Ein Live-Konzert ohne Internet? Das geht gerade doch gar nicht. Doch das geht wohl. Der Schauplatz: die Eupener Nikolaus-Kirche. Die Musikrichtung: Klassik, um genau zu sein Eupener Klassik, denn im südlichen Kirchenturm wird das Trippetreien gespielt.
"Das Trippetreien ist eigentlich kein Glockenspiel und auch kein Glockenspielen. Beim Trippetreien muss man erst einmal die normalerweise schwingend läutenden Kirchenglocken in ihren Achsen blockieren, so dass diese nicht mehr schwingen", erklärt Glöckner Achim Bursch. "Dann muss man Seile an Klöppeln befestigen, weil nur die Klöppel gegen die Glocken bewegt werden beim Trippetreien."
Der Name Trippetreien ist dabei ein lokales Unikat. Denn nur in Eupen nennt man die Musizierart so. Seinen Ursprung hat der Begriff von dem französischen Wort "tripolage" und der Zahl drei, weil für gewöhnlich drei Glocken bespielt werden.
Ein lokaler Trippetreien-Experte ist Gerd Zimmermann. Er trippetreit in der Josefs-Kirche in der Eupener Unterstadt. Das Interesse hat er dazu schon in seiner Kindheit entwickelt. "Ich habe 1971 Erstkommunion gemacht und damals war es auch schon Tradition, dass man unter Glockengeläut ab der Klosterkirche losging. Dieses Glockengeläut war aber irgendwie anders", erinnert sich Zimmermann.
"Ich habe dann meinen Vater gefragt, was mit den Glocken war - und es war Trippetreien. Ich habe das dann weiter hinterfragt und wollte wissen, wie das geht etc." Ihn freut es besonders, dass das traditionelle rhythmische Glockenanschlagen auch in der Eupener Oberstadt endlich wiederbelebt wird.
Den Organisatoren der Veranstaltung hingegen war dieser Aspekt bei der Idee zum analogen Live-Konzert gar nicht bewusst. Meakusma ist auf das Trippetreien eher per Zufall gestoßen. "Wir hatten die Idee im Rahmen des Festivals, das im September stattfindet, ein Konzert von dem spanische Komponisten Llorenç Barber zu machen", berichtet Michael Kreitz.
"Dabei ging es darum, dass er die Glocken betätigt, plus Posaunenspieler aus den umliegenden Häusern bzw. Fenstern ertönen, plus ein Reiter, der über die Kopfsteinplaster reitet. Das war die Ursprungsidee", erzählt Kreitz.
"Im Gespräch mit dem Verein reiheM aus Köln kamen wir dann auf die Idee, ob nicht jetzt schon der Zeitpunkt wäre, das zu machen, eben weil alle Leute zu Hause bleiben müssen und es ein besonderer Moment ist. Dann haben wir ein bisschen weiter gesponnen und sind dann über Herrn Gerd Zimmermann an Herrn Bursch gekommen. Und er hat uns dann vorgeschlagen, hier ein Konzert spielen zu können."
Eine alte Tradition wieder aufleben lassen und gleichzeitig ein Live-Konzert für alle Eupener Mitmenschen bieten - angesichts der aktuellen Ausgangssperre hat Veranstalter Meakusma mit dem Trippetreien eine Alternative zu Live-Streams im Netz geschaffen.
sade/mg
Das war ein schönes Geschenk! Und vermutlich eine tolle Leistung von Herrn Bursch - ich war jedenfalls sehr beeindruckt. Per Telefon war auch meine Mutter, die in Alsdorf lebt, mit dabei. Es war ein schönes und außergewöhnliches Ostererlebnis für uns beide - vielen herzlichen Dank dafür!