"Sicher ist das hart. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, es wäre nicht hart. Es ist nicht so einfach", sagt Katharina Andres. "Aber es geht: positiv bleiben - das ist das Wichtigste."
Katharina Andres versucht, sich und den anderen Mut zu machen. Die 83-Jährige ist eine von 132 Bewohnern im Seniorenheim "Hof Bütgenbach". Wie viele ihrer Generation hat sie schon schwere Zeiten durchgemacht. "Wir haben Krieg gehabt. Aber das ist nochmal etwas ganz anderes: ein moralischer Krieg."
Irmgard Rauw ist Krankenpflegerin im Seniorenheim. Sie kennt jeden Bewohner im Altbau des Wohn- und Pflegezentrums und erlebt dort die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen. "Ich hatte es mir schlimmer vorgestellt. Die Bewohner gehen eigentlich relativ gelassen damit um und verstehen das", sagt sie.
"Wir versuchen natürlich, uns so viel wie möglich um die Leute zu kümmern. Vor allem die Ergotherapeuten haben einen sehr großen Anteil daran, dass es ihnen gut geht. Sie gehen auch regelmäßig mit den Bewohnern in den Innenhof, damit sie trotzdem etwas frische Luft bekommen."
Über frische Luft kann sich auch Edmund Michels wieder freuen. Der 89-Jährige aus Mirfeld war positiv auf Corona getestet worden und musste zweieinhalb Wochen auf der Isolierstation verbringen. Jetzt ist er wieder in seinem Zimmer. Er ist einer von drei Patienten, die als geheilt gelten. "Ich war froh, als es wieder runter ging. Da war ich stolz wie Oskar", sagt er.
Sein Sohn und seine Enkelin können ihn nicht besuchen. Um so mehr freut sich der Witwer über einen Kartengruß. Die Familie ist in dieser Zeit nicht nur für die Bewohner eine wichtige Stütze. "Die Familien unterstützen uns moralisch sehr gut", sagt Irmgard Rauw. "Sie sagen: 'Wir vertrauen euch' - und das gibt uns viel Mut und Kraft so weiterzumachen."
Zum Team gehören auch Raumpflegerinnen wie Jasmin Vogel. Nicht nur was Hygiene betrifft, ist ihr Einsatz in diesen Tagen wertvoll. "Wir geben uns alle Mühe, sind ein gutes Team und halten alle zusammen - das macht mich glücklich", sagt sie.
Die Corona-Krise hat sie zusammengeschweißt – auch im Demenzbereich des Bütgenbacher Heims. Dort ist besonders viel Zuwendung nötig, weiß Logopädin Myriam Rosskamp. "Jemand, der demenziell verändert, kommt damit nicht klar. Sie wundern sich zum Beispiel auch immer über den Mundschutz", erklärt sie. "Das ist auch ein Problem für Menschen mit Schwerhörigkeit, da sie nicht von den Lippen ablesen können."
"Wir können sie aber gut ablenken - das ist der Vorteil. Positiv ist auch, dass wir eine ganz andere Beziehung zu den Bewohnern bekommen haben. Sie vermissen natürlich ihre Angehörigen - und die können wir auch nicht ersetzen. Aber wir sind präsenter für sie - das ist auch eine schöne Erfahrung", sagt Myriam Rosskamp.
Den Kontakt nach außen aufrechtzuerhalten, ist für die Pflegekräfte im Demenzbereich eine Herausforderung. "Wir haben zum Beispiel angefangen, Briefe zu schreiben, denn das ist ihnen bekannt", erklärt die Logopädin.
Sie tun alles, um die Bewohner zu schützen – doch gerade die Schutzkleidung macht den Menschen auch Angst, so Pflegehelferin Irmgard Schäfer. "Die Kommunikation ist dadurch sehr eingeschränkt, gerade mit den demenziell veränderten Menschen. Es ist schon anders."
Unterstützt fühlen sich die Pflegekräfte von der Heimleitung, die rechtzeitig über Neues informiere und gut für sie sorge. Dennoch bleiben Unsicherheit und große Fragen. "Sind die Sicherheitsmaßnahmen so extrem nötig? Wir können ja so nicht weiter fahren, bis ein Impfstoff da ist. Wie lange dauert das? Das sind schon Sorgen, die man hat und ich denke, dass auch die Leute nicht gut damit klar kommen", sagt Irmgard Schäfer.
"Sie kommen auch nicht sehr gut damit klar, dass keiner mehr kommt. Sie sagen es so nicht, aber sie bauen doch in gewisser Weise sehr ab, weil die Leute nicht mehr da sind, die sie sonst immer sehen. Sie haben zwar uns, aber wir ersetzen die nicht - und das finde ich sehr traurig."
Katharina Andres will zuversichtlich bleiben. Aber etwas treibt sie um: "Es regt mich ein bisschen auf, dass das alles politisch ausgelegt wird. Die Politik macht die Krankheit. Es gibt Neues und kurz danach wieder Anderes. Das finde ich ganz schlecht."
Es werden bessere Zeiten kommen, versichert die Heimleitung. So soll es bald Besuchsmöglichkeiten geben. Ein Hoffnungsschimmer - nicht nur für die Bewohner im "Hof Bütgenbach".
mb/mg
danke für diese Reportage, es tat mir gut meine Kusine zu sehen. Danke.
Liebe Grüße und viel Kraft den Weg weiter zu gehen
Sr.Wilma Schür
Ach herrlich die Oma nochmal zu sehen. Danke für den schönen Bericht
Dat os äwer wirklisch SUPER wat dir do leist. Un schunge jros us Hb-City
Helmuth