Das Telefon klingelt fast non-stop in der St. Vither Buchhandlung Thiemann: Laufend gehen Bestellungen für Spiele oder Bücher ein. Wie viele Einzelhändler musste Rainer Thiemann seine Geschäfte in Eupen und St. Vith schließen, nun setzt er auf Haus-Lieferungen. "Wir sind quasi zu einer Art Webshop geworden. Man kann sich über fünf Kanäle an uns wenden: über Facebook, Whatsapp, Webshop, über Email und natürlich Telefon. Und das wird fleißig genutzt."
Egal ob Bastelmaterial, Puzzle und Gesellschaftsspiele oder Bücher: Unterhaltung ist bei den daheimgebliebenen Kunden gerade sehr gefragt. Drei Mal die Woche beliefert ein Mitarbeiter die Eifelgemeinden, ein anderer die Gemeinden im Norden, erklärt Mitarbeiterin Birgit Heck: "Wir haben diskutiert, wie die Lieferung sicher vonstattengehen kann: Die Ware und die Rechnung wird vor die Haustüre gebracht. Der Kunde bezahlt per Überweisung."
Das Geschäft zumindest teilweise weiterlaufen lassen und trotzdem die Sicherheit von Kunden und Mitarbeitern gewährleisten - Liefer-Angebote machen es möglich, und die sind momentan ausdrücklich erlaubt.
Doch mal eben einen Webshop auf die Beine stellen, ist leider nicht so einfach, weiß Rainer Thiemann aus eigener Erfahrung. Hindernis ist vor allem, die Datenbank mit den Produkten zu erstellen.
Zum Glück gibt es ja noch das Telefon, zumindest für diejenigen, die den Mehraufwand des Lieferns auf sich nehmen wollen. "Das kann jeder machen, aber man muss sich organisieren. Und man muss flexibel im Kopf sein: Das ist generell eine Herausforderung der Corona-Krise", sagt Thiemann.
Viel Solidarität
An Herausforderungen mangelt es den Einzelhändlern nicht. Vielen macht vor allem die Unsicherheit zu schaffen, weiß auch Thomas Gritten als Präsident der St. Vither Fördergemeinschaft. Momentan ist hier noch keine gemeinsame Initiative geplant: Zu unsicher sei es, wie es jetzt weitergeht. Gebündelte Maßnahmen zur Förderung des lokalen Handelns würde es aber sicher in der Zeit nach Corona geben, so Gritten.
Wann diese "Zeit nach Corona" kommen wird, das weiß keiner genau. Bis dahin können Einzelhändler ihr Geschäft aber so umstellen, wie Rainer Thiemann es getan hat. Für ihn steht auf jeden Fall fest: "Nichts ist, wie es einmal war. Man muss neu überdenken, wie man an die Kunden kommt. Aber von ihrer Seite aus gibt es viel Solidarität. Da macht es auch in diesen Zeiten Spaß, zu arbeiten."
Raffaela Schaus