Anfang der 60er wurde das Familienunternehmen "Detry" in Aubel gegründet, heute sind dort 465 Mitarbeiter beschäftigt. In den großen Hallen wird hauptsächlich Schweinefleisch zerlegt und verarbeitet. Pro Woche laufen rund 280 Tonnen Fleisch über das Fließband - und das auch in Krisenzeiten.
"Detry ist nicht sehr stark durch das Virus beeinflusst. Wir arbeiten ganz normal weiter, und das seit ungefähr zwei Monaten. Natürlich mussten wir einiges umorganisieren, was die Arbeitsverhältnisse angeht", sagt dazu Pressesprecherin Valérie Minet.
In erster Linie wurde das Home-Office unterstützt. 80 Prozent der Angestellten arbeiten von Zuhause. Im Betrieb selbst gilt: Maske tragen, Hände desinfizieren und vor allem Abstand halten. In den großen Hallen können die Maßnahmen ohne Probleme umgesetzt werden - und scheinen zu funktionieren. Einen Corona-Test plant die Firma Detry daher nicht.
Handel mit Leder eingebrochen
Die reine Fleischverarbeitung, wie sie bei Detry der Fall ist, spiegelt aber nur einen kleinen Teil des Fleischsektors wider. Der belgische Fleischverband (Febev) forderte am 7. Mai die belgische Regierung dazu auf, den gesamten Fleischsektor aufgrund der Krise zu unterstützen.
Betroffen sind vor allem die Schlachtbetriebe, sagt Febev-Geschäftsführer Michael Gore. "In der aktuellen Krise stellen wir fest, dass der Handel mit Leder eingebrochen ist, und das weltweit. Die Schließung von Gerbereien, der Autofabriken und Möbelhersteller sorgt für einen Preisverfall. Vor allem der Ledermarkt ist eine der Haupteinnahmequellen für die Schlachtbetriebe."
Die Schließung des Horeca-Sektors am 14. März verschärft das Problem. Fleisch, das für die Gastronomie bestimmt ist, unterscheidet sich wesentlich von dem Fleisch, das an Supermärkte geliefert wird.
Lovenfosse ist nicht Westfleisch
Viele der belgischen Schlachtbetriebe wollten sich nicht über die jetzige Situation äußern. Nach einigen Anfragen hat sich ein Schlachtbetrieb dazu bereit erklärt, die Situation schriftlich zu schildern. Der Schlachtbetrieb Lovenfosse aus Aubel, der wöchentlich 10.000 Schweine schlachtet, liefert unter anderem an die Firma Detry und beschreibt die Situation wie folgt: "Vor allem das Personal der Gesellschaft Lovenfosse ist durch die Pandemie betroffen. Jeder unserer Mitarbeiter, der leichte Symptome einer Infektion aufweist, wird nach Hause geschickt. Wir hatten zeitweise rund 60 Mitarbeiter, die krankheitsbedingt abgemeldet waren."
Einen Vergleich mit der Firma Westfleisch, die wegen einer starken Ausbreitung des Coronavirus zeitweise zwangsgeschlossen wurde, lehnt Lovenfosse klar ab: "Die Arbeitssituation ist bei uns nicht vergleichbar mit der aus Deutschland. Wir beschäftigen keine Arbeiter durch Subunternehmen. Außerdem sind unsere Mitarbeiter direkt bei uns angestellt und leben im Umkreis der Fabrik."
Wie sich die Corona-Krise auf den gesamten Fleischsektor auswirkt, bleibt unklar. Klar ist hingegen, dass auch in diesem Bereich die Unternehmen unterschiedlich stark betroffen sind. Dennoch muss man sich um die Tragfähigkeit des belgischen Fleischsektors keine Sorgen machen.
Dogan Malicki