Bei der Cidrerie Stassen ist man schon immer mit der Zeit gegangen - und hat sich jetzt auch der Corona-Krise angepasst. Das Unternehmen der Gruppe Alken-Maes, die wiederum zu Heineken gehört, beschäftigt rund 100 Mitarbeiter. Deren Arbeit hat sich in den letzten Wochen stark verändert. "Arbeiten zu kommen, war am Anfang nicht selbstverständlich. Aber wir haben viel diskutiert und gemeinsam Lösungen gefunden", sagt Direktor David Ragot.
"Die Maßnahmen, die wir getroffen haben, haben wir gemeinsam ergriffen. Wir sind Spezialisten in der Herstellung von Cidre, aber keine Spezialisten für das Coronavirus. Es ist also einfacher, Lösungen zu finden, wenn alle an einem Strang ziehen. Oberste Priorität hat die Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeiter. Wir haben sämtliche Sicherheitsauflagen ergriffen, in Übereinstimmung mit den föderalen Bestimmungen. Und wir tun alles, um die soziale Distanz zu wahren. Dabei setzen wir auch auf Home-Office. Rund 20 Prozent unserer Mitarbeiter machen zurzeit Tele-Arbeit."
Zwar haben die Sicherheitsmaßnahmen die Produktionskapazität nicht beeinträchtigt, aufgrund der Corona-Krise ist aber die Nachfrage stark zurückgegangen - und das aus mehreren Gründen. "Ein erster Grund ist die Schließung der Cafés und Restaurants, denn das sind wichtige Orte für den Konsum von Cidre und Bier."
"Der zweite Grund ist, dass Stassen sehr viel exportiert. Rund 70 Prozent unseres Produktionsvolumens wird exportiert. Vor allem Mexiko ist ein großer Kunde für uns, aber Mexiko hat den Verkauf von Alkohol letzte Woche Mittwoch verboten. Für uns bedeutet das, dass 15 bis 20 Prozent unserer Produktion eingestellt werden musste. Insgesamt haben wir einen Rückgang von rund 30 Prozent zu verzeichnen."
In Krisen wie dieser, wo Solidarität groß geschrieben wird, kam dem Unternehmen so schließlich die Idee, seinen extrahierten Alkohol zur Produktion von Desinfektionsgel zur Verfügung zu stellen - in erster Linie für das eigene Personal, aber nicht nur. "Wir produzieren ja auch alkoholfreien Cidre - dafür extrahieren wir den Alkohol. Diesen verkaufen wir dann normalerweise an die Lebensmittelindustrie."
"Aber jetzt haben wir entschieden, diesen Alkohol wiederzuverwerten und daraus Desinfektionsgel zu machen. Für das Rezept und die Herstellung der Fläschchen haben wir Hilfe von einem anderen Unternehmen bekommen. Und wir sind sehr stolz, dass wir jetzt vorletzte Woche Montag und Dienstag 260.000 Fläschchen mit Desinfektionsgel ausliefern konnten. Diese haben wir den Krankenhäusern kostenlos zur Verfügung gestellt."
Eine zweite Lieferung folgte dann letzte Woche: 500 Fläschchen für ein Seniorenheim und 5.500 für die Gemeinde, die sich jetzt um die Verteilung kümmern wird.
vedia/mg