"Eupen hält zusammen" - dieses Motto wurde vor knapp acht Wochen ins Leben gerufen. Die Vereinigung der Geschäftsleute "Eupen handelt", der Rat für Stadtmarketing sowie die Stadt selbst haben sich dieser Solidaritätsaktion nun angeschlossen. Das Ergebnis: ein 300.000 Euro umfassendes Maßnahmenpaket.
"Wir haben ein Maßnahmenpaket geschnürt, um das Projekt 'Eupen hält zusammen' weiter lebendig zu halten", erklärt Bürgermeisterin Claudia Niessen. "Es ist gut angenommen worden und wir möchten das jetzt weiter nach vorne treiben über die Sommermonate hinweg."
Und geplant ist für den Sommer vieles. Die Stadt setzt bestimmte kommunale Steuern aus, Gastronomen bekommen Pflanzen zur Aufwertung ihrer Terrassen geschenkt. Ebenfalls wird ein Gewinnspiel organisiert, sowie ein Gutscheinsystem ins Leben gerufen. All das, um "effiziente und direkt spürbare Hilfe" anzubieten, so Kattrin Jadin, Schöffin für Wirtschaft und Tourismus.
Am meisten bemerken werden die Bürger wohl die Veränderungen, die das Projekt "Eupen Open air" mit sich bringt. "Beim Projekt Eupen Open Air ist der Durchgangsverkehr in der Innenstadt werktags zwischen 18 und 23 Uhr und am Wochenende zwischen elf und 23 Uhr untersagt, so dass wir uns mit den Kulturschaffenden, Einzelhändlern und Gastronomen eine wunderschöne Ferienatmosphäre erhoffen", erklärt Claudia Niessen.
Ab Montag wird der Verkehr in der Innenstadt eingeschränkt. Dafür dürfen Gastronomen ihre Terrassen ausweiten und Einzelhändler ihre Verkaufsflächen an die frische Luft verlegen. Claudia Niessen ist sich sicher, dass, auch mit Akteuren aus Kultur und Sport, eine lebendige und einladende Atmosphäre in der Innenstadt geschaffen wird.
Dass die aktuelle Lösung aber nicht jedem auf Anhieb gefällt, können die Initiatoren verstehen. Trotzdem sind sie zufrieden mit dem eigenen Ansatz. "Ich denke, wir haben es trotzdem geschafft, auch wenn im Moment noch nicht in jedem Bereich Konsens herrscht", sagt Daniel Pavonet, der Initiator von "Eupen hält zusammen". "Die Leute an einen Tisch zu bekommen, zu sensibilisieren und die Nöte zu sehen, ist schonmal die größte Herausforderung. Jeder hat seine Problematik, seinen Ort, seine Schwierigkeiten, aber das hat jetzt wirklich die letzten Tage sehr gut geklappt."
Viele Dinge sind noch zu klären und zu erklären: Wie sollen die Akteure aus Kultur und Sport mit einbezogen werden? Wie genau gestaltet sich das Gutscheinsystem? Hier verspricht man Antworten in nächster Zeit.
![Bild: Andreas Lejeune/BRF](https://brf.be/wp-content/uploads/2020/06/EupenPK_AndreasLejeuneBRF-5-590x394.jpg)
Unklar ist aber noch, wer in welchem Maß von den neuen Open-Air-Verkaufsflächen profitiert. Freddy Reip vom Modehaus Reip beispielsweise ist nicht begeistert. "Wir werden auf keinen Fall draußen verkaufen können und wir haben ja auch nur einen Mini-Bürgersteig", sagt Reip. "Ich sehe aber auch nicht den Sinn der Sache, mich mit hochwertigen Produkten auf die Straße zu stellen. Ich müsste den Straßenverkauf überwachen, aber auch innen präsent sein - das ist einfach nicht zu handhaben."
Das Maßnahmenpaket ist geschnürt und die ersten Projekte laufen bald an. Seitens der Stadt Eupen sieht man die Situation als Chance. Man betont, dass es sich bei den Maßnahmen um "pragmatische Hilfestellung" handelt. Wer in welchem Maße von dieser Hilfestellung profitiert, bleibt abzuwarten.
Andreas Lejeune