Verhalten - so lautet das allgemeine Urteil, das nicht nur Thomas Gritten, Präsident der St. Vither Fördergemeinschaft, fällt. "Wie man lesen konnte, ist es auch in anderen Städten noch eher verhalten. Das liegt vermutlich auch daran, dass die Kauflust bei den Leuten noch nicht so gegeben ist, wie es normalerweise der Fall wäre", glaubt Gritten.
Die Regeln, die man beim Einkaufen einhalten muss, machen es den Einzelhändlern nicht unbedingt einfach. "Dem Kunden da entgegenzukommen, ist so oder so schwierig. Die Maskenpflicht besteht und es gibt immer Leute, die das als unangenehm empfinden", so Gritten. "Aber wir kommen halt nicht drumherum und müssen hoffen, dass diese Regelung den gewünschten Erfolg auch bringt und die Zahlen wieder ein bisschen sinken. Ich denke, dann wird auch in absehbarer Zeit, so hofft es zumindest der Einzelhandel, die Maskenpflicht wieder rückgängig gemacht werden."
Dazu kommt, dass gerade in einer Grenzregion nationale Maßnahmen noch einmal ganz anders wirken. "Von St. Vith aus ist es nach Deutschland oder Luxemburg nur eine viertel Stunde Fahrt Entfernung - und da sind die Regelungen anders. Natürlich kommt uns das nicht unbedingt entgegen, wenn da zum Beispiel der Sommerschlussverkauf oder allgemeine Ausverkäufe früher stattfinden durften. Das ist halt immer der Nachteil, wenn man in Grenznähe ist."
Trotzdem findet Thomas Gritten das Angebot, das der ostbelgische Einzelhandel bietet, attraktiv. "Eigentlich müsste es ja so sein, dass die Kunden im Moment ein Interesse haben, den Sommerschlussverkauf zu nutzen, weil man zu günstigen Preisen noch eine relativ große Auswahl hat. Sonst hat man die so nicht unbedingt, weil dann schon in den Frühjahrsmonaten einiges an Ware weggegangen ist, die jetzt noch in den Geschäften liegt. Eigentlich müsste es also gerade jetzt interessant sein."
Viele Faktoren bremsen das Geschäft
Auch in Eupen bekommen die Einzelhändler die Folgen der Krise zu spüren. Hört man sich in den Geschäften am Eupener Marktplatz um, so werden einige Gründe genannt. Freddy Reip, Inhaber vom Modehaus Reip sucht nach Erklärungen: "Dadurch, dass der Sommerschlussverkauf offiziell erst am 1. August startete, war das Ganze für den Verbraucher etwas undurchsichtig, da es sonst seit Ewigkeiten immer ab dem 1. Juli losging."
Nicht nur der Einzelhändler, auch der Kunde musste sich umstellen und traf so auf Hindernisse. "Auch einige auswärtige Kunden haben nach dem Lockdown noch nicht den Weg zurück nach Eupen gefunden", so Reip. "Es gibt sicherlich viele Gründe, es gibt zum Beispiel Kunden, die ängstlich sind. Es spielen viele Faktoren mit, die das Geschäft bremsen." Trotzdem bleibt Freddy Reip zuversichtlich, sein Sommerlager bis Ende August bereinigt zu haben.
Hoffen das Beste
Einige Meter weiter, bei Schuhmode Fischer, macht man sich vor allem Gedanken über den Start des Schlussverkaufs, der sonst immer im Juli begann. Gerade im Vergleich zu den Nachbarländern sei der hiesige Einzelhandel benachteiligt.
"Viele Kunden sind schon verloren gegangen", berichtet Bianca Vossenkaul. "Und es ist jetzt nur noch einen Monat Sommer, da brauchen auch nicht mehr so viel Leute die Sommerkollektion und warten eher bis zum Winter. Jetzt, wo die Grenzen wieder offen sind, sind viele auch im Urlaub, so dass noch mehr Kunden verloren gehen. Alles in allem ist der Ausverkauf ein bisschen schlechter ausgefallen als die anderen Jahre."
Doch noch dauert der Sommerschlussverkauf an. Und der Einzelhandel hofft weiterhin auf kauffreudige Kunden, die, alleine und mit Maske, den Weg ins Geschäft suchen. "Wir hoffen natürlich immer das Beste, aber ja, wir warten mal ab", sagt Bianca Vossenkaul.
Andreas Lejeune