In Halenfeld führt Stéphanie Heinen-Heindrichs - wie viele Friseurmeisterinnen - einen kleinen Friseursalon. Doch nun hat ihr Salon geschlossen. Diese Wahl hat sie sich nicht leicht gemacht. Denn die Maßnahmen rund um das Coronavirus haben ihr eine schwierige Entscheidung abverlangt, erzählt die Friseurmeisterin.
"Mich persönlich betrifft es jetzt so, dass ich zum ersten Mal in meiner doch langjährigen Karriere mein Personal in "Chomage Forcé Majeur" schicken musste. Wir müssen uns entscheiden zwischen Cholera oder Pest. Entweder schließen und es kommt kein Geld rein, was uns Selbständige sehr trifft. Oder uns halt der Gefahr aussetzen - werden wir vom Kunden angesteckt, stecken wir den Kunden an? Der Sicherheitsabstand ist total unrealistisch. Wir sind so nah am Kunden, näher geht es ja nicht."
Vor diesem Hintergrund hat die Familienmutter entschieden, ihre Mitarbeiter und Kunden zu schützen, indem sie schließt. Diese Entscheidung hat sie sich nicht leicht gemacht, erzählt Stéphanie Heinen-Heindrichs: "Man hat ja auch eine Verantwortung den Angestellten gegenüber. Zum Beispiel meine Angestellte ist hochschwanger. Den Schuh ziehe ich mir nicht an. Und auch den Lehrlingen gegenüber. Die Verantwortung möchte ich auf keinen Fall übernehmen."
"Die Verantwortung muss ich schon für meine Familie übernehmen und für die Kunden. Auch wenn die Kunden das vielleicht anders sehen, aber man übernimmt auch die Verantwortung für die Kunden und versucht, alle Seiten zu schützen. Das war die einzig logische Folgerung daraus, die dann zu diesem Entschluss geführt hat."
Sie hätte sich von der Regierung gewünscht, dass sie ihr diese schwierige Entscheidung abgenommen hätte, sagt Stéphanie Heinen-Heindrichs. "Unsere Dienstleistung gilt als lebensnotwendig, wo ich mir Fragen stelle: Haben wir keine anderen Probleme, als Hauptsache wir haben die Haare schön? Dann fühlt man sich von der Föderalregierung missverstanden."
"Alle Geschäfte dürfen schließen. Und wenn ich dann wie gestern lese, dass der Horeca-Bereich - also Betriebe, die gezwungen werden, komplett zu schließen - eine Unterstützung von 5.000 Euro bekommen. Wir, die wir in der Grauzone leben, dürfen Ja oder Nein sagen und bekommen dann eine Unterstützung von 2.500 Euro. Und wir müssen uns vor dem Kunden rechtfertigen, der dann nicht versteht, wieso wir zumachen."
Sie ist seit vielen Jahren im Geschäft. Doch nicht alle Friseure haben das Glück, nach vielen Berufsjahren etwas Geld für schwierige Zeiten zurückgelegt zu haben. Vor allem jungen Betriebe seien gezwungen, sich dem Risiko auszusetzen und weiterhin Kunden zu frisieren, erklärt Stéphanie Heinen-Heindrichs.
"Unter uns Kollegen ist es sehr schwer. Die einen entscheiden sich so, die anderen so. Es sind junge Salons, die gerade eröffnet haben, die unwahrscheinlich viel investiert haben, die horrende Mieten zum Teil zu bezahlen haben. Die sind dazu gezwungen. Die entscheiden sich dann eher für die Cholera als für die Pest. Und jeder Euro, der reinkommt, hilft zu überleben. Die wären dem Untergang geweiht. "
Friseure mussten sich im Zuge der Coronasituation einigen Maßnahmen beugen. Zunächst durften Friseure weiterhin öffnen, später wurden Wochenenden ausgenommen. Zuletzt war die Maßgabe, dass lediglich essenzielle Geschäfte öffnen dürfen, auch Friseure gehören dazu.
Stéphanie Heinen-Heindrichs machte vor allem die Unsicherheit schwer zu schaffen: "Nach dem ganzen Hin und Her der letzten Woche - permanente Richtungswechsel, Halbwahrheiten, wieder revidierte Aussagen auch seitens der Regierung und des Wirtschaftsministeriums."
"Da wäre es mir lieber, etwas länger überlegen, in sich gehen, von allen Gesichtspunkten aus betrachten, sich Informationen auch von der Bevölkerung holen, bevor man Entscheidungen trifft, die man dann doch wieder eventuell revidieren muss, was auch wiederum Unsicherheit und Unmut in der Bevölkerung schürt. Mir wäre es lieber, wohlüberlegte Entscheidungen zu treffen als eine überschnellte."
Es ist dieser Tage auch für Politiker nicht leicht, Entscheidungen zu treffen. Eine Krise erfordert schnelles und bestimmtes Handeln. Ein Gespräch mit den betroffenen Berufsgruppen kann helfen, dass ein Verständnis für die Nöte beider Seiten erwächst.
Anja Verbaarschot