Es geht hoch hinaus für ein emotionales Wiedersehen - nach und nach sind Besuche in den Seniorenheimen unter strengen Sicherheitsauflagen wieder möglich, auch in der Residenz Leonardo da Vinci in Welkenraedt. Hier leben derzeit 15 Bewohner auf der Quarantänestation im dritten Stock - und um auch ihnen Besuche zu ermöglichen, hat man sich hier etwas einfallen lassen.
"Die Initiative ist durch eine Familie entstanden und durch eine Reportage, die wir gesehen haben, über ein Heim in Brüssel, wo Besuche mit einer Hebebühne gemacht werden", erzählt Laurence Burton, die Direktorin der Residenz Leonardo da Vinci.
"Wir haben darüber gesprochen, uns aber keine große Hoffnung gemacht. Ich habe dann montags auch mit dem Bürgermeister telefoniert und mit ihm darüber geredet. Und Mittwoch erhielten wir dann schon einen Anruf von Herrn Schmetz, um uns eine Hebebühne zur Verfügung zu stellen." Das Unternehmen aus Henri-Chapelle stellt die Hebebühne kostenlos bereit.
"Im Gegensatz zu den anderen Wohnbereichen konnten die Bewohner der Quarantänestation erstmal keine Besucher empfangen. Uns war es aber wichtig, zu versuchen, auch ihnen diese Besuche zu ermöglichen", sagt Jean-Luc Nix, Bürgermeister von Welkenraedt.
Die kurzen Wiedersehen aus der Distanz sind für die Bewohner und Besucher mit vielen Emotionen verbunden. Auch wenn der Kontakt in den letzten Wochen per WhatsApp und Co so gut es geht aufrechterhalten wurde - eine direkte Begegnung kann die digitale Kommunikation nicht ersetzen.
Umso größer ist die Freude, die 95-jährige Mutter wiederzusehen. "Ich bin beruhigt. Die Situation kann sich natürlich jederzeit wieder ändern, aber für den Moment bin ich wirklich sehr beruhigt und guter Hoffnung, dass alles gut verlaufen wird", erzählt eine der Besucherinnen.
"Ich liebe meine Mutter und hätte mir diese Situation für sie natürlich nicht gewünscht. Man weiß ja auch, dass viele Familien sehr gelitten haben und ihren Eltern in ihren letzten Momenten nicht beistehen konnten - das war meine größte Angst. Jetzt sehe ich aber, dass es ihr sehr gut geht, dass das Personal hier großartig ist und wie meine Mutter strahlt. Mich zu sehen, trägt viel zu ihrem Wohlbefinden bei. Das Personal und das Heim haben die Situation sehr gut unter Kontrolle - und dafür danke ich ihnen."
Herzensangelegenheit
"Für die Angehörigen ist das wirklich eine Herzensangelegenheit", sagt auch Direktorin Burton. "Es sind jetzt fast zwei Monate, dass sie ihre Eltern nicht sehen konnten. Natürlich gab es Kontakt per WhatsApp und Messenger, aber das ist nicht das Gleiche wie ein richtiger visueller Kontakt, so wie jetzt hier."
Mit der Hebebühne kehrt wieder ein bisschen menschliche Wärme zurück in den Alltag der Bewohner. "Wenn man die Familienmitglieder sieht und wie sie sich freuen, ihre Angehörigen wieder zu sehen, ist das sehr berührend", findet der Bürgermeister. "Wir alle haben Großeltern, die in einem Heim leben und die man schon lange nicht mehr gesehen hat. Ich denke, das erwärmt das Herz von jedem."
Und auch wenn die Begegnungen von Angesicht zu Angesicht nur wenige Minuten dauern, so geben sie doch neue Kraft - sowohl den Bewohnern, als auch den Angehörigen.
vedia/mg