Viele Körbe in der Wäscherei Hola in St. Vith sind leer. Seit Mitte März ist die Auslastung um 85 Prozent eingebrochen. "Wir bearbeiten hier in der Regel 30 Tonnen Wäsche die Woche", erklärt Hola-Geschäftsführer Philipp Egyptien. "Corona hat uns natürlich massiv getroffen. Wir bearbeiten jetzt noch 15 Prozent Altenheimwäsche. Alles, was von den Hotels kam, ist komplett weggebrochen."
Und auch eines fehlt besonders: die Wäsche aus den Restaurants. Erst seit dieser Woche läuft der Horeca-Sektor langsam wieder an. Auch in der Wäscherei gab es damit Aussicht auf Entspannung. Doch dann folgte die kalte Dusche von Seiten des Nationalen Sicherheitsrates. In einer Empfehlung hieß es: Restaurants sollen auf Stoff-Tischwäsche verzichten. Stattdessen soll mit Papier eingedeckt werden.
"Ich kann es mir nicht erklären. Ich weiß nicht, woher es kommt", sagt Egyptien. "Wir waschen hier hauptsächlich Bettwäsche und Handtücher - die sind im gleichen Waschprozess bearbeitet worden und sind auch in Ordnung. Warum soll die Tischdecke es nicht sein? Das kann doch nicht möglich sein. Was da empfohlen wird, entspricht irgendwie nicht den Tatsachen", ärgert sich Egyptien.
In der dritten Generation ist die Familie Egyptien im Wäschereigeschäft - auch über Ostbelgien hinaus. So ist Vater Philipp Egyptien zudem Geschäftsführer bei einem internationalen Wäschevermieter. Überall ist Hygiene stets das oberste Prinzip.
"Es gibt zwei Faktoren, die letzten Endes ausschlaggebend sind", erklärt Egyptien. "Einmal haben wir eine chemische Desinfektion. Das ist ein Waschprozess. Wir führen Mittel bei, die bei einer gewissen Temperatur und einer gewissen Waschdauer wirklich alles, was an Bakterien vorhanden ist, tötet. Dann kommt die Wäsche in die Mangelstraße. Die Mangeln sind auf 180 Grad erhitzt und da kann beim besten Willen nichts mehr überleben. Wenn die Wäsche da raus kommt, ist die 100 Prozent in Ordnung."
Der Wäscher versteht die Welt nicht mehr. Dabei hätten die Prognosen für 2020 nicht besser sein können. Es sollte expandiert werden. Doch stattdessen wurde Kurzarbeit eingeführt. Für die 27 Hola-Mitarbeiter ein Schock. So auch für Sylvia Peters. Seit 32 Jahren ist sie in der Wäscherei. "Wir alle haben uns erschrocken, weil es so drastisch zurück gegangen ist. Manchmal mussten wir nur zwei halbe Tage pro Woche arbeiten. Das war ganz außergewöhnlich. Gerade rund um Feiertage, wo eigentlich immer sehr, sehr viel Arbeit ist, war jetzt sehr wenig."
Zwar kommt seit einigen Tagen wieder etwas mehr Wäsche rein. Doch von Entspannung ist nicht die Rede. "Die Prognosen sind nicht sehr rosig. Juli und August werden schwach sein", befürchtet Philipp Egyptien. "Und bis zum Ende vom Jahr rechnet man damit, dass man circa die Hälfte des Umsatzes von 2019 erreichen wird."
Und es kommt schlimmer. Der gesamte Horeca-Sektor rechnet nicht mit einer Erholung der Lage vor 2023. "Keine Gäste, keine Wäsche - so einfach ist das", sagt der Hola-Geschäftsführer. "Wir sind so ein bisschen das letzte Glied in der Kette. Wir sehen montagsmittags, wie die Woche gelaufen ist, an der Wäsche, die rein kommt."
Doch die Hoffnung auf Normalisierung bleibt. Produktionsleiterin Sylvia Peters bleibt zuversichtlich. "Wenn die Leute ihre Ängste überwunden haben und wieder in Restaurants und Hotels gehen, dann wird es auch für uns automatisch wieder laufen."
Simonne Doepgen
Die spinnen nu wirklich vom nationalen Sicherheitsrat..... Als ob man noch nicht genügend Müll produziert hat und produziert und jetzt dann zusätzlich "Papiertischtücher" welche dann wo landen nach jedem Gast, jeden Gästen? Ja natürlich im Müll da man diese bekanntlich nicht waschen kann und auf Dauer sind die auch noch teurer wie die wöchentliche wäsche in der Wäscherei. Deren Logik muss man wohl erst verstehen.
Schrecklich! Die Tischdecken sind ein Randproblem was vielleicht unter anderen Umständen kaum erwähnenswert gewesen wäre und sicher aus ökologischer und ökonomischer Sicht keine kluge Idee ist. Das wirkliche Problem ist die Sensibilität der Branche für Krisen. Auch wenn die Corona-Krise bald vorbei sein wird, benötig der wirtschaftliche Aufschwung noch deutlich länger. Bis 2023 um auf das alte Niveau vor Corona zu gelangen ist nicht übertrieben, nur wird bis dahin kaum ein Wäscherei mehr überlebt haben! Da sollte der Staat mit gezielten Stützungsmaßnahmen Hilfe leisten denn diese Betriebe leisten Grundversorgung von Altenheimen und Krankenhäusern wobei das Geschäft nur funktionierte unter Einbeziehung von Hotelwäsche die nun absehbar fehlen wird und schlimme wirtschaftliche Implikation haben wird für die Betriebe. Wir müssen aufpassen, dass nicht systemrelevante Dienstleiter verloren gehen und wir auf einen weitere strukturelle Katastrophe zusteuern. Zeitnahe Maßnahmen sind jetzt absolut notwendig!