC keine (oder reduzierte) Produktion läuft (Nachtstunden, Wochenenden, Urlaub…) dann steht das Windrad natürlich nicht still sondern speist über die Kopfkabine in das Netz ein. Luminus möchte je die grünen Zertifikate dafür erhalten. Das gilt im gleichen Maße für deren PV-Anlage. Der „Sonnenstrom“ der z.B. Sonntags produziert wird geht in das allgemeine Stromnetz. Es ist davon auszugehen dass NMC sich die gesamte PV und WK Produktion auf ihren Verbrauch anrechnen lassen (CO2 Neutralität) und nicht nur den Teil der tatsächlich verbraucht wird. Das entspricht dem üblichen Verfahren und stellt keinen Regelverstoß dar, es sollte aber korrekt dargestellt werden.
Schade, dass für solch ein Projekt die Zusammenarbeit mit einem Stromkonzern gesucht wurde, anstatt auf lokale Anbieter zu setzen. Damit verpasst NMC die Chance sozialen Verantwortung zu zeigen, in dem das Geld welches das Windrad generiert, in lokale Kreisläufe fließen zu lassen. Stattdessen wird der erzeugt Profit an die Investorengruppen und Großanleger von Luminus im Ausland ausgeschüttet...
Dieses Windrad sichert weder die Stromversorgung von NMC noch die Stromversorgung des öffentlichen Netzes, denn wie immer bleibt die Grundlastfähigkeit auf der Strecke. Also ist auch dieses Projekt letztlich nutzlos.
130 Meter oder 150 Meter oder 180 Meter - Inkompetenz kann man in Sachen Windkraft wirklich in Metern messen.
@G. Scholzen
Wer trotz zigfachem Hinweis immer noch nicht versteht bzw. verstehen will, dass bei zunehmenden Anteil erneuerbarer Energie bei der Stromproduktion es nicht mehr auf die Grundlastfähigkeit ankommt, sondern auf die Frage, wie die Residuallast bereitzustellen ist, verhält sich wie wie jemand, der in einem elektrisch betriebenen Zug nach dem Kohlewagen sucht.
Ohne ein Mindestmaß an Offenheit, intellektueller Redlichkeit und Flexibilität lässt sich die Energieversorgung von morgen weder verstehen noch gestalten.
Die 4 „Gegenpol“-Aktivisten sollten, bevor sie weiterhin im wahrsten Sinne des geflügelten Wortes gegen Windmühlen kämpfen, sich eingehend mit diesen Disziplinen beschäftigen.
Dann klappt es auch mit dem Verständnis über Grundlast und Residuallast.
Herr Leonard,
wo gibt es denn bereits eine öffentliche Stromversorgung mit Residuallast?
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