Doug Mitchell war selbst Soldat bei den US-Marines, sagt er. Und er habe immer gewusst, was im Falle eines Einsatzes auf ihn zukomme. Bei den jungen Männern, die im Dezember 1944 in den Wäldern oberhalb von Schönberg gefangen genommen wurden, könne man das nicht unbedingt voraussetzen. "Diese Brücke über die Our war eine Grenze für die 7.000 amerikanischen Soldaten. Sie hatten versucht, da rauszukommen, aber es ging nicht", erzählt Doug Mitchell.
Schönberg steht damit für die zweitgrößte Kapitulation der Amerikaner im Zweiten Weltkrieg. Diesen Männern von der 106. US-Infanterie-Division soll nun am 15. Dezember ein Denkmal gesetzt werden. "Hier in Europa gibt es fast kein Denkmal für die Kriegsgefangenen. Wir wollen eins bauen, wie in Wereth, wo es ein Denkmal für die ermordeten schwarzen Soldaten gibt - auch sie waren in Schönberg", so Mitchell.
Auch St. Viths Bürgermeister Herbert Grommes verbindet die eigene Geschichte mit diesen Ereignissen: "Ich bin 20 Jahre nach dem Krieg geboren und kann mich daran erinnern, dass da noch viele Dinge aus dem Krieg lagen. Aber wir müssen einen Schritt weitergehen und uns fragen: Was können wir tun, damit sich solche Ereignisse nicht mehr wiederholen?"
Die Gedenkfeiern am 15. Dezember, zu denen auch einige US-Veteranen und ihre Angehörigen erwartet werden, sind Teil dieser Lehren, die aus dem Vergangenen gezogen werden sollen.
Den Auftakt macht ab dem 13. Dezember in der St. Vither Pfarrkirche eine Ausstellung, die den Zeitraum von 1935 bis 1945 erfasst. "Im Wesentlichen geht es darum, die Vorbereitungen zum Krieg zu thematisieren: Welche politische Stimmung herrschte hier im Gebiet? Welche Gruppierungen machten welche Propaganda?", so Klaus-Dieter Klauser vom Geschichtsverein ZVS. "Es geht vor allem auch um die Kriegszeit - nicht rein militärisch gesehen, sondern was passierte hier im Krieg? Die Menschen sind hier mit Einberufungen, Sammelaktionen und allen Auswirkungen, die der Krieg im Inneren des Reiches mit sich brachte, konfrontiert worden."
Kurz vor Weihnachten, am 22. Dezember, gibt der Musikverein Recht um 14 Uhr ein Konzert im Schieferstollen, wo die Einwohner des Dorfes während der Kriegshandlungen Schutz suchten. Am selben Tag gibt es in St. Vith kostenlose Stadtführungen zum Thema Krieg und Zerstörung (Abgang am Büchelturm um 10.30 Uhr und um 16 Uhr). Eine weitere Führung beginnt am 26. Dezember um 14 Uhr.
Am zweiten Weihnachtstag lädt der Pfarrverband die St. Vither dazu ein, aus den verschiedenen Vierteln zum Denkmalplatz zu ziehen und einen Gottesdienst zu feiern - im Gedenken an die völlige Zerstörung der Stadt.
"Wie liegt die Stadt so wüst" ist der Titel einer Komposition, die Rudolf Mauersberger bei der Zerstörung Dresdens geschrieben hatte. Das Stück wird im Rahmen des Ostbelgienfestivals am 29. Dezember zusammen mit dem "Requiem" Opus 48 von Gabriel Fauré in der Pfarrkirche dargeboten. Gestaltet wird das Konzert vom Chor "Carmina Viva & Ensemble" unter der Leitung von Rainer Hilger, Michael Schneider spielt die Orgel. Der Eintritt ist frei, aber aus organisatorischen Gründen müssen sich die Besucher um Karten bemühen, damit die Veranstalter wissen, mit wie vielen Besuchern sie rechnen können. Die Karten gibt es ab dem 12. November beim Tourist-Info und im Triangel.
Am 16. und 17. Januar 2020 folgt jeweils um 19 Uhr im Kino "Corso" eine Filmdokumentation von Robert Fuchs und Manfred Klein mit neuen Ansätzen zur Ardennenoffensive. Der rund zweistündige Film (drei Teile à 45 Minuten) thematisiert das Kriegsgeschehen in unserer Gegend: die Kampfgruppe Peiper und das Massaker von Baugnez, deutsche Kommandos hinter den feindlichen Linien, die Bombardierung von St. Vith. Der Kartenvorverkauf (15 Euro) läuft über das Kino "Corso".
Am 19. Januar startet in Winterspelt um 10 Uhr eine Familienwanderung mit ortsgebundenen Erläuterungen zum Kriegsgeschehen. Die Ankunft in St. Vith ist nach gut 13 Kilometern gegen 14 Uhr vorgesehen.
Am 20. Januar trifft in St. Vith eine "Befreiungskolonne" von Darstellern in Militärkleidung ein, die mit historischen Fahrzeugen von Bastogne über Malmedy, Baugnez und Ligneuville kommen. Nach einer Zeremonie mit Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal fährt diese "Befreiuungskolonne" am folgenden Tag durch St. Vith weiter nach Lanzerath, Honsfeld und Elsenborn.
Und Ende Januar/Anfang Februar besuchen dann Abiturienten von Eifeler Schulen das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz, um sich ein Bild von dem dortigen Schrecken zu machen. Zum Abschluss der Veranstaltungsreihe treffen sie am 14. Februar in St. Vith mit Zeitzeugen zusammen. "Es ging uns mit der Ausstellung, aber auch mit der Podiumsdiskussion darum, den Bogen von damals zu heute zu spannen. Der Krieg ist zwar heute hier nicht mehr Thema, aber es gibt auch heute Machenschaften und Veranstaltungen, wo Faschismus und Rassismus wieder auf dem Vormarsch sind. Es ist also ein Thema, das nach wie vor aktuell ist", sagt Klauser.
Mehr Informationen zum Veranstaltungsprogramm gibt es bei der Stadt St. Vith, beim Tourist-Info und beim Geschichtsverein ZVS.
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