Die Feier am 13. März hätte noch bis zum Sonnenaufgang weitergehen können, erinnert sich der Pigalle-Wirt Mike Lecok. Um Punkt Mitternacht hieß es jedoch: Musik ausschalten, Gäste hinausbegleiten und die Türen auf unbestimmte Zeit abschließen. Denn in der Nacht zum 14. März wurde der gesamte Horeca-Sektor auf Anordnung des belgischen Sicherheitsrats geschlossen.
Mittlerweile sind circa zweieinhalb Monate vergangen. "Ich würde sagen, dass wir am härtesten betroffen sind", sagt Lecok. "Wir sind die Ersten, die geschlossen hatten, und wir sind die Letzten, die wieder öffnen werden. Wir haben leider nicht die Möglichkeiten, auf einen Lieferservice oder Take-Away auszuweichen. Wir sind demnach gezwungen, komplett zu schließen und zu warten."
Finanziell wird der 28-Jährige von der Wallonischen Region unterstützt. Neben einer einmaligen Auszahlung in Höhe von 5.000 Euro, erhält er einen monatlichen Ersatzlohn von 1.290 Euro. Was sich nach viel anhört, reicht gerade aus, um alle Kosten decken zu können. Schon mehrmals musste der Wirt auf sein finanzielles Polster zurückgreifen.
Auch die Stadt Eupen möchte dem Horeca-Sektor unter die Arme greifen. Der Stadtrat beschloss am vergangenen Montag, auf die diesjährige Terrassensteuer zu verzichten und stellte Terrassenvergrößerungen für Eupener Restaurants, Bars und Cafés in Aussicht.
Lecok begrüßt die Beschlüsse, hat aber auch etwas zu kritisieren. "Ich finde es toll, dass sich die Stadt Gedanken dazu macht, wie man die angeschlagenen Geschäfte in Eupen unterstützen kann. Es wäre schön, wenn das Ganze auch wie geplant funktioniert", sagt er. "Trotzdem frage ich mich zum Beispiel, wohin die Terrassen am Marktplatz vergrößert werden sollen. Und ich hätte mir auch gewünscht, dass die Stadt viel früher auf die Geschäftsleute zugekommen wäre, um gemeinsame Lösungsvorschläge zu erarbeiten."
Der gelernte Installateur betreibt die Pigalle seit rund drei Jahren und sehnt sich wieder hinter den Tresen. Problematisch wird es jedoch mit der Umsetzung der Hygiene-Regeln. Wer die Pigalle kennt, der weiß, dass selbst das Einhalten der Abstandsregel von anderthalb Meter schwer umzusetzen sein wird. Umso mehr hofft Lecok auf eine Terrassenvergrößerung.
Rückblickend beklagt er die Informationsmöglichkeiten, die ihm während der Krise als Selbstständiger zur Verfügung standen. "Ich finde, dass man als Privatperson mit Informationen bezüglich der Regelungen und Ausgangssperren überhäuft wurde. Aber als Unternehmen ist man ziemlich alleine gelassen worden. Ebenfalls gab es viele Information von links und rechts, die teilweise widersprüchlich waren, und keine klare Stelle, an der man sichere Informationen bekommen konnte."
Am Mittwoch wird der Sicherheitsrat entscheiden, wann der Horeca-Sektor wieder öffnen kann. Ein bereits benanntes, aber noch unbestätigtes Datum ist der 8. Juni.
Lecok glaubt jedenfalls nicht daran, dass die Pigalle in nächster Zeit eröffnen wird. Zu schwer scheint die Umsetzung der bisher geforderten Maßnahmen. Auch das alljährlich Pigalle-Fest wird seiner Ansicht nach nicht stattfinden.
Doğan Malicki