Die meisten kommen aus dem Staunen gar nicht heraus: Leicht von der Straße versetzt und hinter Bäumen versteckt, will das Ensemble der früheren Domäne bei Berterath schrittweise entdeckt werden, mit dem weiß verputzten Torbogen, den langgezogenen Wirtschaftsgebäuden und ihren Bruchsteinmauern. Weitere solcher Musterhöfe entstanden in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts "auf der Domäne" in Bütgenbach (der spätere Karmel) oder bei Sourbrodt (der Rurhof).
"Hier in Berterath wurde ein Haus aus dem Jahr 1805 gekauft, die Wirtschaftsgebäude drum herumgebaut, dazu 150 Hektar zusammenhängendes Land gekauft", erklärt Stefan Fank. "Ziel war es, den Leuten hier zu zeigen, wie man eine zeitgemäße Landwirtschaft betreibt - und das hat auch gut funktioniert bis zum Ersten Weltkrieg."
Zur Hochzeit wurden hier 150 Stück Rindvieh gezählt, fast 80 Schweine und acht Pferde. Nach dem Krieg gehörte die Domäne für kurze Zeit dem belgischen Staat. Der verkaufte sie dann an Privatleute. Bis Ende der 1950er Jahre wurde sie landwirtschaftlich genutzt, später nutzte eine Metallbaufirma die ausladenden Gebäude.
Dann lag sie brach, bis Stefan Fank und seine Frau Heidi sich der Sache annahmen. "1997 haben wir das gekauft, nachdem das ganze Gelände 30 Jahre lang leer stand. Das war sozusagen eine Ruine", erinnert sich Fank. "Wir haben es dann über viele Jahre privat genutzt, bis wir andere Ideen hatten, um die Räumlichkeiten auch wirtschaftlich zu nutzen."
Der Craft-Beer-Trend kam wie gerufen und so wurde in der früheren Domäne eine Bierbrauerei eingerichtet. Aus einem ersten Projekt sind die anfänglichen Partner inzwischen ausgestiegen, doch macht Stefan Fank mit einem neuen Braumeister weiter unter dem Label "Eifel Domaine Berterath". "Nächste Woche wird wieder das 'Eifler Hell' gebraut, Anfang September machen wir dann das 'Eifler Dunkel', das hatten wir noch nicht im Programm - und so ist unsere Bierkarte fürs erste komplett."
Darauf stehen außerdem das "Eifeler Rubin", das "Tornbacher Weißbier" und das "Treesche Gold". Gelegenheit zum Probieren gibt es im eigenen Biergarten. "Seit den Lockerungen der Corona-Maßnahmen haben wir einen Biergarten eröffnet. Jeden Freitag können die Kunden ab 17 Uhr unsere Biere verkosten, ergänzt mit regionalen Speisen."
Dabei wird natürlich penibel auf die Einhaltung der Corona-Regeln geachtet - die Leute sitzen jeweils in ihren Kontaktblasen an den Tischen. "Wir sind auch schon vom Gewitter überrascht worden und sind nach innen gezogen: Wir haben da aber genug Ausweichmöglichkeiten", so Fank.
Und das Angebot endet nicht mit den Sommerferien: "Wir haben jeden ersten Samstag im Monat geöffnet, von 14 bis 22 Uhr. Da kann man Bier verkosten, wir organisieren Bierproben und auch Braukurse. Wegen Corona mussten wir einen Kurs verschieben auf den 2. Oktober: Das ist ein Comey-Braukurs, bei dem ein professioneller Braumeister auf etwas lockere Weise vermittelt, wie man das macht."
Stephan Pesch