In allen medizinischen Fachbereichen fehlt es an Ärzten. Die Zulassungsprüfung für ein Medizinstudium an einer französischsprachigen belgischen Universität müssen alle Studenten in Französisch ablegen - ein Nachteil für deutschsprachige Studenten, sagt auch Pierre-Yves Jeholet. "Die Prüfung ist schwieriger für Deutschsprachige, die nicht perfekt Französisch können", sagt Pierre-Yves Jeholet. "Die Prüfungen müssen mit allen Fragen und Antworten übersetzt werden. In diesem Bereich wollen wir vorankommen."
Oliver Paasch sieht das ebenfalls so. Seitdem die Zulassungsprüfung am Anfang des ersten Studienjahres organisiert wird, habe sich das Problem verschlimmert. "Das ist ein deutlicher Startnachteil, ja eine Sprachendiskriminierung. Deswegen haben wir heute politisch vereinbart, dass die Aufnahmeprüfungen auch in die deutsche Sprache übersetzt werden. Allerdings gibt es einige juristische Hürden, die wir gemeinsam überwinden wollen."
Eine technische Arbeitsgruppe wurde beauftragt, ein Abkommen auszuarbeiten, in dem Deutschsprachige einen gleichberechtigten Zugang zu frankophonen Medizinfakultäten erhalten.
Was die Ausbildung der unter 18-Jährigen betrifft, hob Oliver Paasch die duale Ausbildung und die technische Ausbildung hervor. Es werde intensiv an der größten Unterrichtsreform seit 1989 gearbeitet. "Wir halten das Schweizer Modell für vorbildlich und zielführend in Bezug auf technische Ausbildung."
"Die französische Gemeinschaft hat heute neidisch auf das duale Ausbildungssystem der Deutschsprachigen Gemeinschaft geblickt. Dennoch stehen wir vor Veränderungen und Herausforderungen und haben bereits in den Regierungserklärungen angekündigt, dass wir mehr Synergien zwischen dem technischen Sekundarschulwesen und dem dualen Ausbildungssystem schaffen wollen."
Eine stärkere Zusammenarbeit liege im Interesse der Schüler und Lehrlinge, aber auch im Interesse des Arbeitsmarktes.
Chantal Scheuren