"Viele Menschen entdecken gerade ihre eigene Heimat nochmal neu. Wir kennen das ja alle: Wir fahren in Urlaub, oft Hunderte oder Tausende Kilometer und gehen dort in jedes Naturschutzgebiet, in jede Kathedrale, in jedes Museum. Und zu Hause weiß man gar nicht so genau Bescheid. Wir leben hier in einer phänomenalen Gegend und die Zyklopensteine sind nur ein Beispiel", findet der Naturführer und Waldpädagoge Michael Zobel.
Bei den Zyklopensteinen am Grenzübergang Köpfchen trifft wechselvolle Geschichte auf wunderschöne Natur. "Seit über 400 Jahren ist hier Grenze. Man sieht auch noch die alte Grenze mit den mehrstämmigen Buchen und den alten Grenzsteinen. Es gibt hier noch Schützengräben, Bombenkrater und die Zollanlagen aus den fünfziger Jahren. Ja und dann kommen wir plötzlich ganz weit zurück."
Und mit "ganz weit zurück" meint Michael Zobel den zeitlichen Schritt, den wir zurückgehen müssen, um die komplette Geschichte der Zyklopensteine zu erfassen. "Wären wir nicht heute hier, im Jahre 2020, sondern vor 90 oder 100 Millionen Jahren, dann würden wir jetzt nicht im Wald stehen sondern am Strand", erklärt Zobel. "Hier war tatsächlich das Meer. Das können sich nicht viele vorstellen."
Unter anderem ein versteinerter Seeigel, der im Wald gefunden wurde, zeugt von dem früheren Meer. Und wo Meer ist, da ist auch Strand und Sand. Und dieser Sand hat sich am Grund des damaligen Kreidemeers angesammelt. Das Meer zog sich irgendwann zurück und es bildete sich Sandstein. Der lockere Sand drumherum wurde über Millionen von Jahren weggespült und liegen geblieben sind die Zyklopensteine. So die wissenschaftlich akkurate Erklärung.
Doch es gibt Erklärungen, die dann doch noch etwas fantasievoller und vor allem unterhaltsamer sind. "Das ist ein ganz mystischer und sehr geheimnisvoller Ort. Manche Menschen haben diese Steine gesehen und waren sich ganz sicher, dass sie irgendwelche sehr großen Wesen, Riesen oder wer auch immer, hierhin geworfen haben", berichtet Zobel.
Vielleicht waren es Riesen, vielleicht auch Zyklopen selber, die die Steine in den Wald gebracht haben. In manchen Erklärungen taucht gar der Teufel auf. Auch wenn sich diese Erklärungsversuche empirisch wohl kaum halten können, namensgebend waren sie am Ende doch. "Viele dieser Steine haben Vertiefungen. Sie erinnern ein bisschen an die einäugigen Riesen aus der griechischen Mythologie und so kommt dieser Name 'Zyklopensteine' auch zustande."
Die Zyklopensteine an sich wären schon Grund genug für einen Besuch. Doch daneben gibt es noch viele weitere Besonderheiten, von denen Michael Zobel erzählen kann. Zeit also, sich auf die Geheimnisse unserer Region einzulassen.
Andreas Lejeune