Die St.-Vitus-Kirche in St. Vith ist zwar geöffnet, doch meist menschenleer. Hin und wieder zündet ein einzelner Besucher eine Kerze an, das war es.
Die Angst vor der Ansteckung hält die Kirchgänger fern. Auch das Weihwasser ist verschwunden - sicher ist sicher, Gottvertrauen hin oder her.
Dechant Claude Theiss wird es in diesen Tagen trotzdem nicht langweilig. "Ich habe jetzt anders zu tun. Die Situation erwartet Kreativität. Ich mache jetzt viel Telefonseelsorge, was in dieser ersten Woche auch tatsächlich viel von meiner Zeit gefordert hat."
Und wenn die Schäfchen nicht zum Hirten kommen, dann kommt der Hirte zu ihnen. Per Post oder digital. Gelobt sei auch das Internet. "Wir haben über Internet und auch über den Pfarrbrief eingeladen, dass wir uns sonntags um 10:15 Uhr zu Hause an die Tische setzen und miteinander diesen Gottesdienst feiern. Wir feiern zur selben Zeit, aber räumlich voneinander getrennt, um so dennoch ein Gefühl von Gemeinschaft miteinander zu empfinden und auch einander im Gebet zu tragen."
In Gedanken ist Claude Theiss natürlich auch bei den Menschen, die jetzt ganz besonders gefordert sind. Zeit für ein Gebet für alle Pflegekräfte, die jetzt ganz im Geiste von Pater Damian die Kranken pflegen, bleibt natürlich auch.
"Natürlich bete ich jetzt auch ganz besonders für diese Menschen, die herausgefordert sind durch ihren Beruf und ihrer Aufgabe in der Gesellschaft, die den gefährdeten Menschen beistehen. Die, die sie begleiten und pflegen, wenn sie auch um ihr Leben kämpfen. Das ist für mich ganz selbstverständlich."
Die Ansteckungsgefahr endet nicht vor der Kirchentür. Das wirft auch in der Kirchengemeinde Fragen auf. Wie kann ein gütiger Gott so etwas zulassen? "Ich mache mir ja auch selbst Gedanken. Ich muss die Frage natürlich auch anders stellen. Was machen wir Menschen mit Gottes Schöpfung seit einigen Jahrzehnten? Und was ist unsere eigene Verantwortung in der ganzen Entwicklung der Viren, aber auch den Umgang mit dem Klimawandel? Ich glaube, man wird sich mal bewusst, dass die Natur von sich aus antwortet auf unser Handeln und unseren Umgang mit ihr."
Zeit zum Nachdenken haben wir jetzt ja. Und über die wichtigste Frage überhaupt klärt uns der Dechant auch noch auf. "Ich habe noch Klopapier. Auch für die nächsten Wochen noch." Wenn das mal keine frohe Botschaft ist. Denn nicht nur Brot und Wein kann man teilen.
Manuel Zimmermann
Eine wirklich frohe und vor allem eine beruhigende Botschaft ist es zu wissen, dass Dechant Claude Theiss über genügend Toilettenpapier verfügt. Ist genauso wichtig wie das täglich Brot. Beide gehören in den selben Kontext. Sind untrennbar miteinander verbunden.
Ja... diese Frage nach dem Klopapier war die Scherzfrage vor dem Interview um das Mikro zu testen. Ich hätte nicht gedacht, dass dies im offiziellen Interview benutzt wird und das, was ich gefragt hatte zu vermitteln nicht gesendet wurde. Nicht nur Viren haben wir nicht im Griff... Da veröffentliche ich besser auf pfarrverband.be