Es herrscht Lehrermangel in Ostbelgien. Auch deshalb hat sich die DG-Regierung vorgenommen, den Lehrerberuf attraktiver zu machen. Und dazu möchte Unterrichtsminister Harald Mollers die Einstellungskriterien reformieren. "Die große Neuerung wird daraus bestehen, dass ab dem Schuljahr 2021-2022 die befristeten Bezeichnungen für Personalmitglieder, die alle Bedingungen erfüllen, das heißt, die den richtigen Titel und die Qualifikation haben, abgeschafft werden", erklärt Mollers.
"Im Umkehrschluss heißt das, dass jeder, der den erforderlichen Titel hat und für mindestens ein Schuljahr bezeichnet wird, also jeder, der nicht nur einen Ersatzvertrag macht, wie beispielsweise im Krankheitsfall oder in der Mutterschaft, sofort einen unbefristeten Vertrag bekommt."
Paradigmenwechsel
Unterrichtsminister Mollers spricht hier von einem Paradigmenwechsel, weil Lehrer im aktuellen System erst mal drei Jahre lang befristete Verträge bekommen - sich also jedes Jahr neu bewerben müssen. Dies führe zu einer großen Stellenunsicherheit und vielen Arbeitsplatzwechseln. "Wir möchten ab September 2021, dafür sorgen, dass jeder die Voraussetzungen für eine feste Anstellung bekommt. Das schafft Lebensplanungssicherheit, das schafft auch für die Schulleiter und die Schulträger eine größere Stabilität in den Teams", glaubt Mollers. "Diese Maßnahme betrifft nicht nur diejenigen, die ab dann in das Unterrichtswesen einsteigen, sondern betrifft auch diejenigen, die bereits im Unterrichtswesen drin sind und eben auch die Titelbedingungen erfüllen."
Die Maßnahme sei das erste Paket der neuen Dienstrechtsreform. Seit 2015 wird daran gearbeitet. Damit stehe jetzt ein ganz dickes Paket auf der Tagesordnung. Vor allem weil die Umsetzung juristisch abgesichert werden muss, so der Minister. Eine ganze Reihe an Gesetzestexten muss angepasst werden. "Daran arbeitet die Verwaltung momentan intensiv. Es geht beispielsweise darum, eine Übergangsregelung zu schaffen, damit wir sicher sind, dass alle, die schon im System sind, auch davon profitieren können", erklärt Mollers.
"Beispielsweise wird die bisher gültige Vorrangsregelung davon de facto ausgehebelt. Das heißt, wir müssen den Schulträgern Mittel und Wege an die Hand geben, wie man dann beispielsweise bei Stellenwegfall mit den Personalmitgliedern umzugehen hat, wenn beispielsweise Schülerzahlen schwanken."
Probezeit
Der Unterrichtsminister denkt auch über eine Probezeit nach. Diese soll trägerübergreifend erfolgen. "Das heißt, in den ersten drei Jahren der unbefristeten Bezeichnung müssen Personalmitglieder auf der einen Seite natürlich unterstützt werden, sie müssen an den Beruf herangeführt werden. Sie müssen auf der anderen Seite aber auch diese Stabilität gewährt bekommen. Deswegen rede ich da von einer trägerübergreifenden Probezeit, um den Personalmitgliedern eine zusätzliche Sicherheit zu geben während der ersten drei Jahre."
"Wir wissen, dass gerade junge Personalmitglieder genau dort eingesetzt werden, wo gerade ein Loch ist. Das führt oft zu sehr zerklüfteten Stundenplänen. Teilweise müssen junge Personalmitglieder gleichzeitig an mehreren Schulen gleichzeitig unterrichten, um sich einen vollen Stundenplan zusammenzuarbeiten. In Zukunft wird es darauf ankommen, dass Schulträger vermehrt darauf achten, wo sie die Leute einsetzen und wie sie die Stellen dann auch gestalten, um diese Stabilität zu erhöhen", so Mollers weiter.
Sollte die Neuerung vom Eupener Parlament abgesegnet werden, gilt sie für alle Schulträger und Schulebenen, und nicht nur für einzelne Schulformen.
Quereinsteiger kommen natürlich nicht in den sofortigen Genuss einer unbefristeten Einstellung. "Quereinsteiger werden natürlich nur so lange befristete Verträge bekommen, wie sie dienstrechtlich nicht in Ordnung sind. Das heißt, sie haben beispielsweise die Möglichkeit, die Lehrbefähigung zu absolvieren. Da gibt es dann je nach Amt, das man anstrebt, unterschiedliche Anforderungen. Die Anforderungen sind auch oft zwischen den Trägern sehr unterschiedlich. Und auch Quereinsteiger werden, sobald sie die Titelbedingungen erfüllen, einen unbefristeten Vertrag bekommen können."
Planungssicherheit
Für den Unterrichtsminister liegen die Vorteile auf der Hand. Es gebe Planungssicherheit für das Unterrichtspersonal. Und der Rekrutierungsaufwand, der jedes Jahr aufs Neue bewerkstelligt werden muss, nimmt durch die Reform sehr stark ab, weil alle, die laut Titel in Ordnung sind, sich nicht mehr neu bewerben müssen.
"Das entlastet auch die Träger und wir erhoffen uns natürlich auch eine größere Stabilisierung der Teams, dass Schulen auch über mehrere Jahre hinweg mit den gleichen Leuten planen können. Dadurch wird Schulentwicklung erleichtert. Das sind alles Dinge, die auf der Hand liegen", so Mollers.
Manuel Zimmermann