Das Restaurant des Bütgenbacher Hofs wurde zum Fußballplatz: Wo normalerweise die Gäste speisen, können sich jetzt die Kinder der Hoteliersfamilie Maraite austoben. Ihr Vater sitzt an der Rezeption und liest Mails - überwiegend Stornierungen.
Dabei hatte sich Thorsten Maraite auf ein ausgebuchtes Osterwochenende und ungewöhnlich viele Reservierungen für die Ferien eingestellt: Wir hatten jetzt eh noch zwei Wochen Urlaub. Wir kamen aus dem Urlaub, frisch für die Osterferien. Allen tut das weh. Einen Monat hält man das vielleicht ein bisschen aus. Wir hatten Glück: Meistens haben wir im Urlaub eine größere Investition, und dieses Jahr hat sich das verzögert, es hat nicht geklappt. Ein Glück, das hat mich gerettet. So hatte ich ein Polster, mit dem ich jetzt alle Rechnungen bezahlen konnte."
Das Polster ist jetzt weg, und es gibt keine Einnahmen. Da hilft die staatliche Unterstützung auch nur bedingt: "Wir bekommen als Selbstständige Überbrückungsgeld - meine Frau 1.200 und ich 1.600 Euro. Damit sind wir zufrieden. Das entspricht auch unserem Lohn, den wir sonst haben. Für den Betrieb gab es 5.000 Euro. Das ist für uns lachhaft. Für einen kleinen Betrieb mit ein, zwei Mitarbeitern ist das viel. Aber bei einem Komplex wie dem unseren hilft das gar nicht. Da müsste was anderes kommen."
Viele Hotelgäste zeigen Verständnis für die Situation und akzeptieren Gutscheine anstatt auf einer Erstattung ihrer Anzahlungen zu bestehen. Doch über eine lange Zeit ist diese Situation nicht tragbar: "Ein, zwei Monate würden wir es schaffen. Unsere Mitarbeiter sind alle in Kurzarbeit. Kredite bin ich gerade mit der Bank dabei, sie zu stunden. Urlaubsgeld können wir bis Dezember stunden. Wenn wir aber noch ein paar Monate zu haben und im Dezember kommen alle Kosten auf einmal - es ist schwierig zu sagen. Es wird schon Zeit, dass in den nächsten Wochen wieder alles laufen würde."
Optimistisch stimmen die neuen Buchungen. Schon jetzt hat der Bütgenbacher Hof Reservierungen für die kommenden Monate: "Der Herbst ist wie normal gebucht. Gastronomische Wochenenden fangen an. Die letzten Tage habe ich bessere Buchungen für Juli und August . Normalerweise ist die Durchschnittsdauer drei Nächte. Jetzt kommen viele Reservierungen von sechs, sieben, acht Tagen. Die meisten kommen über Booking rein. Die Leute können dann bis drei Tage vorher stornieren."
Insgesamt nimmt Thorsten Maraite die Situation noch gelassen: "Was soll man sonst machen. Ich bin ein positiver Mensch und hoffe, dass aus der Krise etwas Positives hervorgeht. Der Horeca-Sektor hat ja schon seit Jahren Probleme. Vielleicht wird im Nachhinein das Ganze überdacht und es kommen positive Dinge dabei raus."
Zu den positiven Seiten gehört auch, dass Thorsten Maraite jetzt mehr Zeit für seine Familie hat. Zum ersten Mal hat er Ostern nicht mit seinen Hotelgästen, sondern mit seinen drei Kindern gefeiert.
Michaela Brück