Während Ärzte, Lebensmittelverkäufer und Pfleger vor Arbeit kaum mehr durchatmen können, haben andere Arbeitnehmer nun viel Zeit. Schulen haben geschlossen, Restaurants und Geschäfte benötigen momentan kaum Personal. Viele möchten die Senioren, Eltern und Arbeitnehmer aus der Gesundheitsbranche unterstützen. Doch wo wird Hilfe benötigt?
Nach dem Vorbild anderer Gruppen im Netz hat Yves Plaire deshalb die Facebookgruppe "Corona Hilfe Eupen" gegründet. Sich gegenseitig unterstützen, ist die Devise. "Die Gruppe habe ich gegründet, damit Helfende und Hilfesuchende zueinander finden", erklärt Plaire.
"Ich habe mir gedacht: 'Es hat noch keiner die Initiative ergriffen, also mach ich das einfach mal!' Dann habe ich die Gruppe einfach gegründet. Sich jetzt mit Social Media für den guten Zweck einzusetzen, halte ich für genau das Richtige. Man kann über Facebook viele Menschen erreichen."
Schon über 900 Mitglieder
Ob Unterstützung beim Einkaufen, Babysitting oder Kochen - die Angebote sind vielfältig. Die Gruppe informiert auch regelmäßig über neue Entwicklungen in der Coronasituation. Die Mitglieder können sich auch bei Fragen und Unsicherheiten gegenseitig unterstützen.
Yves Plaire ist begeistert über den Zuspruch. Mit so viel Zulauf hatte er gar nicht gerechnet. "Es sind jetzt schon über 900 Mitglieder innerhalb von vier bis fünf Tagen. Das ist Wahnsinn, damit habe ich auch nicht gerechnet", freut sich Plaire. "Das Interesse in Eupen ist sehr groß."
Ältere Menschen besitzen oft keinen Internetzugang oder einen Facebook-Account. Deshalb sensibilisiert die Gruppe für Solidarität auch im Alltag, erklärt Yves Plaire. "Das ist sehr wichtig. Jeder kennt jemanden, der jemanden kennt, der jemanden kennt. Es ist das solidarische Grundprinzip, das hier angesprochen wird. Man muss ja nicht in einer Facebook-Gruppe sein, um Hilfe zu erbitten. Ich denke, das ergibt sich auch von alleine. Aber die Sensibilisierung ist wichtig: mal auf die Nachbarn zu achten oder auf Leute, die man kennt, bei denen man vielleicht den Eindruck hat, dass sie Hilfe gebrauchen könnten und sie aktiv anzusprechen."
Solidarität
Dem Gründer ist bewusst, dass es auch kritische Stimmen gibt. Beispielsweise, ob ein Zusammenbringen zuvor fremder Menschen nicht kontraproduktiv für die Ausbreitung des Coronavirus sein könnte. Hier sieht Yves Plaire jedes Gruppenmitglied selbst in der Verantwortung: "Die Frage ist, was überwiegt: das Für oder das Wider? Das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden", sagt Plaire. "Aber meiner Meinung nach sollte man das eher positiv als negativ betrachten." Und natürlich bleibt die Hoffnung, dass die Solidarität auch nach der Corona-Krise bestehen bleibt.
Wenn Sie also etwas Zeit haben, freuen sich sicher einige Senioren oder Eltern über Hilfe. Achten Sie jedoch bei jeglicher Hilfestellung weiterhin darauf, möglichst den direkten Kontakt zu vermeiden, um besonders die betagteren Mitmenschen zu schützen.
Anja Verbaarschot