Auch im Wüstenstaat Katar am persischen Golf ist das Coronavirus längst angekommen. Schulen und Restaurants sind dort ebenfalls geschlossen. Die Schüler machen E-Learning, erzählt Melanie Simons.
Sie macht ein Praktikum bei Al Jazeera English. "Unser Motto ist, dass wir besondere Geschichten von inspirierenden Menschen auf der ganzen Welt verteilt erzählen wollen. Ich bin Postproduktions-Assistentin. Auf gut Deutsch heißt das: Ich sitze den lieben langen Tag am Computer und schneide Ausschnitt aus unseren Dokus zusammen, die ich dann auf unseren Social-Media-Kanälen poste", erzählt die Hauseterin.
Das Coronavirus hat auch Einfluss auf die Arbeit bei Al Jazeera English, Melanie Simons wurde zum Home Office verdonnert. "Mich schränkt es schon ein. Mein Praktikum verläuft jetzt ganz anders. Seit Freitag mache ich Home Office. Als uns das am Donnerstag erzählt wurde, war schon ein bisschen Panik. Bei uns sind dann Leute in diesen Sicherheitsanzügen und mit Masken herumgelaufen. Handdesinfektionsmittel stand sowieso schon überall herum."
"Die Leute sind echt ein bisschen ausgerastet. Zu dem Zeitpunkt dachte ich noch, dass alle ein bisschen übertreiben. Aber es hat wohl einen Sinn, dass wir Home Office machen müssen. Für mich ist es nur ein bisschen schade, da ich als Praktikantin eigentlich auf Hilfe angewiesen bin. Aber ich bin jetzt ein bisschen auf mich allein gestellt. Es ist aber okay, denn ich bin schon zwei Wochen angelernt worden."
"Ich bin nach Katar gekommen für ein Abenteuer. Und jetzt habe ich Abenteuer, das steht fest." Zum ersten Mal vom Coronavirus gehört hat Melanie Simons vor drei Wochen, als sie mit ihrem Freund durch den Oman reiste. "Da war Corona überall in den Nachrichten, allerdings hatten wir nicht immer Internet und auch nicht so viel Zeit, um die Nachrichten zu verfolgen."
Da ihr Freund aber schon seit längerem Husten hatte, der sich während der Reise noch verstärkte, fuhren die beiden zum Arzt. "Das Zelten nachts in der Kälte hat den Husten schlimmer gemacht. Und die Ärzte haben sofort gedacht, dass er das Coronavirus hat. Wir haben auch kurz ein bisschen Angst gehabt, als sie total viele Fragen gestellt haben, zum Beispiel ob wir zuletzt in China oder in Asien waren."
"Als wir das verneint haben und er nochmal seine Symptome genannt hat, waren die Ärzte beruhigt. Aber vorher sahen sie echt panisch aus und da haben wir das erste Mal gemerkt, was los ist."
Bei Melanie Simons werden aber auch andere Eindrücke der Reise hängen bleiben - von der Mentalität der Menschen bis hin zur Architektur in Doha. "Der Lifestyle ist ganz anders. Ich habe sehr viele Kollegen, die neben der Arbeit nichts anderes machen. So eine Zehn-bis-Zwölf-Stunden-Schicht stellt keiner infrage."
"Ansonsten ist es ein sehr heißes Land, es ist ein Wüstenstaat. Es ist auch ein muslimisches Land und lebt in einem anderen Rhythmus. Hier ist das Wochenende am Freitag und Samstag, weil Freitag in der Kultur der heilige Tag ist."
"Aber es ist alles irgendwie 'fake'. Ich wohne zum Beispiel in einem Viertel, das aussieht wie Venedig. Hier ist man von Hochhäusern und Reichtum umzingelt, alle fahren schicke Autos. Alle sind gut gekleidet. Und außerhalb der Stadt sieht man die Armutsviertel. Und der Fakt, dass man eine Stunde fährt und in der Wüste ist, aber auch direkt am Strand, ist auch total verrückt."
Melanie Simons ist erst einmal nicht vom Einreisestopp, den EU-Kommissionspräsidentin Ursula Von der Leyen angekündet hat, betroffen. Ihr Flieger geht am 25. Mai, daher ist sie zunächst noch zuversichtlich.
js/km