Frank Müller (Jahrgang 1967) stammt aus Born in der Gemeinde Amel. Nach seinem Abitur an der Maria-Goretti-Schule in St. Vith und einer Ausbildung zum Erzieher in Köln hat er in Bonn Psychologie studiert und später Weiterbildungen zum systemischen Berater und systemischen Supervisor absolviert. Seit 2002 ist er im Diakonischen Werk Westerburg Fachbereichsleiter für die Psychologische Beratungsstelle.
Dort geht es um Erziehungsberatung, Ehe-, Familien- und allgemeine Lebensberatung. Außerdem ist Frank Müller zuständig für die Schwangeren- und Schwangerenkonfliktberatung, die sexualpädagogische Präventionsarbeit und die Schulsozialarbeit.
Wie ein Tsunami
Er ist also nah an den Menschen dran - und die sind in der aktuellen Corona-Krise vor allem eines: verunsichert. "Es ist eine Abkehr von Gewohntem und eine Konfrontation mit Veränderung - das führt natürlich zu Ängsten und zu Verunsicherung", sagt Müller. Wegen der Situation auf dem Arbeitsmarkt gehe es derzeit oft um Fragen der Existenzsicherung.
"Zugenommen haben auch die Anfragen hochstrittiger getrennt lebender Eltern." Oft könne der Umgang mit den Kindern nach den Corona-Regeln nicht mehr durchgeführt werden, wie gehabt. Es gebe auch mehr Paar- bzw. Trennungsberatungen. "Mich erinnert die aktuelle Situation so etwas an einen Tsunami", sagt Frank Müller. "Ich glaube, wir sind gerade in der Phase, wo sich das Meer zurückzieht. Und es ist noch nicht ganz vorhersehbar, in welchem Ausmaß uns Anfragen in den kommenden Wochen erreichen werden."
Die Krise als Chance
Die ungewisse Lage nehme er "mit großer Sorge" wahr, sagt Frank Müller: "Ich denke nicht nur an Menschen mit existenziellen Problemen, sondern auch an diejenigen, die von Einsamkeit und Isolation betroffen sind."
In vielen Berufsjahren als Psychologe habe er gelernt, dass es Menschen oft mehr helfe, wenn "sie ein verständnisvolles Gegenüber haben, als gute Ratschläge und Empfehlungen zu bekommen."
Nichtsdestotrotz rät Müller "zu Ruhe und Gelassenheit. Und ich würde auch dazu raten, Vertrauen in die politisch und amtlich handelnden Personen zu haben". In jeder Krise stecke auch eine Chance, so der Psychologe, "und vielleicht ist das für uns alle die Herausforderung in dieser Zeit".
Stephan Pesch