Auf dem Campingplatz-Hertogenwald statten wir den Flamen Alda und Jos zusammen mit dem Betreiber Alex Cloot einen Besuch ab. Sie sind gerade beim Frühstück und genießen das schöne Wetter. Seit 20 Jahren kommen die beiden aus Lummen schon nach Eupen. "Wir kommen sehr gerne hier hin: viel Essen, viele Freunde, viele gute Restaurants hier in Eupen", erzählt Jos. "Wir sind zweimal im Monat hier. Immer am Wochenende von freitags bis montags."
Um Urlaub zu machen, muss man ihrer Meinung nach gar nicht mehr weit fahren. "In den letzten Jahren ist das Wetter hier in Belgien auch viel besser gewesen. Wir sind früher immer zweimal im Jahr für vier Wochen an die Côte d'Azur gefahren. Jetzt nicht mehr. Wir kommen nach hier. Hier ist auch schönes Wetter, wunderbare Natur und im Hertogenwald zu wandern, ist auch toll."
Und sieht man, mit wie viel Liebe zum Detail die beiden ihren Wohnbereich gestaltet haben - kann man verstehen, dass sie hier so schnell keiner mehr weg bekommt.
85 Jahresplätze zählt der Campingplatz. Bewohnt sind von denen derzeit nur die wenigsten. "Seit einer Woche dürfen die Dauercamper, die in Belgien wohnen, wieder nach hier kommen", erklärt Alex Cloot. "Im Moment haben wir vielleicht zehn Parzellen von belgischen Dauercampern belegt."
Die Dauercamper aus den Niederlanden und Deutschland dürfen noch nicht einreisen. Dabei steht das lange Pfingstwochenende vor der Tür. Jetzt wäre eigentlich Hochbetrieb angesagt. "Gerade im Mai haben wir sonst immer sehr viele Durchgangscamper hier. Auch Kunden für unsere Brasserie - da ist das hier eine volle Bude. Aber jetzt durch die Maßnahmen ist es leer", bedauert der Betreiber.
Die Duschen sind geschlossen. Nur Camper, die eigene Nasszellen in ihren Wagen haben, können kommen. Und auch die Wiese, auf der die Wochenendtouristen sonst mit Zelten und Wohnwagen anzutreffen sind, ist leer.
Ein Stück weiter treffen wir auf René und seine Frau aus Eupen. Sie sind seit circa drei Jahren Dauercamper. Für sie gibt es nichts Schöneres. "Wir sind viel mit dem Wohnmobil unterwegs. Im Winter fahren wir hauptsächlich durch Spanien und dann brauchten wir einen 'Wohnsitz' für den Sommer. Den haben wir dann hier gefunden."
Der Campingplatz sei eine große Familie, man kenne sich, so der Camper. Auch wenn derzeit noch nicht viel los ist, einsam sei es auf dem Platz nicht. "Ich habe ja meine Frau dabei, bin also nicht alleine hier. Und mit den anderen Leuten, die hier auf dem Campingplatz sind, haben wir ja auch Kontakt. Wir haben Radio und Fernsehen - was wollen wir noch mehr? Langeweile kenne ich hier nicht."
Der Spielplatz und die Brasserie sind leer. Einnahmen fallen weg, Fixkosten laufen weiter. Wann es hier wieder so richtig los geht, weiß Alex Cloot noch nicht. Er würde sich wünschen, dass Campingbetreiber wie er, besser informiert würden. "Ich bin enttäuscht, dass wir eigentlich null Informationen bekommen, wann wir wieder öffnen können, usw. Das ist enttäuschend, um sich vorzubereiten. Man spricht derzeit vom 8. Juni, das ist schon in zehn Tagen - und das ist einfach zu knapp zum Vorbereiten."
Camper, die Anfragen per Mail oder Telefon stellen, muss er derzeit immer noch vertrösten. "Ich kann auf diese Reservierungsanfragen, wann sie kommen dürfen, keine Antworten geben. Ich habe Reservierungen für Juli und August, kann sie aber nicht annehmen, weil ich nicht weiß, unter welchen Voraussetzungen wir öffnen können."
Aber Alex Cloot blickt positiv nach vorne und rechnet fest damit, dass nächstes Jahr wieder ein besseres Jahr wird.
Lena Orban