Trotz Wochenende ist im Hertogenwald von Stille keine Spur, denn derzeit gibt es so viel im Wald zu erledigen, dass selbst am Wochenende gearbeitet wird. "Hier wird Windwurfholz aufgearbeitet. Das wird herausgefahren aus dem Schlag, denn wenn es stehen bleiben würde, würde dieses geschwächte Holz den Käfer anziehen", erklärt Yves Pieper, der Forstamtsleiter von Verviers.
Yves Pieper erklärt, dass geschwächte Bäume einen Botenstoff aussenden. Zu ihrem Nachteil lockt dieser die Borkenkäfermännchen an. Die fressen sich durch die Rinde und versuchen, von dort aus Weibchen anzulocken, die dann ihre Eier dort legen.
Ein gesunder Baum hätte genug Kraft, die Käfer abzuwehren. Ein schwacher Baum allerdings nicht. "Man sieht auf einem frisch befallenen Baum solche Harz-Tränen. Die laufen dann am Stamm entlang und das ist ein Anzeichen dafür, dass der Baum einer Attacke ausgesetzt ist. Dazu kommt dann auch der Verlust der grünen Nadeln, die sieht man dann am Boden liegen", beschreibt Pieper.
Die Fichten an dieser Stelle im Hertogenwald sind 70 bis 80 Jahre alt - innerhalb von nur wenigen Minuten sind sie Geschichte. "Bei den Windfällen ist es sehr oft so, dass der Baum sich nicht wehren kann. Weil eben der Wasserfluss unterbrochen ist, da die Wurzel abgerissen ist. Er kann also kein Wasser aufnehmen, um Harz zu produzieren, dass die Käfer ertränken würde."
"Wenn der Baum einmal befallen ist, muss er so schnell wie möglich gefällt und abgefahren werden. Am besten mit der Rinde, denn darunter sitzen ja tausende Borkenkäfer." Dieses Holz kann noch verkauft werden, allerdings ist der Preis dafür drastisch gesunken. Die Wallonische Region will deshalb auch Gemeinden unterstützen, die unter dem Borkenkäfer leiden und deren Einnahmen aus den Holzverkäufen zurück gegangen sind.
Ein gut sichtbares Anzeichen für Borkenkäfer ist eine Art Holzmehl, das die Käfer nach draußen schieben, wenn sie sich in der Rinde einnisten. Haut man die Rinde mit der Axt weg, sitzen darunter die nur einige Millimeter großen Käfer. Es sind kleine Gänge zu entdecken, die die Larven in die Rinde gefressen haben. Diese Quergänge verhindern, dass die Nährstoffe aus den Nadeln die Wurzeln erreichen. Und so wird der ohnehin schon schwache Baum noch schwächer.
Borkenkäfer sind keine neuen Käfer, die plötzlich in den letzten Jahren aufgetaucht sind. Im Gegenteil, sie hat es schon immer gegeben. Allerdings sind die Wälder schon das dritte Jahr in Folge geschwächt. Schuld daran sind nicht nur starke Stürme, sondern vor allem die Trockenheit. Ein natürlicher Feind des Borkenkäfers ist der Ameisenbuntkäfer. Allerdings kommt der bei der Masse an Borkenkäfern gar nicht mehr nach. Denn auf einen Kubikmeter Holz kommen 30.000 Borkenkäfer (wenn die Fortpflanzung bereits stattgefunden hat).
Eine Sache könnte jetzt helfen, die Plage zu stoppen: "Einige Wochen Regen wären sehr gut, damit diese Maschinerie gestoppt wird. Es gibt insgesamt drei Massenausschwärmungen von diesen Käfern, die erste hat am 16. April begonnen. Sind die Bedingungen für den Käfer günstig, gibt es noch einen zweiten Ausflug im Juli/August und dann im Oktober einen dritten", wie Pieper erklärt. So schön die Sonne und das trockene Wetter derzeit auch sind - Regen könnte dafür sorgen, dass diese Krise nicht ganz so katastrophal ausfällt.
Lena Orban
Was wirklich Sinn macht: lokal begrenzte und kontrollierte Brandrohdungen mit anschließender Naturverjüngung. Anders werden wir das Problem nicht in den Griff bekommen, Chemie geht gar nicht! Will sagen: Natur mit Natur ( Feuer ) bekämpfen. Wir kennen Steppenbrände, leider auch unkontrollierte Heide-Moorbrände u.s.w. Dieses Wissen darum sollte kontrolliert eingesetzt werden. Der Weinbauer musste auch in der Phase der Weinbergkultivierung Jahre auf die Ernte verzichten. Es hat sich gelohnt! Kurz um: die Zeit des " Kleckerns" ist abgelaufen, wir müssen " Klotzen" ! Gleiches gilt für die Wolfsproblematik. PS: was nützt der beste Ökostrom, wenn die "Birne" kaputt ist ?? W.F.
Mit Verlaub, was ist in Ihren Augen Ökostrom??
Ich nehme an, Herr Frömmel, Sie sind ein Städter, der bisher den Wald nur aus Heimatfilmen oder "Bergdoktor"-Serien kennt.
Wie soll man sich sonst den Unsinn erklären, den Sie da verzapfen?
Kontrollierte Brandrodung von einzelnen Waldstücken?
Von hochstämmigen Fichtenbeständen?
Oder flächendeckend? Mal eben die Wälder meiner Heimatgemeinde abfackeln?
Die wachsen dann in paar Jahren nach? Oder doch erst in 70 bis 80 Jahren, wie es im Artikel heißt?
In echten (Misch)wäldern tritt der Borkenkäfer nur vereinzelt auf. Diese sogenannten "Wälder" von denen hier die Rede ist, sind Fichtenplantagen. Sie sind so ökologisch wie die so verachteten Palm(öl)plantagen...Schade, dass viele Gemeinden so stark von diesen Pseudowäldern abhängig sind, aber ich denke ein Umdenken hin zu Mischwald ist zum Glück im Gange.