Als wir an der Grundschule des Königlichen Athenäums in Eupen ankommen, begrüßen uns nicht wie sonst Scharen spielender Kinder. Es ist beinahe seltsam still. Doch schaut man etwas genauer hin, dann entdeckt man sie: Einige Kinder laufen durch die sonst verwaisten Flure. Nur elf von insgesamt über 500 Schüler beleben die leeren Klassenräume.
Karin Charlier-Plumacher, Direktorin der Grundschule des Königlichen Athenäums in Eupen, ist positiv überrascht, wie viele Eltern so kurzfristig eine Betreuung der Kinder organisieren konnten. "Ich bin sehr zufrieden, dass die Eltern den Anweisungen gefolgt sind, das wirklich auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Deswegen bedanke ich mich auch bei den Eltern für eben dieses Entgegenkommen."
Auch in anderen Schulen hat man den Empfehlungen des Ministeriums Folge geleistet. So sind derzeit in der ganzen DG nur fünf Sekundarschüler in schulischer Betreuung. In den Grundschulen schwanken die Zahlen zwischen fünf bis 20 Schüler pro Schule.
Bei der Arbeitsaufteilung für das Aufsichtspersonal wird im Königlichen Athenäum in Eupen darauf geachtet, ob es sich um Personen aus Risikogruppen handelt. Um die sozialen Kontakte nicht unnötig zu vervielfachen, arbeiten die Lehrer in gleichbleibenden Teams zusammen.
Unterrichtsstoff wird in der Schule derzeit nicht weitergegeben. Freizeitbeschäftigungen - möglichst mit reduziertem Kontakt - stehen auf dem Programm.
Auch für die Schüler zu Hause ist gesorgt. Die Lehrer haben Schulstoff für einige Wochen zusammengestellt und den Kindern mitgegeben.
Hier sieht Karin Charlier-Plumacher die Eltern in der Verantwortung, die Kinder beim Lernen zu unterstützen. "Als die Nachricht am Freitag an uns herangetragen wurde, haben die Lehrpersonen Material vorbereitet. Am Freitag wurde den Kindern schon so viel Material, Anweisungen und Lehrbücher wie möglich mitgegeben. In Zukunft werden wir den Kontakt der Eltern zu der jeweiligen Lehrperson auf unserer Webseite und per Email aufbauen."
Auch für den Fall, dass die Schulschließungen länger als bis zu den Osterferien Bestand haben sollten, wird vorgesorgt. Lernen per App ist beispielsweise nicht ausgeschlossen.
Karin Charlier-Plumacher macht sich dennoch Sorgen, denn nicht alle Eltern haben die Zeit, ihre Kinder beim Lernen zu unterstützen. "Wenn jeder Kontakt vermieden werden muss, ist es natürlich schwierig, das Material auch wieder weiterzuleiten. Man kann auch nicht darauf bauen, dass alle Eltern über Mailkontakt die Blätter ausdrucken. Was danach kommt, wenn die Schüler wieder zurückkommen, ist ein großes Fragezeichen. Inwieweit hatte jeder die Möglichkeit, mit den Kindern zu arbeiten? Es ist nicht so selbstverständlich, dass die Eltern die schulischen Kompetenzen vermitteln können. "
Sowohl für Lehrer als auch für Eltern ist die kommende Zeit mit großen Umstellungen verbunden. Technik, wie Videotelefonie oder Chats, können gegebenenfalls auch den Kindern und Jugendlichen helfen, soziale Kontakte aufrechtzuerhalten, ohne sich der Gefahr einer Ansteckung auszusetzen.
Wer sein Kind in einer Schule betreuen lassen muss, wird gebeten, die Schule darüber vorab zu informieren. Nur so kann das Lehrpersonal mittelfristig vorausplanen.
Anja Verbaarschot