Im Wetzlarbad in Eupen schwimmen an fast allen Wochentagen Schüler. Sie lernen, sich im Wasser zu bewegen und ihre Fähigkeiten einzuschätzen. Ohne Angst ins Wasser zu springen, ist nicht für alle Kinder selbstverständlich. Jedes fünfte Kind in Belgien kann nicht schwimmen.
Um Ostbelgien ist es nach ersten Befragungen etwas besser bestellt. "Bei uns sind die Statistiken noch ganz gut. Unsere Schüler können generell im vierten Schuljahr schwimmen", weiß der Sonderbeauftragte für den Fachbereich Sport des Ministeriums der DG, Norbert Kever. "Gegen Ende des Jahres werden wir Resultate von allen Schulen der Deutschsprachigen Gemeinschaft haben. Wir werden alle Kinder testen im vierten Schuljahr und statistisch festhalten, wer schwimmen kann und wer nicht."
In Ostbelgien gab es bis dato die unterschiedlichsten Systeme, um die Schwimmkenntnisse der Schüler zu bestimmen. Eine einheitliche Lösung musste her, um die Kenntnisse klar darzustellen.
Die alten Schwimmdiplome haben damit nun ausgedient. Die großen DIN-A4-Urkunden weichen ab nun neuen, ansprechenden Schwimmheften. Diese werden die Schüler ab nun in ganz Ostbelgien durch ihre Schulzeit begleiten. "Jedes Kind, das möchte - es ist also auf freiwilliger Basis - erhält so ein Schwimmpassheft mit zehn verschiedenen Schwimmpässen", erklärt Norbert Kever.
"Drei bis vier Pässe sind der Wassergewöhnung gewidmet und dann geht's hin zum richtigen Schwimmen: von vier Längen schwimmen bis hin zu ersten Schwimmübungen im Rettungsschwimmerbereich für die Sekundarschüler. So hoffen wir , dass die Stufen von 1 bis 10 erreicht werden von den Schülern."
Besonders wichtig ist der fünfte Schwimmpass. Diesen sollten alle Schüler im 4. Schuljahr ablegen. Denn dieser belegt die generelle Schwimmkompetenz.
Die neuen Hefte sollen vor allem anspornen: Mit kleinen Motivationssprüchen und Stickern für jede geschaffte Etappe macht das Schwimmen gleich doppelt Spaß, davon ist Norbert Kever überzeugt: "Die Schwimmpässe sollten attraktiv und interessant sein für die Kinder, gut aussehen und dazu animieren, von einem Diplom zum anderen zu schwimmen und sich ständig zu steigern. Ich glaube, das ist uns damit gelungen und das Heft wird gut ankommen bei den Kindern."
Jedes Kind, das nicht schwimmen kann, ist eines zu viel. Mit den neuen Schwimmheften ist genau ersichtlich, welcher Schüler noch Nachholbedarf hat.
Norbert Kever hofft, dass die neuen Schwimmhefte und die statistischen Auswertungen die Menschen und die Schulen sensibilisieren. "Wir erhoffen uns wie gesagt eine zusätzliche Motivation bei den Kindern und gute Resultate. Denn die Statistiken sehen sehr schlecht aus, vor allen Dingen im benachbarten Ausland, wo die Schwimmkompetenz der Kinder zurückgeht. Und wir erhoffen uns hier eine zusätzliche Motivation für die Kinder und auch für die Lehrer, regelmäßig schwimmen zu gehen und diese kleinen Schwimmpässe zu erreichen."
Wichtig ist es, dass auch die Eltern mit ihren Kindern schwimmen gehen. Denn nur dann können die Kinder ihre Fähigkeiten genau einschätzen. Norbert Kever appelliert an alle Eltern: "Es gibt viele Kompetenzen, die die Kinder erreichen müssen. Schwimmen ist eine der wichtigsten, wenn nicht sogar die Wichtigste, weil es überlebenswichtig ist, dass Kinder schwimmen lernen.
Deshalb auch der Appell an die Eltern, das nicht alleine auf die Schule abzuwälzen und zu sagen: 'Die Schule muss dafür sorgen, dass mein Kind schwimmen kann'", so Kever. "Die Eltern sind auch gefordert, schon früh im Kindergartenalter schwimmen zu gehen, sodass die Wassergewöhnung schnell geschafft ist und man so möglichst früh schwimmen lernen kann."
Die Schwimmfähigkeiten der Kinder auf spielerische Weise aufzeigen, motivieren und sensibilisieren - das alles soll das neue Schwimmheft leisten.
Anja Verbaarschot