Frische Farben, neue Inneneinrichtung, modernes Design - die alte Bäckerei Reul in Kettenis wurde kernsaniert und erstrahlt in neuem Glanz. Es ist 17 Uhr, als uns Jeremy Lemaire empfängt. Eine ungewöhnliche Uhrzeit für einen Bäcker, aber Schlaf kennt er derzeit kaum. Die Theke ist bereits wie leergefegt - es läuft gut für den jungen Bäcker. "Momentan sind wir sehr zufrieden", sagt er. "Wir dürfen uns überhaupt nicht beklagen - im Gegenteil: Wir kommen kaum hinterher. Ich stehe momentan quasi Tag und Nacht in der Backstube."
Nach einer mehrmonatigen Umbauphase ist die Dorfbäckerei seit dem 28. September wieder geöffnet - sehr zur Freude der Ketteniser. "Ich war auch schon vorher Kunde bei Reul. Ich bin Anwohner hier in Kettenis und finde es super, dass es solche Initiativen gibt, dass Jungunternehmer wieder in so ein Metier einsteigen und dafür sorgen, dass wir hier wieder unsere Brötchen lokal beziehen können – sonntagmorgens zu Fuß kommend oder mal kurz nach der Arbeit im lokalen Handel", sagt ein Kunde. "In Zeiten von Online-Handel und E-Commerce finde ich solche Dorfaktionen sehr gut und ich glaube auch, dass es hier sonntagsmorgens wie ein kleiner Dorfplatz ist, wo man sich trifft und sich ein schönes Wochenende wünscht. Also ganz, ganz top."
Mit gerade einmal 24 Jahren hat sich Jeremy Lemaire dazu entschieden, sein eigener Chef zu sein. Mit 14 hatte er erstmals in einer Backstube geschnuppert, mit 16 entschied er sich zu einer Lehre. Seine Ausbildung absolvierte er bei Leffin und Kremers. Ein harter Beruf, für den sich nicht mehr viele junge Leute begeistern können. Jeremy Lemaire aber kann. "Wenn man ein Handwerk gefunden hat, das einem wirklich Spaß bereitet, dann ist auch das frühe Aufstehen keine Qual, sondern gehört einfach dazu", findet er. "Und mir gefällt es sehr, dass ich in dem Beruf meiner Kreativität freien Lauf lassen kann."
Jeremy Lemaire ist Bäcker aus Leidenschaft. In Zeiten von industriellen Backwaren setzt er auf Qualität und Regionalität. "Ich glaube, dass wir hier in unserer Gegend noch Glück haben. Es gibt noch Leute, die auf regionale Produkte setzen. Das ist uns auch sehr wichtig. Wir verkaufen zum Beispiel auch regionale Produkte im Geschäft passend zu unserem Brot, weil wir der Meinung sind, dass auf ein gutes Brötchen auch guter Aufschnitt oder gute Marmelade gehört, die selbst hergestellt ist", erklärt Lemaire. "Es ist ein Risiko, aber wenn man gute Ware herstellt, denke ich, dass man sich nicht allzu viele Sorgen machen braucht. In einer Bäckerei ist vor allem Frische wichtig - und da haben wir einen Vorteil gegenüber den Großen."
Unterstützung bei der Gründung gab es von der WFG Ostbelgien. Viel Hilfe gibt es außerdem auch von der Familie. Und daneben unterstützen ihn noch zwei Angestellte im Verkauf. Und wie ist der neue Chef? "Unser neuer Chef ist ein ganz cooler, junger Chef. Ich glaube, besser können wir es nicht haben", sagt Annick Cloot, die seit dem 1. September für Jeremy arbeitet.
Vieles aus dem Sortiment seines Vorgängers hat Jeremy Lemaire übernommen, aber er setzt auch eigene Akzente. "Wir haben eine gewisse Produktpalette übernommen, da der Ketteniser ja auch seit Jahr und Tag hier einkaufen kommt und wir die Stammkundschaft behalten wollten. Es gibt ja eine Menge Produkte, die immer sehr gut ankamen. Und dazu habe ich jetzt meinen eigenen Flair mit reingebracht. Ich habe ein paar neue Getreidesorten ins Sortiment gebracht, die man vielleicht so noch nicht kannte. Und wir versuchen, auf Backmischungen und Backmittel zu verzichten."
Bei den Kunden kommt das an, sie sind bislang zufrieden - und Jeremy Lemaire ist es auch. Beste Voraussetzungen also für die neue Dorfbäckerei in Kettenis.
Melanie Ganser
Super, ich wünsche gutes gelingen. Wir kaufen nur Brot beim Bäcker um die Ecke und NIE im Supermarkt.
Toll, vom Herzen kommt "Backen ist aus Form gemachte Liebe".
Fährt Er auch Brot aus