Es ist Tag 1 der Wiederaufnahme des Horeca-Betriebs in Belgien. Die Kneipen und Restaurants sind offen, die Terrassen sind aufgebaut und die Wirte sind bereit. Die Gäste im Jägerhof sind froh, dass sie sich nun wieder auf ein Getränk in geselliger Runde treffen dürfen: "Ich denke mal für das soziale Zusammenleben ist es schon wichtig, dass man wieder Freunde trifft, Bekannte trifft, mal aus dem familiären Umfeld wieder rauskommt. Und dass es solange gedauert hat, da habe ich Verständnis für, der Virus ist nunmal da und ich finde es richtig, dass man da die nötige Vorsicht hat walten lassen."
Die Vorbereitungszeit, wenn man es denn so nennen will, war lang genug. Nun ist laut Rudi Kever, Wirt des Jägerhofs, abzuwarten, ob auch der Betrieb wieder einsetzt: "Ich glaube nicht, dass die Leute ängstlich sind. Es hängt natürlich alles vom Wetter ab: Wenn schönes Wetter ist, kommen die Leute auch auf die Terrassen. Bei mir ist auch genügend Platz auf den Terrassen - ich könnte bis zu 50, 60, 70 Mann auf der Terrasse bewirten."
Jedoch ist noch lange nicht alles beim Alten. Der Innenraum kann nur noch dünn besetzt werden und die Theke fällt gänzlich weg: "Ich habe Stehtische dahin gesetzt, an denen die Leute trotzdem noch auf ihren Barhockern sitzen - mit dem Abstand natürlich zu den Toiletten und so weiter. Aber das ist nicht das selbe wie vorher, wenn man an der Theke sich unterhielt."
Im Jägerhof hat man die Möglichkeit, sich den Umständen flexibel anzupassen. Doch das gilt nicht für alle Cafés. Somit kann von einem normalen Kneipenbetrieb noch nicht die Rede sein, wie ein Gast im Bistro am Werth deutlich macht: "Normaler Kneipenbetrieb ist das, denke ich, nicht, denn die Theke ist ja abgesagt. Die Terrasse ist wie immer, nur ein bisschen mehr Abstand. Was eigentlich nicht viel ändert für die Gäste. Man wird am Tisch bedient, das ist ok, aber dass die Theke ausfällt ist wohl eine Katastrophe für manche Wirtschaften. Es hat nicht jede Wirtschaft eine große Terrasse und die Möglichkeit, die Tische auseinanderzusetzen."
In kleineren Kneipen, wie am Werth, wo man innen nur über einen sehr begrenzten Raum verfügt, steht und fällt laut Betreiber Patrick Theis der Kneipenbetrieb also mit der Terrasse und dem Wetter: "Das ist der erste Tag, an dem wir auf haben. Wir hoffen, dass das Wetter mitspielt, dass man großen Terrassenbetrieb hat. Ansonsten sieht es schlecht aus."
Die Wirte hoffen also auf einen langen, warmen Sommer, um so viele Gäste wie möglich empfangen zu können. Doch selbst dann ist man sich nicht sicher, ob der Betrieb sich finanziell auch lohnt, wie Vassili Tilkeridis vom Ratskeller betont: "Der finanzielle Bereich ist noch eine andere Sache. Wir müssen zuerst schauen, wie unsere Gäste reagieren werden und wir müssen abwarten."
Die Wiedereröffnung des Horeca-Sektors ist ein Anfang, eine langfristige Lösung sind die jetzigen Umstände für Patrick Theis aber kaum: "Nein, auf keinen Fall. Es wird nicht ausreichen - vorne und hinten nicht. Und bis zum heutigen Tag haben wir noch keine Unterstützung vom Staat bekommen. Ich habe zwei Cafés da. Also in meinen Augen lässt man uns hängen."
Auch wenn die Cafés und Restaurants wieder offen sind und die ersten Getränke bereits gezapft wurden, Normalität ist noch nicht eingekehrt. Bis auch die Betreiber finanzielle Gewissheit haben, wird es wohl noch etwas dauern.
Andreas Lejeune