Stellen wir uns vor, die strengen Coronamaßnahmen werden gelockert und wir dürfen wieder ausgehen und uns mit anderen Menschen treffen. Stellen wir uns weiter vor, das Wetter ist schön, und wir planen einen lang ersehnten Ausflug. Voller Vorfreude greifen wir in den Kleiderschrank mit den Sommersachen, ziehen ein Teil heraus und wollen es anziehen. Aber dann, oh weh! Es zwickt, es spannt, es passt nicht mehr. Und dann die Reue: Hätte ich doch die letzten Wochen nicht jeden Abend vor dem Fernseher Chips gegessen! Und nicht schon vor Ostern soviel Schokolade verputzt!
Es ist schon so, dass sich die Ausgangsbeschränkungen wegen der Corona-Epidemie auf unser Essverhalten auswirken können. Das erklärt Isabelle Kniebs, Beraterin beim Patientenrat & Treff: "Prinzipiell sind wir nicht alle gleich und es kommt auf jeden selber an. Es ist aber so, dass etwa 40 bis 50 Prozent der Menschen in Stress-Situationen mit Essen reagieren. Das ist teilweise so, dass das hormonell bedingt ist, aber es kann auch antrainiert sein." In der Kindheit lernt man oft, sich mit Nahrung zu beruhigen oder zu belohnen. "Es sind gerade die fetthaltigen und süßen Nahrungsmittel, die unser Belohnungssystem aktivieren und das Stressempfinden senken lassen."
Die Corona-Krise ist eine lang anhaltende Stresssituation. Und bei der Ernährung gibt es Fehler, die wir jetzt vermeiden sollten: "Vor allen Dingen sind die Fehler, dass wir aus Langeweile essen, weil wir geraden nichts zu tun haben oder Ablenkung suchen", sagt Isabelle Kniebs. Ihr Tipp: Die drei Hauptmahlzeiten einhalten und Pausen zwischen den Mahlzeiten beibehalten. Das heißt, auf den Griff nach den Schokoeiern, die noch im Schrank liegen, verzichten. Und wenn eine Zwischenmahlzeit, dann lieber eine gesunde Alternative.
Gerade im Homeoffice ist es wichtig, den ganzen Tag über ausreichend zu trinken. "Unser Gehirn macht da keinen Unterschied, ob es Hunger oder Durst ist", sagt Isabelle Kniebs, "deshalb ist es ratsam, erst einmal etwas zu trinken und zu gucken, ob das Hungergefühl wieder verschwindet."
Ganz wichtig ist, was wir essen: Viel Gemüse und Obst - fünf Portionen am Tag werden angeraten. Dafür muss man natürlich das Richtige einkaufen. Und man sollte in Ruhe essen und das gemeinsame Essen mit der Familie genießen und dabei die gewohnten Portionen beibehalten.
Wenn man mit Kindern kocht oder backt, muss es nicht immer die zuckersüße Variante sein. Auch dazu gibt Isabelle Kniebs Tipps im BRF-Interview.
jp/est